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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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erwarte er eine Antwort auf seine Worte. Dann fuhr er fort: »Weshalb seid ihr gekommen?« Seine Stimme war krächzend wie die einer Krähe und tief.
    »Um Himaggerys alten Lehrer, den Seher Windlow, zu besuchen. Weil Himaggery wünscht, daß ich meine Kräfte für den alten Mann einsetze, Hochkönig, falls das bei seiner Altersschwäche von Nutzen sein könnte. Außerdem überbringe ich Grüße der Freundschaft und Hochachtung und bin beauftragt zu fragen, ob der Seher Windlow Himaggery in der Leuchtenden Domäne besuchen kommen könnte.« Die ganze Zeit über, als Seidenhand sprach, nickte der König und nickte, und hinter ihm nickten der Seher, der Dämon und der Examinierer ebenfalls, so daß ich dachte, wir befänden uns an einem jener Festivalstände, wo man probieren kann, nickenden Puppen die Köpfe mit Lederbällen herunterzuwerfen, fünf Versuche pro Münze. Irgend jemand LAS mich, denn der König warf einen Blick in meine Richtung, und alle hörten auf, die Köpfe zu bewegen. Ich errötete verlegen.
    »O nein«, erwiderte der Hochkönig, »Windlow ist alt. Viel zu alt für solch eine Reise. Der Gedanke wird ihn jedoch erfreuen. Er schätzt Besuche oder Nachrichten alter Schüler. Allerdings … verlassen können wird er uns nicht. Allein der Versuch wäre für ihn zu gefährlich. Wir würden ihn zu schmerzlich vermissen. Aber die Idee, ja, die Idee ist ganz reizend. Ihr müßt ihm davon berichten, selbst wenn es unmöglich ist …«
    Plötzlich wandte er sich an mich. »Und du, Junge, du bist also ein besonderer Schüler meines alten Kollegen Mertyn, wie? Warst in ein gefährliches kleines Spiel während des Festivals verwickelt, wie du sagst, und hast einen Passierschein vom Rat der Stadt erhalten? Um hierherzukommen nach Windlowhaus.« Er seufzte, ein kehliger tiefer Seufzer, der betrübt klingen sollte, in dem aber zuviel Befriedigung mitschwang. »Windlowhaus ist ziemlich geschrumpft, seit Mertyn es verließ. Ich frage mich, ob er dich hierhergeschickt hätte, wenn er wüßte, wie sehr es geschrumpft ist. Es sind keine Schüler mehr hier. Meine Söhne sind erwachsen – ohne daß ich Windlow mit ihrer Erziehung belästigt hätte; die Söhne meiner Gefolgschaft sind weggezogen. Ich bezweifle, daß überhaupt nur noch ein einziger Schüler da ist, aber du bist natürlich willkommen, du und deine Diener …«
    Ich spürte, wie Yarrel an meiner Seite erstarrte. Ich legte die Hand auf seinen Arm und sagte mit fester Stimme: »Keine Diener, König. Freunde und Führer. Ohne ihre Fähigkeiten und ihren großen Mut hätten wir es nicht bis hierher geschafft.« Der König nickte und winkte mir, beiseite zu treten. Meine Worte kümmerten ihn nicht. Der Unterschied bedeutete ihm nichts. Doch ich merkte, wie Yarrels Muskeln sich unter meiner Hand entspannten, und er lächelte mir zu, als wir die Halle verließen.
    Windlowhaus lag offenbar eine ganze Strecke von der Burg entfernt, doch der Hochkönig war nicht bereit, uns sofort dorthin aufbrechen zu lassen. Statt dessen waren wir gezwungen, mehrere Tage in der Gesellschaft seines Gefolges zu verbringen, seiner Oberexaminierer, Ausplauderer (obwohl wir nicht ernsthaft mit Folter bedroht wurden) und Unterherolde. Er war sich über uns noch immer nicht ganz schlüssig, und er wollte uns nicht aus der Aufsicht seiner Beschützer entlassen, bis er vollkommen überzeugt war, daß wir wirklich keine Bedrohung für ihn darstellten. Ich beklagte mich darüber und wurde wieder einmal wegen meiner Unwissenheit verspottet.
    »So ist das Spiel nun einmal«, sagte Chance. »Ein großes Spiel beginnt häufig auf diese Art. Erst tröpfeln ein paar unwichtige Personen über eine Grenze, Gerüchte und Geschichten fließen hin und her, Nachrichten über dies und jenes. Dann kommen die Spione herein oder in die Nähe, um die Domäne zu lesen …«
    »Der Hochkönig hat Grenzwächter«, sagte Yarrel. »Ich habe sie bemerkt, als wir hereinritten. Ich bezweifle, daß ein Dämon von außerhalb nahe genug herankommen kann, um irgend jemanden in der Hohen Domäne zu lesen. Bedenkt auch, wo sie sich befindet, oben auf diesen Steilklippen, die kein Waffenträger überfliegen kann. Nein, dieser Hochkönig ist ein erfahrener Spieler und bestens geschützt.«
    »Und nicht ungastlich«, sagte Seidenhand mit Nachdruck und erinnerte mich dadurch erneut daran, daß alles, was ich dachte, dem Hochkönig gemeldet wurde und daß es besser wäre, wenn ich an etwas anderes dächte. Das fiel mir leicht,

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