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Das wahre Leben

Titel: Das wahre Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Milena Moser
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Das wär doch ein Aufhänger für die Sonntagszeitung: Freudenhaus rettet jungem Mann in mehrfacher Hinsicht das Leben!»
    Â«Kindskopf.»
    Â«Altes Weib.»
    Sie küssten sich, bis Frau Furrer sich räusperte. Als Nevada aufschaute, meinte sie, eine neue Sanftmut in ihrem Blick zu erkennen. Jetzt musste sie nur noch Annabelle überzeugen. Und vor allem sich selbst. Nur Dante schien keine Sekunde an Nevadas besten Absichten zu zweifeln.
    Doktor Fankhauser stand in der Tür. «Störe ich?» Er grinste.
    Nevada hatte ihn schon lange nicht mehr so gelöst gesehen. Vielleicht war er endlich über Sierra hinweggekommen? Hatte eine andere kennengelernt? Oder freute er sich einfach für seinen Patienten?
    Er hielt den Laptop unter dem Arm und stellte ihn auf den Tisch. «Frau Furrer möchte gerne bei der Besprechung dabei sein, wenn es euch recht ist. Sie gehört ja praktisch zur Familie.»
    Â«Logisch», sagte Dante.
    Frau Furrer errötete. Nevada fing an, sie zu mögen. Sie rollte neben Doktor Fankhauser auf die andere Tischseite. Dante setzte sich auf die Armlehne ihres Stuhls, Annabelle und Frau Furrer stellten sich so hinter sie, dass sie den Bildschirm sehen konnten.
    Â«Dann schlage ich vor, wir reden mal mit …» Fankhauser tippte auf ein paar Tasten. «Hello, Doctor Mizrahi», sagte er.
    Â«Hello!» Eine seltsam knarrende Stimme kam aus dem Laptop. Ein wunderschöner Mann tauchte auf dem Bildschirm auf. Ein perfektes Gesicht mit Wangenknochen, Locken und unergründlichem Blick. Nevada misstraute ihm sofort. Was wollte dieses Unterwäschemodel in Dantes Kopf?
    Â«Sie müssen mich nicht mögen», sagte dieser in die Kamera, als hätte er ihre Gedanken gelesen. «Ich mag Sie auch nicht. Das hat aber nichts mit Ihnen zu tun. Die spezifische Struktur meiner Persönlichkeit erlaubt es mir nicht, Ihre Emotionen zu erkennen oder zu teilen. Ich verhalte mich nicht immer so, wie Sie es gewohnt sind. Das sage ich Ihnen jetzt gleich, damit Sie sich darauf einstellen können. Damit es keine Missverständnisse gibt.» Er stockte und runzelte die Stirn. «Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass es vor allem Frauen schwerfällt, das zu akzeptieren.»
    Nevada dachte an ihre Schwester. Dieser Roboterarzt war eigentlich Sierras Traummann. Unwirkliche Schönheit, hinter der sich nichts verbarg. Keine störenden Emotionen. Sie schaute zu Fankhauser hinüber. Ob er dasselbe dachte?
    Doch Frauen liebten Herausforderungen, das wusste Nevada. Sie dachten, sie würden diese scheinbare Kälte schmelzen, die Mauer seiner Ungerührtheit zum Einstürzen bringen mit den Schallwellen ihrer Liebe. Nevada konnte sich die Heerscharen vorstellen, die an dieser unwiderstehlichen Kombination zerschellten.
    Â«Wie gesagt, Sie müssen mich nicht mögen», fuhr der amerikanische Arzt fort. «Sie müssen mir nur vertrauen. Ich bin der Beste auf meinem Gebiet. Weil es für mich nichts anderes gibt. Keine Ablenkung. Ich habe mehrere Operationsmethoden entwickelt. Weil es mich einfach interessiert. In diesem Fall werde ich folgendermaßen vorgehen …»
    Jetzt verschwand das irritierend schöne Gesicht und stattdessen tauchte ein Querschnitt durch Dantes Schädel auf, auf dem sich ein leuchtend roter Punkt bewegte. Doktor Mizrahis Stimme klang aus dem Off noch roboterhafter.
    Â«Ich werde den Tumor gezielt angehen, minimal invasiv, mit einer Kanüle durch das Auge, die Gefahr besteht natürlich, dass der Sehnerv beschädigt wird, aber man hat ja zwei Augen. Und nur ein Hirn. Ich schmelze die Tumorzellen mit Hitze und sauge sie dann durch die Kanüle ab. Ein ähnliches, wenn auch viel gröberes Verfahren wird zur Vernichtung von Fettzellen angewandt. Ich habe diese Methode schon mehrmals mit Erfolg angewendet, aber ich kann Ihnen natürlich keine hundertprozentige Garantie geben. Das kann niemand.»
    Â«Wenn das so einfach ist, warum hat es dann noch niemand getan?»
    Â«Weil sich noch niemand getraut hat, den Tumor abzusaugen. Die Befürchtung besteht, dass sich bösartige Zellen lösen und weitervermehren.»
    Â«Ist das nicht eine legitime Befürchtung?»
    Â«Wenn man nicht genau arbeitet. Ich arbeite genau. Hören Sie, mir ist es einerlei, ob Sie kommen oder nicht. Ich sage nur, wenn Sie zu mir kommen, kann ich den Tumor entfernen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Aber wenn Sie

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