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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Sonntag solche Samariterdienste erweisen durfte.
    »Werden Sie zurückschwimmen können?« fragte Herr von Berg.
    Sie streckte ihm die Hände entgegen: »Helfen Sie mir hoch — und natürlich kann ich zurückschwimmen! Ich habe ja kein Bein verloren.«
    Er zog sie empor, aber das Auftreten schien ihr doch Schmerzen zu bereiten und sie griff nach Otto Lobedanz’ Arm, um sich zu stützen.
    »Soll ich nicht doch lieber ein Boot herbeirufen?« fragte er besorgt. Ein gutes Dutzend trieb sich in unmittelbarer Nähe des Floßes herum, Ruderboote und kleine Katamarane mit Tretantrieb.
    »Machen Sie bloß keine Geschichten«, sagte sie und humpelte zum Rand des Floßes, von wo sie kurzentschlossen ins Wasser sprang.
    »Der reine Krimi...«, grinste Herr von Berg und deutete auf die blutigen Fußabdrücke, die Fräulein Sonntag auf dem Floß hinterlassen hatte, »kommen Sie, Herr Lobedanz, nehmen wir die Dame in die Mitte!« Und er sprang, von Otto Lobedanz gefolgt, Fräulein Sonntag nach.
    »Geht’s?« rief Otto Lobedanz ihr zu.
    »Das Salzwasser brennt ein bißchen«, antwortete sie, »ich hole mir nachher bei unserer Badefrau ein Pflaster, und damit hat sich’s.«
    Zimperlich ist dieses Mädchen jedenfalls nicht, stellte Otto Lobedanz für sich fest. Sie schwammen zügig auf die grün-weiße Fahne über den Kabinen der Villa Annabella zu, und als das Wasser zum Schwimmen zu flach wurde, ließ Fräulein Sonntag sich nichts mehr anmerken, daß das Gehen ihr irgendwelche Beschwerden bereitete. Unter den grün-weißen Segeln winkte Frau Lobedanz ihrem Sohn aus einem Liegestuhl entgegen. Neben ihr lagen Fräulein Lenz und Herr Blumm im Schatten des gleichen Vela im Sande. Eigentlich wollte er sich erst unter der Dusche das Salzwasser von der Haut und aus den Haaren spülen, aber seine Mutter schien es brandwichtig zu haben.
    »Sieh dich einmal um!« zischte sie ihm ins Ohr und deutete mit Kinn und schief gezogenem Mund nach rechts hinüber, wo Frau Pütterich in einem Strecksessel lag und sich von zwei Herren, denen man die Italiener auf hundert Schritt Entfernung ansah, Arme und Beine mit Sonnenöl einreiben ließ.
    »Hast du Töne, Otto?« flüsterte Frau Lobedanz, als spräche sie mit dem letzten Atem, »und der graumelierte, der wie Vittorio de Sica aussieht, ist der, dem sie vorher auf den Bauch gestiegen ist. Er heißt Vivaldi, und sein Vorname ist wahrhaftig Furio, und ob du es glauben willst oder nicht, er ist Marschall!«
    »Was, ein richtiggehender Marschall...?«
    »Ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört, wie die dicke Badefrau ihn mit Marschallo Vivaldi angeredet hat, als sie ihn aus dem Sand ausbuddelte. Und der andere heißt Minetti oder so ähnlich und exportiert Parmesankäse und Tomatenmark nach Deutschland und spricht ziemlich gut Deutsch...«
    »Woher weißt du denn das alles?«
    »Woher ich es weiß?« zischte Frau Lobedanz grimmig, »die beiden tanzten doch hier mit zwei Bechern Eis an, um sich zu entschuldigen...«
    »Wofür denn? Etwa dafür, daß die Witwe vom seligen Pütterich ihnen auf den Bäuchen herumgetrampelt ist?«
    »Genau! Und daß sie sie erschreckt haben, und stell dir vor, Otto, sie wollten uns durchaus in eine Weinstube verschleppen, und was soll ich dir sagen, die Pütterichsche hat gekichert, daß es schon direkt peinlich war, und war drauf und dran, sich verziehen zu lassen. Und als ich sagte, daß das überhaupt nicht in Frage käme, da hat sie mich eine Spielverderberin genannt, und was schon dabei wäre, sich von zwei so netten Kavalieren zu einem Gläschen Wermut einladen zu lassen... «
    »Ich nehme an, daß es sich bei den Herren um Gäste der Villa Annabella handelt...«
    »Na und?!« empörte sich Frau Lobedanz, »ist das ein Grund, sich zwei wildfremden Kerlen an den Hals zu schmeißen? Schau doch nur einmal hin, wie die beiden Ithaker sich das Kreuz abbrechen und wie die Pütterichsche kichert und Kulleraugen macht. Otto, ich sage dir, diese Frau ist keine Dame, sondern eine Person!«
    »Nanananana!« murmelte Otto Lobedanz beschwichtigend, »und was geht es uns auch an, was Frau Pütterich tut und treibt. Mach die Augen zu, wenn es dich stört. Ich dusche mich nur noch ab, und dann gehen wir sowieso ins Hotel zurück«, und er lief zu der Süßwasserdusche hinüber, die in der Nähe der Annabella-Kabinen stand und ziemlich belagert war, denn die Uhr ging auf Mittag, und der Strand begann sich zu leeren. Er sah sich nach Fräulein Sonntag um, aber er konnte weder sie

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