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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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mit sehr eingeschränkten Fähigkeiten. Es ist eine traurige Wahrheit, dass –«
    »Halt!« rief Kim. »Das ist nicht gerecht, Aileron. Das ist … . einfach nicht gerecht.« Sie verstummte, weil ihr nichts anderes einfallen wollte und weil er sie anlachte.
    »Ich weiß«, räumte Aileron ein. »Ich weiß, dass das ungerecht ist.« Er rang um Fassung und fuhr in verändertem Tonfall fort: »Ich will gar nicht erst wissen, was du durchgemacht haben musst, um uns diesen Mann zu bringen, obwohl ich als Kind bei Loren in die Lehre gegangen bin und es mir möglicherweise vorstellen könnte. Ihr seid alle beide hier äußerst willkommen. Wie könnte es anders sein.«
    »Wahr gesprochen«, stimmte Loren Silbermantel zu. »Edler Arthur, Ihr habt noch nie zuvor in Fionavar gekämpft?«
    »Nein«, antwortete ihm die tief klingende Stimme. »Auch nicht gegen Rakoth selbst, obwohl ich viele Male die Schatten seines Schattens zu Gesicht bekommen habe.«
    »Und sie besiegt«, ergänzte Aileron.
    »Davon erfahre ich nie etwas«, erwiderte Arthur sehr still.
    »Was meinst du damit?« erkundigte sich Kim im Flüsterton.
    »Ich sterbe, noch ehe es vorbei ist.« Er sagte das ganz beiläufig. »Ich halte es für das beste, ihr erfahrt das hier und jetzt. Ich werde das Ende nicht miterleben – das ist ein Teil dessen, was mir auferlegt worden ist.«
    Stille breitete sich aus, dann sprach Aileron wieder. »Nach allem, was mich gelehrt wurde, fallen, wenn Fionavar fällt, auch alle anderen Welten, und zwar bald darauf – den Schatten des Schattens zu, wie Ihr es ausgedrückt habt.« Kim begriff: Er wandte sich ab von der Gefühlsseligkeit, hin zu etwas leichter Greifbaren.
    Arthur nickte feierlich. »So heißt es auch in Avalon«, bestätigte er, »und bei den Sternen des Sommers.«
    »Und bei den Lios Alfar heißt es auch so«, fügte Loren hinzu. Sie wandten sich nach Brendel um und bemerkten zum ersten Mal, dass er verschwunden war. Etwas in Kimberly regte sich, eine böse Vorahnung, schwach und kaum wahrnehmbar und viel zu spät, von dem einen, das sie nicht hatte wissen können.
     
    Na-Brendel vom Falkensiegel hatte das gleiche Gefühl verspäteter Erkenntnis, allerdings stärker, denn die Lios Alfar verfügten über Traditionen und Erinnerungen, die tiefer und weiter in die Vergangenheit reichten als die der Seherinnen. Dereinst Ysanne und jetzt Kimberly vermochten sich durchaus in die Zukunft zu bewegen oder von einigen der Fäden träumen, die sie durchzogen, doch die Lios lebten lange genug, um die Vergangenheit zu kennen, und oft waren sie weise genug, sie auch zu verstehen. Und Brendel, Ranghöchster derer vom Falken, war unter ihnen nicht der Geringste, was Alter oder Erkenntnisvermögen anging.
    Einmal, vor einem Jahr in einem Waldstück östlich von Paras Derval, hatte ihn ein Gefühl überkommen, wie von einem kaum wahrnehmbaren Akkord, das sich auch jetzt wieder seiner bemächtigte, nur stärker. Voller Besorgnis und Verwunderung folgte er den Klängen einer Harfe bis an eine Tür und forderte, nachdem er sich dort Zutritt verschafft hatte, alle drei auf, mit ihm zu kommen, einen im Namen des Gottes, eine im Namen der Göttin und eine im Namen der Kinder und der bittersten Liebe.
     
    Wie sich herausstellte, irrte er sich nicht, auch Kimberly nicht. Und als sie zu viert das Gemach des Königs betraten, sah Brendel dem plötzlich verkniffenen Blick des Magiers an, dass Loren nun auch alles verstanden hatte. Der Magier und seine Quelle und Brock aus Banir Tal standen bei Kim am Fenster. Aileron und Arthur beugten sich zusammen mit Gorlaes über die ausgebreitete Karte.
    Der König und der Kanzler drehten sich um, als sie eintraten. Arthur nicht. Doch Brendel sah, wie er rasch den Kopf hob, so als wittere oder höre er da etwas, das ihnen allen entging. Der Lios Alfar sah außerdem, dass seine Hände, die auf der Tischfläche ruhten, auf einmal ganz weiß geworden waren.
    »Uns ist über alle Maßen wertvolle Unterstützung zuteil geworden«, sagte er zu den dreien, die er mitgebracht hatte. »Dies ist Arthur Pendragon, den Kimberly für uns angerufen hat. Edler Arthur, ich erlaube mir, Euch –«
    Weiter kam er nicht. Er hatte lange gelebt und im Laufe seiner Tage viel gesehen und noch mehr erfahren durch die Erinnerungen der Ältesten von Daniloth. Doch nichts davon ließ sich mit dem vergleichen, was er in des Kriegers Augen erblickte, als Arthur sich umdrehte. Vor diesem Blick fühlte er seine Stimme versagen; es gab

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