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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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von Männern fällt, die in seinem Namen Krieg führen und andere Menschen töten.«

    Ourida hatte recht mit ihrer Deutung. Zu dieser Erkenntnis gelangte ich während der folgenden Monate, als wir durch das Land zogen, das Saladin Stück für Stück zurückeroberte, bis Balian d’Ibelin ihm schließ-
    lich auch Jerusalem übergab.
    Wir wandten uns den westlich gelegenen Gebieten zu, immer noch von der Furcht getrieben, Gilbert und die anderen könnten uns verfolgen. Ourida war wie eine Schwester für mich, und nie werde ich den Tag vergessen, an dem ich sie zum ersten Mal seit dem schrecklichen Mord an ihrer Familie wieder lachen sah.
    Aus dem Mädchen, das wie eine Schwester für mich war, wurde im Laufe der Jahre meine geliebte Frau.
    Obwohl sie an Allâh glaubte und ich an Gott. Obwohl ich einst den Schwur eines Tempelritters abgelegt und der Ehe entsagt hatte. Alles hatte sich verändert, auch wir. Wir lebten als Fischer im Mündungsgebiet des Nils. Der englische König Löwenherz kam auf einem neuen Kreuzzug ins Heilige Land und verließ es nach vielen Kämpfen wieder, aber wir blieben davon unbehelligt. Für uns zählten nur unser friedliches Leben und unser erstes Kind.
    Ourida trug das Kind erst kurze Zeit in sich, als ich eines Nachts einen Schatten in unserem Haus bemerkte, einen Fremden!
    Ich ließ ihn bis an mein Bett herankommen, dann schnellte ich hoch. War ich auch jetzt ein Fischer, verfügte ich doch noch über die Schnelligkeit und Kraft eines Kriegers. Der Fremde fiel unter meinem Ansturm zu Boden und ließ seine Waffe fallen, ein kurzes Schwert. Ich setzte mich rittlings auf ihn und griff gleichzeitig nach dem Schwert. Da erhellte das hereinfal-lende Mondlicht das Gesicht des anderen. Es war fein geschnitten, von fast weiblicher Schönheit, ein Gesicht, das mir auch nach all den Jahren noch vertraut war.
    »De Barrault!«
    Ourida war erwacht. Klug, wie sie war, erfaßte sie die Lage sofort und verhielt sich still.

    Antoine de Barrault, mein einstiger Waffenbruder vom Johanniterorden, lächelte, aber es war ein grimmiges Lä-
    cheln, und seine Augen funkelten mich haßerfüllt an.
    »Roland de Giraud, endlich! Wie lange haben wir dich gesucht!«
    »Warum dieser Haß?«
    »Das fragst du? Du hast das Kreuz Jesu gestohlen, Roland, das Wahre Kreuz!«
    »Nicht gestohlen. Gott hat es mir anvertraut!«
    »Anvertraut? Dir?« Er lachte heiser. »Hat dir die Wüstensonne das Gehirn verbrannt? Du, der du mit einer Ungläubigen buhlst, willst ein Auserwählter unseres Herrn sein?«
    Ich erkannte, daß es sinnlos war, mich de Barrault erklären zu wollen. Während ich noch darüber nachdachte, was ich nun tun sollte, bemerkte ich, daß er nicht mehr das schwarze Gewand der Johanniter trug.
    Sein Mantel sah halb wie der eines Johanniters und halb wie der eines Templers aus und war mit zwei Kreuzen geschmückt, dem weißen und dem roten.
    »Was ist das für ein Aufzug?«
    »Es ist das Gewand unseres Ordens, der Ritter vom Verlorenen Kreuz. Du hast noch nie von uns gehört, wie? Kein Wunder, wir sind nicht viele, und wir wirken im geheimen. Die Schande, das Wahre Kreuz verloren zu haben, hat uns dazu gebracht, den Orden zu gründen. Gilbert d’Alamar ist unser Großmeister. Wir führen keine Kriege gegen die Ungläubigen. Unser Ziel ist es, das Wahre Kreuz für die Christenheit zurückzuge-winnen, damit es uns endlich zum Sieg über die Un-gläubigen führt. Rache für Hattin!«
    »Ihr seid verblendet«, sagte ich, doch ich hatte wenig Hoffnung, daß er mich verstand. »Ihr weiht euer Leben dem Haß und nicht der Liebe.«
    De Barrault warf einen anzüglichen Blick auf Ourida. »Der Liebe hast ja du schon dein Leben geweiht, Roland. Mach ruhig weiter so, aber gib uns das Kreuz Jesu! Wo hast du es versteckt?«
    Konnte ich seinen Worten Glauben schenken? Hegten diese Ritter vom Verlorenen Kreuz wirklich keinen Groll gegen Ourida und mich? Auch nicht Gilbert? De Barraults Blick sagte etwas anderes. Aber selbst wenn er die Wahrheit sagte, durfte ich Gott nicht verraten.
    Ich war fest davon überzeugt, daß Gott mich damit betraut hatte, das Wahre Kreuz zu verbergen und dafür zu sorgen, daß in seinem Namen keine weiteren Unta-ten begangen wurden.
    »Tu es nicht!« rief Ourida. »Verrate nicht das Kreuz! Verrate nicht dich selbst!«
    »Sei still, Wüstenhure!« bellte de Barrault und bäumte sich zornig auf.
    Gleichzeitig riß er die Hände hoch und traf mich am Kopf. Ich taumelte und fiel von ihm herunter. Flink

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