Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug
Vereinigung von Didir und Tamor wurde ein Sohn geboren, Hafnor, ein PORTIERER. Und aus der Familie der Didir entsprang nach vielen Generationen Sorah, genannt die SEHERIN, eine Tochter. Und aus der Linie Didirs und der Linie Hafnors kam ein Sohn, Wafnor, der erste TRAGAMOR. Und von einem Sohn Hafnors und einer Tochter Sorahs stammte die erste HEILERIN, ihre Tochter Dealpas.
Und aus der Familie der Dealpas und der Linie Sorahs entsprang ein Sohn, Thandbar, der GESTALTWANDLER, und von dieser Linie Gestaltwandler bis auf den heutigen Tag. Und aus der Linie Wafnors kam Buinel, der SCHILDWÄCHTER, und aus dieser Linie Schildwächter bis auf den heutigen Tag. Und aus einer Verbindung zwischen Wafnors und Hafnors Linie wurde Shattnir, die MAGIERIN, geboren, und aus ihrer Linie und der von Sorah kam eine Tochter, Trandilar, eine mächtige KÖNIGIN, und aus deren Linie Könige und Prinzen bis in die Gegenwart. Und aus dieser Linie entsprang nach vielen Generationen Dorn, der NEKROMANT, und aus seiner Linie Nekromanten bis in die Gegenwart.
Und aus den Bauern, die unseren Vorvätern gedient hatten, wurde ein neues Volk gezüchtet, die Unveränderlichen, erdacht und geschaffen von Barish und Vulpas, ZAUBERERN der zwölften Spielgeneration, und aus dieser Linie kommen Unveränderliche bis auf den heutigen Tag. Doch Barish und Vulpas wurden vom Hohen Rat gesucht, weil sie sich der Ketzerei schuldig gemacht hatten, indem sie diese Unveränderlichen erschufen. So erklärte der Rat sie für bäurisch und des Lebens nicht länger würdig und schickte Leute aus, Barish und Vulpas zu erschlagen.
Doch die Unveränderlichen, die sie geschaffen hatten, konnten ins Gebirge und in die Höhlen fliehen und vermehrten sich dort zu einem zahlreichen Volk, so daß sie, als sie später zu den Spielern zurückkamen, nicht länger benutzt werden konnten, sondern geschützt waren gegen alles, was die Spieler taten.«
Seidenhand hatte soviel davon mitgeschrieben, wie sie konnte, und ich sah, wie Yarrel stumm die Lippen bewegte, als wolle er es sich einbläuen. Am Nachmittag sortierten wir alles Gehörte auseinander und schrieben es auf ein solches Pergament nieder, wie ich es aus Mertyns Zimmer in Erinnerung hatte. Als wir es Windlow abends zeigten, lachte er glucksend in sich hinein. »Sehr gut«, sagte er. »Doch lernt es lieber so auswendig, wie ich es euch gesagt habe, denn so steht es in den Religionsbüchern geschrieben. Wenn ihr auf diese Art daran denkt, werden die Dämonen nicht darauf kommen, daß ihr Ketzergeschrei veranstaltet.«
Nachts unterhielten wir uns darüber, daß wir nicht verstehen konnten, was das ganze Gerede über ›Ketzerei‹ bedeuten sollte. Windlow hatte uns nichts besonders Neues oder Wunderbares erzählt. Chance hörte uns reden und sagte: »Halte dich nicht zu lange bei diesem Thema auf, Junge, wenn du noch etwas älter werden willst. Ein bißchen ketzerisches Gerede kann in Windlows Garten bei den zahmen Vögeln und Pflanzentöpfen durchaus ungefährlich sein, wo die Wachen vor sich hindösen und Meilen zwischen hier und der Welt draußen liegen. Du kannst hier vielleicht denken, was du möchtest, aber wie bekommst du es wieder aus deinen Gedanken heraus, bevor wir von hier fortgehen, mhm? Und das müßtest du wohl, Junge, oder du kannst die verbleibenden Lebenstage an einer Hand abzählen.«
So hörten wir auf, weiter darüber zu sprechen und fuhren damit fort, was Windlow Schulunterricht nannte. Wir besprachen verschiedene Spielarten wie das Spiel zu zweit, das ›Duell‹, und Ränkespiele wie das von Mandor während des Festivals, außerdem Schlachtspiele aller Größenordnungen und versteckte Spiele, von Spielern aus Beweggründen gespielt, die keiner außer ihnen selbst kannte, Vergnügungsspiele, künstlerische Spiele und Spiele der Verzweiflung. Und wir redeten über die Sprache des Wahren Spiels, die Bezeichnungen der Risiken wie Königsblut Vier, Drachenfeuer, Waffenträgerflug, Magiermacht, Hand des Heilers – über alle miteinander. Man sagt ›Königsblut‹, wenn der König im Spiel gefährdet ist. Wenn die Gefahr gering ist, sagt man ›Königsblut Eins‹. Wenn die Gefahr besteht, daß der König vielleicht getötet oder gefangengenommen wird, heißt es: ›Königsblut Zehn‹. Ich fragte Windlow, warum wir nicht einfach ›König gefährdet‹ oder ›Drache gefährdet‹ dazu sagten. Das würde doch alles vereinfachen.
»Es liegt in der Natur des Kunsthandwerkers, Dinge komplexer zu
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