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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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noch Herrn von Berg entdecken, und ihn beschlich das bedrückende Gefühl, zwischen den beiden könne sich doch etwas anspinnen. Seine trüben Ahnungen bestätigten sich, als er die Bagnina, Mammina Rosa, fragte, ob die blonde Signorina, die sich den Fuß verletzt hatte, schon gegangen sei. Sein Italienisch war schauderhaft, aber Mammina Rosa verstand ihn sofort. Si si, nickte sie, die hübsche blonde Signorina wäre, da ihr selber das Verbandszeug ausgegangen sei, in Begleitung des jungen deutschen Herrn zur Pharmazia gegangen, um sich ein Pflaster zu kaufen. Und bei der Erwähnung des signor tedesco verdrehte sie die schwarzen Augen, spitzte die Lippen, schnippte von Daumen und Zeigefinger einen Kuß gen Himmel und seufzte: »Un’ uomo bellissimo! Welch ein Körper! Welche Eleganz! Welche Kraft! Ein Mann wie ein Gott!«
    Er zog sich um, ließ sich von Mammina Rosa belehren, daß es üblich sei, das Badezeug ihrer Obhut anzuvertrauen, und drückte ihr einen Hundertlireschein in die Hand.
    »Oh, mille grazie, signore, Sie sind sehr großzügig.«
    Es tröstete ihn wenig, großzügig genannt zu werden, und er ging mit dem Gefühl, daß ihm die Flügel gebrochen seien, zu seiner Mutter zurück.
    »Was hast du bloß, Otto? Du siehst aus, als ob dir einer die Marmelade vom Brot geleckt hat ...«
    »Mir hat keiner was weggeleckt«, knurrte er, »ich bin nur hungrig, das ist alles.«

VI

    Herr Schnürchen ruhte eine knappe Stunde lang, aber er schlief nicht. Er lag entspannt auf der harten Matratze und schaute mit wachen Augen zur Decke empor. Manchmal bewegte er die rechte Hand, als gäbe er seinem kleinen Kammerorchester mit der Flöte einen Einsatz. Um halb elf erhob er sich, rieb sich mit einem Schwamm kalt ab, nahm neue Wäsche aus dem Schrank und kleidete sich an. Die Villa Annabella lag wie ausgestorben, die Gäste waren um diese Zeit am Strand, nur in der Küche herrschte Hochbetrieb, und dort fand Herr Schnürchen auch Signor Gualdini, den er für einen Augenblick zu sprechen wünschte. Signor Gualdini führte ihn in sein Büro, wo sich Herr Schnürchen fünfzig Mark wechseln ließ und sich nach dem nächsten Taxistand erkundigte. Das Anerbieten Signor Gualdinis, ein Auto telefonisch herbeizurufen, lehnte er ab, da ihm ein wenig Bewegung nach der langen Bahnfahrt nur gut täte. Mit Komplimenten für das ausgezeichnete Italienisch seines Gastes begleitete Signor Gualdini Herrn Schnürchen vor das Haus und beschrieb ihm die Lage des Taxihalteplatzes gestenreich und wortgewaltig so genau, daß
    Herr Schnürchen den Weg nicht verfehlen konnte. Dem Taxifahrer nannte Herr Schnürchen das Albergo Moderno in der Nähe des Bahnhofs als Ziel, wo er sich mit dem deutschen Reiseleiter, Herrn Körber, verabredet hatte, der hier ein festes Standquartier besaß. Der Zug, der ein paar hundert Feriale-Reisende nach Deutschland zurückbringen sollte, verließ Rimini am Abend. Wie verabredet, erwartete Herr Körber Herrn Schnürchen in der Hotelhalle. Der Mann hatte eine anstrengende lange Nacht hinter sich, aber er sah in seinem flotten Feriale-Dreß so munter und frisch gebügelt aus, als ob er gerade aus dem Urlaub käme.
    »Wann schlafen Sie eigentlich, Herr Körber?« fragte Herr Schnürchen nach der kurzen Begrüßung.
    »Vom 15. Oktober bis zum 15. Dezember, in der Saison ist es leider nicht möglich.«
    »Verraten Sie mir gelegentlich Ihr Rezept, Herr Körber, ich könnte es gut gebrauchen.«
    Herr Körber führte den alten Herrn zu seinem Tisch, auf dem die Reste eines opulenten Frühstücks standen: »Da haben Sie es, Herr Schnürchen, ich ersetze den Schlaf durch Essen...«
    »Haben Sie mir die Anschriften besorgt, Herr Körber?«
    »Selbstverständlich!« Herr Körber zog ein Notizbuch aus der Brusttasche und trennte daraus eine perforierte Seite ab, »hoffentlich können Sie meine Handschrift lesen.«
    Die kleine Liste enthielt elf Namen. Herr Schnürchen überflog sie und stutzte plötzlich: »Da ist Ihnen ein kleiner Irrtum unterlaufen, Herr Körber...«
    »Ein Irrtum? Inwiefern?«
    »Ich lese hier Johann Vonberg. Nun, Jan mag hübscher oder moderner als Johann klingen, aber dieser Herr Vonberg ist unserer kleinen Abteilgesellschaft gegenüber als ein Herr von Berg aufgetreten...«
    »Was Sie nicht sagen!« murmelte Herr Körber nicht allzu erstaunt, und mit einem resignierten Schulterzucken fügte er hinzu: »Ach, wissen Sie, Herr Schnürchen, solch ein Name verführt ja geradezu zu einer kleinen Hochstapelei. Was

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