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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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war gefallen. Ein paar andere auch. Die Invasion der Infanterie hatte nichts erreicht, und jetzt flog die Armee Luftangriffe gegen Damaskus und Aleppo. Die Mädchen waren am Vortag auf ihre ursprünglichen Stützpunkte zurückversetzt worden. Lachend stiegen sie in den Bus und zeigten den drei Frauen den Mittelfinger. »Die Sommerferien sind vorbei, Omas! Wir fahren zu Mama und Papa zurück.« Die Blonde von der Wache kicherte, drückte sich ans Fenster, aber auch mit den an der Scheibe platt gequetschten Brüsten sah sie noch schön aus. Yael dachte an Hagar. Der Reserveoffizier rief sie per Telefon an, sie redeten über die Gefallenen, die sie beide gekannt hatten, und dann sagte er, unter diesen Umständen könnten die Frauen nach Hause fahren, denn die Jungen kämen zurück, um ihre Sachen zu packen, und würden keine Zeit haben, mit den Mädchen zu trainieren oder auf dem Stützpunkt herumzulungern. Dann bekamen die Jungen eine Woche Fronturlaub.
    Yael fand, es gehörte sich, auf die Jungen zu warten und dann den letzten Bus zu nehmen, obwohl die Frauen ja den Wagen hatten. Aber als die Jungen dann ankamen, nahmen sie die drei gar nicht zur Kenntnis, als hätte jemand sie aus dem Stützpunkt wegretuschiert.
    Zehn Wachen aus einem Artilleriezug sollten den Stützpunkt bewachen, bis in einem Monat die Feuerwehrleute einrückten.
    Erst als alle gepackt hatten und am Tor auf den verspäteten Bus warteten, nahmen die Jungen Kontakt auf. Sie hänselten Yael. Zwölf Jungen waren noch da, standen in der Sonne und warteten auf den letzten Armeebus. Die Jungen sagten, wenn sich Yael irgendwie ihren Reservistinnensold verdienen wolle, müsse sie den fettesten Jungen der Gruppe vögeln. Das wäre wahrer Zionismus.
    »Baruch kriegt von mir keinen Gnadenfick«, sagte Yael, »der ist hässlich.« Sie saß auf dem Scharfschützenschutzwall am Tor des Stützpunkts. Sie sah beim Sprechen weder Baruch noch Oren an, den Offizier, der den Vorschlag gemacht hatte. Sie war schlecht zu verstehen, weil sie Leas Haarklammer im Mund hatte. Lea hatte den Kopf in Yaels Schoß gelegt. Yael flocht Leas Haarsträhnen an den Seiten zu dünnen Zöpfen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als diese goldbraunen Haare. Leas Haare rochen nach Lavendelshampoo. Als sich Yael die Nase rieb, merkte sie, dass auch ihre Finger jetzt nach dessen Sauberkeit rochen.
    »Warum sagst du so was?«, fragte Oren der Offizier. Er stand mit verschränkten Armen da und drehte den Kopf vom Tor und von der Straße weg zu Yael. »Sein bester Freund ist gerade auf ihm gestorben, während ihr euch hier auf dem Stützpunkt selbst befummelt habt.«
    »Dann ist sein bester Freund eben gestorben. Mein Freund ist auch gestorben. Genauer gesagt, sind mehrere meiner Freunde gestorben. Das haben Freunde so an sich. Avishags Bruder ist vor ewigen Zeiten gestorben. Kann passieren. Der soll seine Eier suchen und sich zusammenreißen«, sagte Yael. Sie zwinkerte Lea zu und verdrehte jugendlich die Augen, womit die jüngeren Mädchen sie angesteckt hatten. Avishag hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen.
    »Seine Eier suchen und sich zusammenreißen?«, sagte Yoav. »Shai war nicht dein Freund. Hat er selbst gesagt. Wäre er dein Freund gewesen, hättest du ihn zum Bleiben bringen können.«
    Yoav. Der Oberfeldwebel. Er hatte sich ins Gespräch eingeschaltet.

    Erst dachte Yael, die Jungen spielten bloß, weil sie eben noch Kinder waren. Sie kamen mit drei Tragbahren an und warfen die drei Frauen darauf. Weder schnallten sie sie fest noch gaben sie ihnen Schutzhelme. Als Waffenausbilderin beunruhigte Yael jede Abweichung von den Sicherheitsvorschriften, und ihr Unbehagen nahm noch zu, als die Jungen ihr einen Gewehrlauf ins Kreuz rammten. Die beiden anderen konnte sie wegen der Staubwolken nicht sehen, die vom Lauf auf den Hügel zu der Fahne aufgewirbelt worden waren, aber ihr war klar, dass ihre Wirbelsäule bei einem leicht veränderten Winkel hätte brechen können.
    Direkt neben der Fahne ließen die Jungen die Mädchen wie Flugblätter aus Schulterhöhe fallen. Dann stellten sie sich im Kreis auf und tuschelten, als wäre die Welt ein Fußballspiel.
    »Ihr schreibt jetzt mit Steinen ganz groß ›Wir sind Huren‹, oder wir … wir foltern euch«, sagte Yoav nach ein paar Minuten zu den Mädchen auf dem Boden. »Wir lassen euch nicht nach Hause fahren.«
    Yael setzte sich auf und sah ihn an. Yoav hatte rote Augen und war bekifft. Sie sah, dass er schwarzen Rotz

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