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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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weiße Sandalen. Ihre Augen verdeckte eine opalisierende Sonnenbrille.
    »Ich weiß wirklich nicht, was du daran schamlos findest«, sagte er gereizt. »Schamlos wäre es höchstens, wenn Frau Pütterich solch einen Pulli und solche Höschen tragen würde.«
    »Otto, ich muß doch sehr bitten!« rief Frau Lobedanz empört. »Ich habe nicht von Frau Pütterich, sondern von diesem Fräulein Sonntag gesprochen. Aber wenn dir dieses Hüftgewackel etwas abgibt, bitte sehr!«
    »Laß sie doch wackeln, Mama, wenn’s ihr Spaß macht«, sagte er leicht zermürbt.
    »Das ist eine ganz durchtriebene Person, vor der ich dich warnen würde, wenn ich nicht genau wüßte, auf wen sie es abgesehen hat...«
    »Na, auf wen denn?«
    »Auf Herrn von Berg natürlich! Merkst du denn gar nichts? Aber ich meine, da wird ihr der Schnabel sauber bleiben.«
    Vorn trabte Vittorio mit Herrn von Berg und Fräulein Sonntag über die breite Via Vespucci und führte die kleine Gesellschaft, nachdem auch die Nachzügler drüben angekommen waren, über einen von zahllosen Kindern bevölkerten Karussellplatz zum Strande. Frau Pütterich, die an einer Eiswaffel schleckte, hatte sich den Lobedanz’ angeschlossen.
    »Wollen Sie sich etwa auch ins Wasser stürzen, Frau Lobedanz?«
    »Vielleicht, vorausgesetzt, daß wir ein ruhiges Plätzchen finden...« Das Wort erstarb ihr im Munde, denn plötzlich stand sie vor dem Lungomare und sah den breiten, flachen Strand in seiner ganzen ungeheuren Ausdehnung vor sich, sah Sonnensegel neben Sonnensegel, Schirm neben Schirm, Liegestuhl neben Liegestuhl, und Menschen, Menschen, Menschen...
    »Um Himmels willen, Otto...«
    Auch er starrte, für einen Augenblick von dem unerwarteten, fast schmerzhaft farbigen Bild wie betäubt, auf die glitzernde See, den flimmernden Strand, die ungeheure Buntheit...
    »Keine zehn Pferde...!«
    »Was haben Sie denn, Frau Lobedanz?«
    Otto Lobedanz gab seiner Mutter einen kleinen Stoß: »Ach, wissen Sie, Frau Pütterich«, sagte er, »meine Mutter ist mehr für die Stille, so wie vergangenes Jahr in Monte Balkone. Da war man froh, wenn man einen Menschen zu Gesicht bekam...«
    »Das ist ja ein Betrieb wie auf dem Dürkheimer Wurstmarkt«, ächzte Frau Lobedanz.
    »Und genau für so was bin ich«, meinte Frau Pütterich und stopfte den Rest der Eiswaffel in den Mund, »bei mir muß sich was rühren. Wie sagte mein Pütterich immer? Wenn überm Sarg die Musik spielt, dann ist man meist schon abgekühlt...«
    Über den Kabinen der Villa Annabella flatterte eine grün-weiß gestreifte Fahne, und grün-weiß gestreift waren auch die Sonnensegel, unter denen sich die Gäste des Hauses vor dem flirrenden Licht schützten. Die Badefrau, Mammina Rosa, ein wandelnder Fettkloß und so breit wie hoch, aber trotz ihres ungeheuerlichen Leibesumfanges quicklebendig, war gerade dabei, zwei Hotelgäste mit dem glühend heißen Sand zuzuschaufeln. Man sah von den beiden Herren nur noch die Köpfe, auf die Mammina Rosa zwei alte, zerfranste Strohhüte stülpte, als die Spitze des kleinen Zuges mit Vittorio bei den Kabinen anlangte. Als Otto Lobedanz mit den beiden Damen einpassierte, gab es ein kleines Unglück. Frau Pütterich, ein wenig kurzsichtig, aber zu eitel, um eine Brille zu tragen, wollte über die beiden Sandhaufen hinwegsteigen und hielt entsetz* inne, als es plötzlich unter ihr lebendig zu werden begann und eine trompetenstarke Stimme in ein mörderisches Gebrüll ausbrach. Sie hüpfte, soweit es ihre fünfundneunzig Kilo zuließen, nach vom und landete auf dem zweiten Rheumatiker, der gleichfalls wie am Spieß zu schreien begann. Während Mammina Rosa sich um die beiden Herren bemühte, die sich wie argentinische Profifußballer nach einer kleinen Rempelei gebärdeten, ihre Arme freischaufelte und ihre Köpfe aufrichtete, damit sie den zwischen die Zähne geratenen Sand ausspucken konnten, führte Otto Lobedanz die an allen Gliedern schlotternde Frau Pütterich zu dem kleinen, überdachten Podest, auf dem Mammina Rosa residierte. Sie hatte sich allen Ernstes eingebildet, auf eine schlafende Anakonda getreten zu sein...
    »Ich bitte Sie! Am Strand von Rimini...!«
    »Es war so weich«, ächzte Frau Pütterich, »und es bewegte sich so komisch unter mir...«
    »Sie werden dem Herrn auf den Bauch gestiegen sein«, meinte Frau Lobedanz, »und das stelle ich mir für den, der unten liegt, nicht sehr angenehm vor.«
    Fräulein Sonntag, die von dem Schlangenabenteuer erst erfuhr, als sie in

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