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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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ansah.
    Sie wollte, dass seine Augen jeden Teil von ihr wuschen.

    Avishag, die nackt auf dem Boden des Wachturms lag, atmete so heftig, als wäre sie eingeschlafen. Es war völlig ausgeschlossen, dass irgendwer zum Turm kam, um nach den Mädchen zu sehen. Keiner hatte je nach ihnen gesehen.

    Hätte man am 7. August 2007 einen Blick in den von rechts aus gesehen siebten Wachturm auf der israelischen Seite der ägyptischen Grenze werfen können, hätte man zwei israelische Soldatinnen mit geschlossenen Augen gesehen. Ausgestreckt auf dem Boden. Nackt.

    Samir hatte noch immer kaum was gesagt, und Hamody hatte aus purer Langeweile schon sieben Zigaretten geraucht und zwei Kännchen starken Kaffee gekocht, als er beschloss, jetzt mal das zu machen, weshalb er eigentlich auf diesem Wachturm war. Er nahm das Fernglas und schaute auf die israelische Seite.
    Erst glaubte er, es sei nur Einbildung, und dass die Kaffeemischung von seinem Onkel vielleicht etwas zu stark für ihn gewesen sei, aber er konnte den Blick nicht abwenden. Er labte sich an diesem Anblick, und es war echt und weit weg.
    Auf der anderen Seite der Grenze lagen zwei israelische Soldatinnen nackt auf dem Boden.
    Das eine jüdische Mädchen war groß, und ihre Brüste waren klein und fest. Das hellbraune Haar lag ihr auf den Schultern. Eine Art Gazelle, eins von den Mädchen, die schwer zu fangen waren, wenn man sie jagte.
    Das andere jüdische Mädchen war weich, mit großen Brüsten, und insgesamt perfekt. Mit den geschlossenen Augen und den braunen Haaren, die sich wie Flügel rings um sie legten, sah sie fast aus wie die christliche Taube aus Hamodys Stadt, die er nie würde heiraten können.
    Hamody ließ das Fernglas sinken und schaute zu Samir, der mit dem Rücken zu Hamody auf einem weißen Plastikstuhl saß und still auf den ägyptischen Stützpunkt sah. Hamody überlegte, etwas zu sagen, loszugrölen oder das Ganze ins Lächerliche zu ziehen, aber dann merkte er, dass es nicht ging, oder dass er es nicht wollte, zumindest nicht mit Samir. Hamody merkte, dass er das alles für sich haben wollte. Und auf einmal war es ihm egal. Seit er ein Kind war, hatte sein Onkel ihm gepredigt, dass Gott alle Menschen gleich beschenke, nur dass manche Leute dieses Geschenk nicht haben wollten.
    Samir schaute immer noch weg, und ohne lange zu überlegen, rutschte Hamodys Hose nach unten, und er hielt das Fernglas nur noch mit der linken Hand.

    Als Samir sich umdrehte, traute er seinen Augen nicht. Erst glaubte er, es sei nur Einbildung und dass die Kaffeemischung von Hamodys Onkel vielleicht etwas zu stark für ihn gewesen war, er konnte den Blick nicht abwenden, er labte sich an diesem Anblick, und es war echt und so nah.
    Genau vor ihm stand Hamody. Der kluge und attraktive Hamody, und er war entblößt und fasste sich an.
    Es war, als hätten Samirs Hände ihren eigenen Kopf.
    Als Offizier Tariq leise wie ein Gepard die Leiter hochkam, versuchte Samir, es zurückzuhalten. Das versuchte er wirklich. Er hörte, wie Tariq brüllte und Hamody am Kragen packte, und er sah, wie Hamody Tariq das Fernglas reichte und rief, die Juden seien an allem Schuld, das sei Absicht, ein Trick, eine neue bösartige Strategie der Israelis.
    Samir hörte das alles und sah es, aber er verstand gar nichts. Er sah auch Hamodys erschrockenen Blick, wie er ihn da unten anschaute, ihn, der sich immer noch anfasste, Samir mit den runtergelassenen Hosen.
    Aber obwohl das alles gerade passierte, und obwohl er glaubte, sein Hirn hätte den Händen signalisiert aufzuhören, und obwohl er wusste, dass Tariq und Hamody ihn anschauten und es wissen würden, es sehen würden, konnte er trotzdem nichts machen. Es würde passieren, es war schon fast so weit, und dann –
    Passierte es.

    Tariq brauchte zwei Minuten, um sich zu sammeln, das Barett zurechtzurücken und den Stützpunktkommandanten anzufunken. Der Stützpunktkommandant brauchte fünf Minuten, bis er verstand, was Tariq sagte, und zwei weitere Minuten, um Abou Kir, den Kommandanten der Hauptquartiere der nördlichen Militärregion, zu benachrichtigen. Abou Kir brauchte sieben Minuten, um ihn zu verstehen, und dreizehn Minuten, bis ihm der Sekretär des ägyptischen Generalstabschefs glaubte, dass sein Anliegen so dringend war, dass es einen sofortigen Anruf beim ranghöchsten Offizier der gesamten ägyptischen Armee rechtfertigte.
    Zweiundvierzig Minuten nachdem Tariq die nackten jüdischen Mädchen mit eigenen Augen durch das

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