Das volle Risiko
hier verlebt hat.“
Unser Ritt führte uns den Canyon hinauf bis zu einer Stelle, von wo aus wir die Wüste nach Süden und Westen und die Berge im Norden überblicken konnten. Dann führte die Reitspur einen ziemlich steilen Abhang hinunter, der die Reiterinnen zu ängstlichen Ausrufen verleitete, während zwischendurch männliche Stimmen beruhigend auf die Pferde einredeten: „Hoppla, alter Junge! Nicht so stürmisch!“
Kramer drehte sich im Sattel um und blinzelte mir zu.
Ich ließ die Zügel locker, und das Pferd suchte sich seinen Weg ganz sicher den steilen Hang hinunter in den Canyon. Nach kurzem Ritt durch niederes Buschwerk gelangten wir um elf Uhr wieder auf der Ranch an.
Es wurde abgesattelt, und wir begaben uns anschließend zum Schwimmbecken, wo Kaffee serviert wurde.
Die meisten Gäste gingen schwimmen.
Dolores erschien in einem hautengen Badeanzug. „Gehen Sie nicht ins Wasser, Donald?“ rief sie mir zu.
„Vielleicht später.“
Sie kniete neben mir am Bassin, tauchte die Finger ins kühle Naß und schnippte mir dann die Wassertropfen ins Gesicht. „Seien Sie doch kein Spielverderber, bitte, kommen Sie“, sagte sie und lief leichtfüßig wie ein Reh über die Holzplanken und sprang ins Wasser.
Ich ging in mein Zimmer, zog mir eine Badehose an und lief zum Schwimmbecken, um mich mit einem Hechtsprung ebenfalls ins Wasser zu stürzen.
Dolores befand sich gerade am anderen Ende des Beckens, kam aber mit einigen kraftvollen Schwimmstößen zu mir herüber.
„Sie sind zwar kein Athlet, Lam, aber doch recht gut gewachsen“, stellte sie fest, während ihre Hand leicht auf meiner Schulter ruhte.
„Sagen Sie ruhig mehr so nette Dinge“, ermunterte ich sie.
Dolores blickte mich an, und dann war sie auch schon wieder am anderen Ende des Bassins und unterhielt sich mit einer üppigen Fünfzigerin, die dort herumplanschte. Wenige Minuten später brachte sie mit ihrem Augenaufschlag einen Herrn in Wallungen, um sich anschließend dessen Frau zuzuwenden.
Nach einiger Zeit ging ich in mein Zimmer zurück, duschte und setzte mich danach draußen an einen der kleinen Tische.
Dolores kam zu mir herüber und sagte: „Melita Doon wird zum Mittagessen hier sein. Sie ist heute morgen mit dem Flugzeug angekommen. Buck holt sie gerade ab.“
„Ist etwas über ihr Privat- und Berufsleben bekannt?“
„Sie ist Krankenschwester und Ende der Zwanzig; mehr weiß ich nicht. Ich habe das Gefühl, daß sie für unseren Plan eingesetzt werden kann.“
Melita Doon erschien gegen halb ein Uhr. Dolores Ferrol ging hinaus, um sie zu begrüßen, während Buck Kramer die Koffer auf ihr Zimmer trug. Sie hatte Zimmer Nummer 2, unmittelbar neben dem meinen.
Als die beiden Frauen an mir vorbeigingen, warf Dolores mir einen auffordernden Blick zu.
Melita war eine Blondine von etwa 26 oder 27 Jahren, ungefähr 1 Meter 65 groß und gut proportioniert. Sie hatte alles, was eine schön gewachsene Frau haben muß: einen leichten und graziösen Gang, dazu gutgeformte Beine.
Sie schenkte mir im Vorbeigehen einen flüchtigen Seitenblick und sah dann sofort in eine andere Richtung. Doch ich hatte erkannt, daß ihre haselnußbraunen Augen unstet blickten. Sie wirkte verängstigt.
Dolores vermutete natürlich, daß ich ihr und Miß Doon nachschauen würde. Sie wiegte sich daher etwas auffallend in den Hüften, um mir zu signalisieren, daß sie wußte, ich beobachte sie beide.
Als der Gong ertönte, wurde das Mittagessen draußen am Schwimmbecken serviert.
Während ich beim Essen war, schlenderte Buck Kramer an mir vorbei. „So allein?“ fragte er.
Ich nickte nur.
Er ließ sich auf den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches nieder.
Das entsprach ganz und gar nicht meinem Plan. Ich hatte gehofft, Dolores würde Melita Doon aus deren Zimmer herausbegleiten und mich mit ihr bekannt machen. Und nun sah ich kaum eine Möglichkeit, Buck zum Gehen zu bewegen, ohne unhöflich zu werden.
„Essen Sie nicht?“ fragte ich ihn.
„Nicht dieses Zeug da“, antwortete Buck und deutete geringschätzig auf die vor mir stehenden Teller. „Ich esse nachher in der Küche, und zwar etwas mehr Fleisch und weniger Obst. Wie hat Ihnen heute das Pferd gefallen?“
„Prima.“
„Es ist wirklich ein erstklassiger Hengst. Wir lassen nicht jeden darauf reiten.“
„Danke für das Kompliment.“
„Das ist ehrlich gemeint. Das Pferd braucht natürlich Übung; aber Sie wissen ja, wie das so ist. Vertraut man ein gutes Pferd einem
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