Das wandernde Feuer
bellte ein Hund, laut und tragend in der kalten Luft.
Und dann, als der Großkönig, von einer Eingebung dazu bewogen, das Signal zum Anhalten gab, hörten sie den Hund noch dreimal bellen, und jedermann in der Schar, der etwas von Hunden verstand, nahm die überschäumende Freude in diesem Laut wahr.
Als sie innehielten, erblickten sie die riesige graue Gestalt eines Jagdhundes, der durch den Schnee auf sie zugerannt, ja zugestürzt kam, wobei er ununterbrochen bellte und sich in seiner Hast ein ums andere Mal überschlug.
Aileron war es, der Arthurs Gesicht aufleuchten sah. Der Krieger sprang vom Pferd und rief mit der ganzen Kraft seiner machtvollen Stimme: »Cavall!«
Dann stellte er sich mit gespreizten Beinen hin und breitete die Arme aus. Und wurde von dem wilden Sprung des Hundes dennoch umgeworfen. Hin und her rollten die zwei, wobei der Hund in seinem Freudenrausch unablässig kläffte und der Krieger aus der Tiefe seiner Brust ein Hundeknurren nachahmte.
Aus der versammelten Schar brach erst ein Lächeln, dann ein Lachen hervor, gleich einer Blume, die auf rauem Fels erblüht.
Ungeachtet seiner Kleidung oder seiner Würde spielte Arthur mitten auf der Straße mit dem Hund, den er Cavall genannt hatte, und es dauerte seine Zeit, ehe sie damit aufhörten, sich hochrappelten und sich wieder der Schar zuwandten. Arthur atmete heftig, doch in seinen Augen lag ein Leuchten, das Kim Ford nachträglich ein wenig von der Schuld lossprach, die sie sich mit dem aufgeladen hatte, was sie auf Glastonbury Tor getan hatte.
»Ist dies«, fragte Aileron nicht ohne Ironie, »Euer Hund?«
Mit einem Lächeln würdigte Arthur Ailerons Tonfall. Doch seine Antwort versetzte sie an einen anderen Ort. »Er ist es«, antwortete er, »sofern er überhaupt jemandem gehört. Einst vor langer Zeit war er mein Hund, aber inzwischen ficht Cavall seine eigenen Kämpfe aus.« Er blickte auf das Tier herab. »Und es hat den Anschein, als wäre er in diesen Kämpfen verletzt worden.«
Jetzt, da der Hund still dastand, konnten sie das Netz von Narben und das ungleichmäßig nachgewachsene Fell erkennen, das seinen Körper überzog. Es war kein erfreulicher Anblick.
»Ich kann Euch sagen, woher die Narben stammen.« Loren Silbermantel lenkte sein Pferd neben die der Könige. »Er hat im Mörnirwald gegen den Wolfsfürsten Galadan gekämpft, um das Leben dessen zu retten, der daraufhin zum Zweimal Geborenen wurde.«
Arthur hob den Kopf. »War das der prophezeite Kampf? Den Macha und Nemain vorhergesehen haben?«
»Er war es«, bestätigte Kim, die nun näher gekommen war.
Arthurs Blick wandte sich ihr zu. »Der Wolfsfürst ist derjenige, welcher nach Vernichtung strebt?«
»Ja«, antwortete sie. »Lisens wegen.«
»Mich kümmert nicht der Grund«, entgegnete Arthur, und in seiner Stimme lag Kälte. »Sind es seine Wölfe, die wir jagen wollen?«
»Sie sind es«, erwiderte sie.
Er wandte sich Aileron zu. »Edler König, ich hatte zuvor schon Grund, mich an der Jagd zu beteiligen: um einen Kummer zu vergessen. Nun ist ein zweiter Grund hinzugekommen. Ist in Eurer Jagdmeute Platz für einen weiteren Hund?«
»Sogar ein Ehrenplatz«, fügte Aileron hinzu. »Wollt Ihr uns von jetzt an den Weg weisen?«
»Cavall wird es tun«, sagte Arthur und schwang sich wieder aufs Pferd. Ohne sich noch einmal umzublicken, setzte der Hund sich in Bewegung.
Ruana sang die Tanora für Kiroa, doch nicht in geziemender Weise. Auch die für Kael war nicht geziemend gewesen, aber er fügte dem Gesang die Koda an, in der hierfür um Vergebung gebeten wurde. Er war sehr schwach, und er wusste, dass er nicht die Kraft hatte, sich zu erheben und die unblutigen Riten durchzuführen. Iraima sang mit ihm, wofür er ihr seinen lichtsilbernen Dank aussprach, aber Ikatere war während der Nacht verstummt und lag jetzt schwer atmend in seiner Nische. Ruana wusste, dass er dem Ende nahe war, und er trauerte um ihn, denn Ikatere war ihm in reingoldener Freundschaft verbunden.
Vor dem Höhleneingang verbrannten sie gerade Kiroa, und der Rauch wehte herein und mit ihm der Gestank verkohlten Fleisches. Ruana hustete und unterbrach damit den Rhythmus der Tanora. Iraima jedoch hielt ihn aufrecht, sonst hätte er noch einmal von vorne beginnen müssen: Zwar gab es eine Koda für den Nichtvollzug der Riten, jedoch keine für das Unterbrechen der Tanora.
Als er geendet hatte, ruhte er sich ein wenig aus, dann begann er wieder mit seinen kümmerlichen Gesängen: dem
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