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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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Fernglas gesehen hatte, klingelte irgendwo in Tel Aviv zum ersten Mal nach sechs Jahren ein gewisses rotes Telefon, und es war Oleg, der Russe, der ranging.
    Die israelische Presse brauchte zwei Monate, bis sie die Geschichte mitbekam, die ägyptische Presse zweieinhalb Monate, die BBC sieben Jahre. Aber als die Presse die Geschichte mitbekam, fasste sie die ganze Situation unter dem Titel »Ein diplomatischer Zwischenfall« zusammen.
    Gleich nachdem der Stützpunktkommandant Nadav im Büro des jungen Offiziers eingetroffen war, wo dieser gerade Zeit mit Unteroffizierin Rona Mizrahi verbrachte, legte Nadav endlich den fünfzehnminütigen Fußmarsch durch den Sand zurück, um nach den Mädchen auf Turm sieben zu sehen, sie zusammenzustauchen und ihnen das Ausmaß des Schadens zu verklickern, den sie angerichtet hatten. Nadav lief schnell und verbissen, aber als er die Leiter zum Turm hochstieg, fand er nur die Mädchen vor, die nach Gali und Avishag Dienst hatten. Ilana Rotem und die kleine Shonit Miller standen auf dem Turm und knabberten an den Fingernägeln, bewaffnet und in voller Montur.

    Es war Dienstag und es würde zwei Wochen dauern, bis einer von den Justizleuten runterkam und Gali und Avishag zu sieben Wochen Militärgefängnis verurteilte, der härtesten Strafe, die Frauen der Kampftruppe in der Wehrdienstzeit vom nachsichtigen Militärgericht bis dahin je bekommen hatten. Als Avishags Freundin Yael davon erfuhr, fand sie es saukomisch, dass von ihnen beiden ausgerechnet Avishag im Gefängnis landete. Alle waren überrascht, aber die beiden Mädchen waren froh, eine kurze Auszeit vom Stützpunkt zu haben. Sie verbrachten die sieben Wochen in ihrer Zelle damit, viel zu schlafen und mit ehemaligen Marihuana-Dealern vom Stützpunkt Karten zu spielen.
    Aber bis es soweit war, hatte der Tag noch immer vierundzwanzig Stunden, und an acht davon waren die Mädchen wieder auf dem Turm, die linke Hand am Gewehrgriff, die rechte am Fernglas, während sie auf die verschiedenen jungen Offiziere warteten, die jetzt stündlich nach ihnen sahen, so wie es die neuen Anweisungen des Stützpunktkommandanten vorsahen.

    Und in dieser Nacht merkte Tom schon, wie es anfing, wehzutun. Und es ist offensichtlich unmöglich, zumindest scheint es so, elf Stunden lang einfach nur auf ein Telefon zu starren, also kann man ihm nicht übel nehmen, dass er wieder zur Allenby 52 fuhr.
    Diesmal sah das Mädchen ihn unverwandt an und schlug nicht die Augen nieder. Er war es, der das Licht ausmachte. Sie wussten beide, dass er kriegen würde, wofür er bezahlt hatte, und dass er ihr erst danach wieder in die Augen sehen würde. Er hielt die Augen die ganze Zeit geschlossen.

    Die Mädchen mussten nach wie vor täglich sechs Stunden den Grenzübergang bewachen.
    Es war Dienstag, und die Dämmerung war spät und mild hereingebrochen. Aus dem Laderaum eines roten Kombis starrten Gali und Avishag vier blonde Frauen an; warteten, atmeten, schauten, ohne zu weinen.
    »Komm schon, Kumpel.« Der Fahrer stieg aus, schleimte Avishag voll und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Das ist alles zugelassen und genehmigt. Ich muss einen Termin einhalten«, sagte der Fahrer.
    Avishag sah ihm in die blauen Augen. Sie waren so groß, dass sie die Hälfte seines Gesichts einnahmen. Gali sah einer der Frauen in die Augen, und sie schaute nicht weg, obwohl sie blinzeln musste. Es war so wenig Platz in dem Auto, dass eine der Frauen, eine mit frisch geschnittenen kurzen blonden Haaren, die Beine so schmerzhaft brezelartig verschlungen hatte und auf den Knien saß, dass es aussah, als würden sich die Knochen durch die Haut bohren, wenn sie nur noch eine Minute länger so dasaß.
    »Ich bin kein Typ und nicht dein Kumpel«, sagte Avishag zum Fahrer, nahm den Helm ab, und das dunkle Haar fiel ihr bis über die Schultern. »Ich bin kein Typ«, sagte sie. Als sie das sagte, dachte sie an das Baby, das sie nicht bekommen hatte, und ihr wurde klar, dass keiner diese Aussage bestreiten konnte.
    Nadav erhob sich langsam vom Stuhl und stellte sich zwischen die Mädchen und die offene Kofferraumklappe. »Avishag«, sagte er, »wie wär’s, wenn du den Helm wieder aufsetzt, bevor wir alle Ärger kriegen?«
    »Ich hab’s satt, wie du mich behandelst«, sagte Avishag und packte Nadavs Arm. »Du hast keine Ahnung, wer ich bin. Ich bin nichts dergleichen.«
    »Du«, sagte Nadav und lachte, »du kannst nichts als meckern. Du, du, du …« Er sagte es immer wieder. Er schob

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