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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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rasch genug kommen.

 
11
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Die Höhlen von Bannerwell
     
    Wir erwachten vom Geruch nach Essen und Rauch, vom Lärm der Wächter, Stallburschen und der bäurischen Dienerschaft der Burg, die das Frühstück zubereiteten, von Hühnergegacker und dem Knurren der hungrigen Fustigare. Nachdem wir unsere Brotscheiben und Krüge mit Tee erhalten hatten, setzten wir uns auf das Pflaster, das warm von der Sonne beschienen wurde, und ich erzählte Chance und Yarrel, was ich alles tun konnte. Besser gesagt, ich erzählte ihnen, was ich nicht tun konnte. Ich bemerkte Chances enttäuschte Miene, doch Yarrels Gesicht blieb genauso versteinert wie in der vergangenen Nacht, beinahe so, als habe er sich selbst verboten, an meinen Schwierigkeiten Anteil zu nehmen. Nun, wenn er nicht wollte, wollte er eben nicht. Ich beabsichtigte nicht, um Mitleid oder Unterstützung zu betteln. Sobald er sich dazu bereit fühlte, wieder mein Freund zu sein, würde er es sein. Ich konnte nur auf ihn warten, und soviel schuldete ich ihm für die vielen Male, als er auf mich gewartet hatte. So war es eben. Es war nicht gerade tröstlich, aber alles, was ich tun konnte.
    »Auf dann«, sagte Chance. »Wir machen uns drüben bei den Ställen nützlich. Dort werden wir nicht auffallen, wenn man uns Pferde striegeln und ausmisten sieht. Derweil kannst du überlegen, was …«
    »Wir haben keine Zeit mehr«, sagte ich. »Und ich habe bereits mehr als genug nachgedacht. Man übergab mich dem Ausplauderer, weil man einen Portierer in meiner Zelle aufblitzen sahen, der mich anstarrte und dann verschwand. Könnte er einer von Himaggerys Männern gewesen sein?«
    »Himaggery wußte, wo du dich befandest«, erwiderte Chance. »Einer seiner Unterherolde war nahe genug gekommen, um dich zu LESEN. Er hätte dein Leben nicht so leichtfertig aufs Spiel gesetzt – nein. Der Mann muß von jemand anderem geschickt worden sein.«
    »Aber von wem bloß? Mandor wußte ja, wo ich war. Er kann es also nicht veranlaßt haben. Mertyn?«
    »Unwahrscheinlich«, entschied Yarrel. »Himaggery hatte ihm bereits eine Nachricht geschickt. Er hätte dein Leben ebensowenig, wie du wohl weißt.«
    »Aber wer kann es dann gewesen sein?«
    »Der Hochkönig«, meinte Chance. Ich starrte ihn verblüfft an. Auf den Hochkönig wäre ich nicht im entferntesten gekommen.
    »Warum? Was bedeute ich dem Hochkönig?«
    »Du bist jemand, der mit Windlow zusammen gewesen ist, das bedeutest du für ihn. Du bist jemand, der mit Seidenhand zusammen gewesen ist. Der Portierer hat vielleicht gar nicht nach dir gesucht, sondern nach ihr oder Windlow. Aber der Hochkönig könnte es gewesen sein, oder? Dieser Mann verdächtigt doch alle und jeden.«
    »Und wenn er mich gefunden hätte, was dann …?«
    Chance überlegte. »…wäre er uns irgendwie in die Quere gekommen, auf welche Weise auch immer, vermute ich. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, Windlow gefangenzuhalten, koste es, was es wolle. Wie der Welpe eines Fustigars, der die Zähne in einen Beißhandschuh schlägt und nicht mehr losläßt, obwohl der Handschuh nur mit Fell ausgestopft ist. Es ist wahrscheinlich, daß er Windlow wiederhaben will und deshalb hier nach ihm sucht.«
    »Windlow wird auch hier sein«, sagte Yarrel. »Wenn Himaggery kommt, wird Windlow ihn begleiten.«
    Mir schwirrte der Kopf bei dem Gedanken. »Also Himaggery kommt von Osten, mit Mertyn, so rasch, wie es ihnen möglich ist. Und der Hochkönig kommt von Süden, ebenso rasch. Gibt es noch mehr Kontingente, die von irgendwoher kommen könnten?«
    Yarrel sagte frostig. »Aus welcher Richtung könnte denn Mavin kommen, wenn sie erfährt, daß ihr Sohn von Mandor gefangengehalten wird?«
    Ich schluckte den Köder nicht. Es war nicht mein Fehler, daß ich Mavins Sohn war. Ich ließ mich diesbezüglich nicht provozieren. Trotzdem versuchte ich mich in Yarrel hineinzuversetzen, den Traum, in dem ich die Bauern mit ihren Heugabeln gesehen hatte, noch frisch in Erinnerung. »Dies alles wird mit Blut und Zorn enden«, sagte ich so freundlich und sanft wie möglich. »Erst werden sich die Spieler gegenseitig töten, und, dann kommen vielleicht die Bauern, um diejenigen von uns zu töten, die noch übrig sind – falls welche übrig sind. Und es wird noch mehr Mandors und Dazzles geben, die ihre Totenschädel der Welt zuwenden.« In den Gesichtern las ich Unverständnis. Sie kannten Mandors und Dazzles wahres Gesicht nicht. Ich probierte es noch einmal. »Das Große Spiel wird

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