Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)
vollkommen anders, als wenn man eine wirkliche Person betrachtet. Und es ist ja auch nicht so, dass ich dann losgehe und die Produkte kaufe, für die da Reklame gemacht wird. Eigentlich achte ich gar nicht auf die Produkte. Aber die Models sind nun mal wirklich etwas Besonderes.
Maria deSouza:
Wenn ich Tamera früher kennengelernt hätte, hätte ich wahrscheinlich versucht, sie davon abzuhalten, ihr Calli abschalten zu lassen. Ich bezweifle, dass mir das gelungen wäre; sie scheint von der Richtigkeit ihrer Entscheidung überzeugt. Und doch ist sie ein gutes Beispiel für die Vorzüge von Calli. Das fällt sofort auf, wenn man mit ihr redet. Ich habe zum Beispiel irgendwann einmal gesagt, was sie doch für ein Glück hätte, und sie fragte: »Weil ich schön bin?« Und sie hat das vollkommen ernst gemeint! So, als würde sie über ihre Größe sprechen. Können Sie sich eine Frau ohne Calli vorstellen, die so reagiert?
Tamera bildet sich überhaupt nichts auf ihr Aussehen ein. Sie ist weder eitel noch unsicher, und sie kann ohne jede Verlegenheit darüber sprechen, dass sie schön ist. Ich vermute, dass sie sehr gut aussieht, und bei den meisten Frauen, die das tun, merke ich das. Da ist etwas in ihrem Verhalten, das keinen Zweifel daran lässt, ein Drang, sich zu produzieren. Tamera hat das nicht. Oder diese Frauen zeigen eine falsche Bescheidenheit, die auch sehr leicht zu durchschauen ist, aber auch das hat Tamera nicht. Ihre Bescheidenheit ist echt. Und das wäre bestimmt nicht so, wenn sie nicht mit Calli aufgewachsen wäre. Ich hoffe nur, sie bleibt auch so.
Annika Lindström, 4. Semester:
Ich finde diese ganze Calli-Sache schrecklich. Mir gefällt es, wenn die Jungs auf mich aufmerksam werden, und ich fände es wirklich schade, wenn das aufhören würde.
Meiner Meinung nach ist das alles nur was für Leute, die – seien wir doch mal ehrlich – nicht sonderlich gut aussehen und die besser dastehen wollen. Und das können sie nur, indem sie die Leute bestrafen, die das haben, was ihnen fehlt. Was einfach unfair ist.
Wer würde nicht gut aussehen wollen, wenn er die Möglichkeit dazu hätte? Da können Sie jeden fragen, auch die Leute, die hinter dieser ganzen Aktion stehen, und ich wette, sie werden ja sagen. Ja, okay, gut aussehen heißt auch, dass man manchmal von Sackgesichtern angemacht wird. Die gibt es immer wieder, aber das gehört nun mal dazu. Wenn diese Wissenschaftler einen Weg finden würden, wie man dieses Arschlochzentrum im Gehirn von Jungs abschalten kann, das wär wirklich was, das fände ich klasse.
Jolene Carter, 6. Semester:
Also, ich werde für die Resolution stimmen, denn ich finde, es wäre ein Segen, wenn jeder Calli hätte.
Die Leute sind nett zu mir, weil ich gut aussehe, und auf der einen Seite gefällt mir das, aber auf der anderen Seite fühle ich mich dann auch schuldig, weil ich nichts getan habe, um das zu verdienen. Und natürlich ist es angenehm, wenn man von Männern beachtet wird, aber das kann auch eine ganz schöne Belastung sein. Wenn ich einen Mann mag, dann frage ich mich immer, ob er wirklich an mir interessiert ist oder nur an meinem Aussehen. Das lässt sich nur sehr schwer auseinanderhalten, weil alle Beziehungen am Anfang einfach nur toll sind. Erst später findet man dann heraus, ob man wirklich miteinander klarkommt. So war es auch mit meinem letzten Freund. Er war nur dann wirklich glücklich mit mir, wenn ich fabelhaft aussah, daher konnte ich mich bei ihm nie wirklich entspannen. Aber als mir das bewusst wurde, hatte ich ihn schon zu nah an mich herangelassen, und es tat wirklich weh zu erkennen, dass er gar nicht mein wirkliches Ich sah.
Und dann sind da noch die anderen Frauen. Auch wenn das den meisten Frauen wohl nicht gefällt, so vergleicht man doch immer das eigene Aussehen mit dem der anderen. Manchmal fühle ich mich wie in einem unablässigen Wettstreit, und das will ich überhaupt nicht.
Ich habe schon mal daran gedacht, Calli machen zu lassen, aber das scheint mir nur dann sinnvoll, wenn alle anderen sie auch haben. Wenn nur ich Calli habe, ändert das ja nichts daran, wie ich von anderen behandelt werde. Aber wenn jeder andere auf dem Campus Calli hätte, dann würde ich die auch gern haben.
Tamera Lyons:
Ich habe meiner Zimmergenossin Ina das Photoalbum mit den Bildern von meiner Highschool gezeigt, und darin waren dann auch die Photos von mir und Garrett, meinem Ex-Freund. Natürlich wollte Ina alles über ihn wissen, und ich habe
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