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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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ihnen, während die Pferde, einer durchgegangenen Herde gleich, aus dem Stall preschten, beide Gruppen direkt auf die Zugbrücke zu. Die müßig herumstehenden Tragamore, die das Tor bewachten, stoben auseinander, als die Tiere auf sie zustürmten, dicht gefolgt von Chance und Yarrel, die mit Heugabeln in den Händen schrien: »Haltet sie auf, laßt die Pferde nicht hinaus, fangt sie ein …«
    Zu dem Zeitpunkt, als eine Gruppe mißgelaunter Wächter schließlich die Verfolgung aufnahm, befanden sich Chance und Yarrel längst im Schutz des Waldes und auf dem Rücken ihrer eigenen Pferde, die gesattelt und beladen im Schutz der durchgegangenen Herde die Burg ebenfalls verlassen hatten. Niemand hatte bemerkt, daß die beiden Bauern, die die Pferde verfolgten, nicht zu Mandors Gefolge gehörten. Es stimmte, was Yarrel sagte. Keiner schenkte den Bauern viel Beachtung.
    Einer der Fustigare war nicht mit nach draußen gelaufen. Er schlüpfte hinter die Zwinger, und nach einer Weile kam dort Swallow hervor, grinsend und sich kratzend, so begeistert von dem Schauspiel, daß er zu lange im Burghof stehenblieb und zu dem Gärtner zurückgeschickt werden mußte.
    Waffenträger flogen durch die Luft, um die Tiere zu suchen. Ein Spurensucher kam von den Quartieren herübergeschlendert, um sich mit anderen an der Zugbrücke zu treffen. Am frühen Nachmittag waren alle Pferde und Fustigare wieder dorthin zurückgebracht worden, wo sie hingehörten, außer zweien. Während der ganzen Zeit blieb Peter verborgen, für den Fall, daß es sich jemand in den Kopf setzte, der Ursache der Panik auf den Grund zu gehen. Abgelenkt durch die drohende Herausforderung und das Große Spiel, kam keiner auf diesen Gedanken. Nun war Eile nicht mehr vonnöten. Das Stürmische Meer lag zwei Tagesreisen östlich von Bannerwell, und eine breite Straße führte dorthin. Fast täglich überquerten kleine Schiffe den See. Man konnte aber auch um ihn herumreiten, um zum Gebiet der Unveränderlichen auf der anderen Seite zu gelangen. Es würde Tage dauern, bis Chance und Yarrel dorthin gelangen würden, Tage, bevor sie wieder zurückkehrten – wenn sie überhaupt wiederkamen.
     
    An jenem Nachmittag stahl Swallow ein paar Wäschestücke von einer Leine, die Kleidung eines Dieners. Er versteckte sie an einem Ort, wo er sie später leicht wiederfinden konnte, und vergaß sie sofort wieder. Am selben Nachmittag schwirrte die Burg von Gerüchten über einen Portierer, der zuerst in der Audienzhalle und dann in den Kerkern gesehen worden sei. Alle sprachen davon, und Grenzgänger und noch mehr Wächter wurden aus ihren Quartieren geholt. Währenddessen holte Swallow Dünger. Nachdem er sein Abendessen verzehrt hatte, schlief er ein, denn er war hundemüde, und nach einer Weile wiederholte er die Tätigkeiten der vergangenen Nacht. Er stieg aufs Dach, entdeckte aber nichts Wichtiges. Der nächste Tag verlief genauso, doch am Abend dieses Tages hörte Swallow auf zu existieren. An diesem Abend nämlich hörte Swallow, wie der Prinz zu Seidenhand sagte, daß er sie in den Morgenstunden den Ausplauderern übergeben werde. »Damit wir endlich herausfinden, wer uns ausspioniert.« Dazzle, die gegen eine Säule lehnte, hörte diese Drohung mit unverhohlener und enormer Befriedigung. Huld versuchte es mit halbherzigen Einwänden, obwohl er genau wußte, daß es keinen Zweck hatte. Seidenhand war blaß und zitterte. Als Heilerin wußte sie, daß man sie nur in einen kalten Raum ohne Nahrung sperren mußte, damit sie sich nicht mehr selbst heilen konnte.
    »Warum tut Ihr das?« flüsterte sie. »Euer thalan weiß ganz genau, daß ich keine Verschwörung gegen Euch plane! Die Dämonen des Hochkönigs wissen es ebenso. Und trotzdem beharrt Ihr auf diesem Unsinn! Warum bloß? Warum dieser Wahnsinn?«
    »Mag es Wahnsinn sein«, lispelte Mandor, »jedenfalls ist es mein Wille. Mein Wille ist es, daß Ihr zu den Ausplauderern geschickt werdet, Heilerin.« Seine Stimme troff vor Haß und Ärger, und in dem Moment begriff ich, warum er Seidenhand haßte und warum er mich gehaßt hatte. Er unterstellte ihr ebensowenig, daß sie Geheimnisse hatte oder Verschwörungen gegen ihn anzettelte, wie er es von mir angenommen hatte. Er haßte sie einfach, weil sie eine Heilerin war und ihn nicht HEILEN konnte, haßte mich, weil ich ihn einst geliebt hatte und ihn jetzt nicht mehr lieben konnte. Das ganze Gerede über Verschwörungen war nur Tünche, diente als Vorwand, um überhaupt etwas

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