Das Vortex Fiasko
Nach ein paar Häuserblocks würde ein anderer Wagen ihre Stelle einnehmen, und dann wieder ein anderer … und wieder ein anderer. Bane konnte sie jederzeit abschütteln, entschied sich aber dagegen. Es war ihm lieber, wenn er wußte, was sie taten. Außerdem würde es ihnen nicht schwerfallen, auf seine Strategie für diesen Nachmittag zu kommen. Es war der nächste logische Schritt, den er unternehmen mußte, und Trench war Profi genug, um ihn vorauszuberechnen. Für den Augenblick hatten sie also ein unbehagliches Patt erreicht, eine Art Waffenstillstand. Die Männer in den Wagen konnten jederzeit den Befehl bekommen, einzugreifen und ihn festzunehmen. Doch Trench würde kein blutiges Feuergefecht riskieren, bei dem er damit rechnen mußte, wieder leer auszugehen. Das war nicht sein Stil. Er würde den richtigen Augenblick zum Zuschlagen abwarten – zum Zuschlagen unter seinen Bedingungen. Überdies würde er sich an die Hoffnung klammern, daß Bane einen Fehler begehen und ihn zu Davey führen würde. Wenn wir Bane jetzt aus dem Spiel nehmen, würde Trench denken, wird das Versteck des Jungen für immer ein Geheimnis bleiben. COBRA konnte das nicht dulden.
Bane hielt vor einem modernen Hochhaus auf der Central Park South, um einen Mann namens William Renshaw aufzusuchen. Er konnte nicht wissen, wer von den Menschen auf seiner Passagierliste zu Hause sein würde und wer nicht, und so ging er eher zufällig vor und fing mit denen an, die in relativer Nähe in der Stadt wohnten. Er stellte seinen Wagen im Halteverbot ab und erfuhr von dem Pförtner, daß Renshaw im achtzehnten Stockwerk wohnte. Der Mann bestand darauf, zuerst anzurufen, und Bane war überrascht, als eine rauhe Männerstimme über die Gegensprechanlage anwies, ihn sofort hinaufzuschicken.
Eine Minute später drückte Bane auf den Klingelknopf von Renshaws Wohnung. Die Tür öffnete sich nur einen Spalt breit. Zwei vorgewölbte Augen musterten ihn von oben bis unten.
»Wird auch Zeit, daß Sie kommen!« bellte der Mund darunter.
»Mr. Renshaw?«
»Verdammt richtig. Sie sind überall, und ich habe keine Munition mehr.«
»Was?«
Renshaws Antwort bestand darin, die Kette auszuhaken und die Tür so weit zu öffnen, daß er Bane hineinzerren konnte. Das luxuriöse, prächtig eingerichtete Apartment lag in Dunkelheit da; jedes Sonnenlicht wurde von hinabgelassenen Jalousien zurückgehalten. Nur eine Lampe brannte und warf unheimliche Schatten auf die Wände, als Bane Renshaw in das Wohnzimmer folgte.
»Sie verstecken sich, weil sie wußten, daß Sie kamen«, sagte Renshaw blinzelnd. Er trug einen blauen Bademantel über einem weißen T-Shirt und Pantoffeln. Sein dünnes graues Haar hing wirr um seinen Kopf herum, und er roch nach abgestandenem Schweiß. »Wenn wir lange genug warten, werden sie zurückkommen. Kommt schon heraus, ihr Mistviecher!« schrie er die kahlen Wände an. »Wir wissen, daß ihr dort seid! Es hat keinen Zweck sich zu verstecken.«
Bane begriff, daß Renshaw verrückt war. Er hatte genug Männer während der Schlacht ausrasten sehen, um die Symptome zu erkennen. Renshaw war eindeutig nicht bei Sinnen.
»Wie war Ihr Name noch einmal?« fuhr Renshaw ihn an.
»Bane.«
»Also gut, Bane. Ich hoffe, Sie haben Erfahrung mit diesen Viechern. Sie sind zu groß, als daß ein Grünschnabel mit ihnen fertig würde. Manche sind sogar so groß wie Ratten. Wie Ratten, sage ich Ihnen!«
»Was ist so groß wie Ratten?«
»Stellen Sie sich doch nicht dumm, Bane. Ich habe die Kammerjäger jetzt schon ein dutzendmal bestellt. Sie haben sich seit dem ersten Mal nicht verändert. Küchenschaben. Große Küchenschaben, so groß wie Ratten.«
»Ich verstehe.«
»Sie verstehen noch nicht, aber Sie werden verstehen.« Renshaw sah zur Tür zurück. »Wo ist sie also?«
»Wo ist was?«
»Ihre Ausrüstung, verdammt! Das, womit Sie diese Mistviecher umbringen wollen! Ihr saugt sie doch mit einem Spezial-Staubsauger auf, oder?«
»Kommt drauf an.«
»Na ja, ich habe seit fünf Tagen kein Auge mehr zugemacht. Schaffen Sie mir die Mistviecher nur schnell vom Hals. Groß wie Ratten, sage ich Ihnen.«
Vor fünf Tagen ist der Flug 22 gelandet, dachte Bane.
»Da!« rief Renshaw plötzlich. »Da ist eine!«
Und er zog aus seinem Bademantel eine Pistole, bei der es sich um ein Zwillingsmodell von King Congs Kanone zu handeln schien.
»Auf der Wand! Auf der Wand! Sehen Sie doch! Da kommt sie! O Gott, o Gott … sehen Sie sie?«
Bane schaute zur
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