Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
ich in meinem Beruf in dieser Hinsicht fast auf jeder Tour erlebe, daraus könnte man einen kleinen Roman machen. Aber nun möchte ich fast darauf wetten, daß unser kleiner Schwindler auch mit seinem Beruf ein wenig hochgestapelt hat...«
    »Was ist er denn?« fragte Herr Schnürchen mit einem Blick auf den Zettel, der aber nur die Namen und Adressen der elf Personen enthielt, die Herrn Schnürchen mit ihren Geldzuwendungen aus der Klemme geholfen hatten.
    »Automechaniker«, antwortete Herr Körber, »so las ich es jedenfalls in seinem Paß. Als was ist er denn bei Ihnen aufgetreten?«
    »Als Testingenieur eines großen Automobilwerkes...«
    »Vielleicht ist er Testfahrer, aber zum >von< klingt Ingenieur natürlich besser als Mechaniker.« Er stieß einen kleinen Seufzer aus: »Ja, Herr Schnürchen, so ist das nun einmal auf diesem Jahrmarkt der Eitelkeit, für vierzehn Tage möchte jedes Würstchen als Fürstchen auftreten...« Und plötzlich sah er Herrn Schnürchen sehr aufmerksam an: »Sehen Sie etwa einen Zusammenhang zwischen der Hochstapelei und dem Geld, das man Ihnen gestohlen hat?«
    Herr Schnürchen hob abwehrend beide Hände: »Nein, wirklich nicht!« antwortete er sehr entschieden. »Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ein paar Zeilen, die ich hier schreiben werde, nach Deutschland mitnehmen und in München oder wo es Ihnen am besten paßt, in den Briefkasten werfen würden.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Herr Schnürchen. Darf ich Ihnen Papier und Umschlag geben?«
    »Ja, das wäre sehr liebenswürdig von Ihnen.«
    Es waren nur wenige Zeilen, die Herr Schnürchen auf den Bogen warf. Den Umschlag adressierte er an einen Herrn Karl Alvensleben, der in Frankfurt ein Postfach besaß, und als Absender malte er nur seinen Namen SCHNÜRCHEN mit Blockbuchstaben auf die linke untere Ecke des Kuverts. Er hatte sogar ein paar Briefmarken dabei, so daß Herr Körber den Brief in Deutschland nur in einen Bahnhofsbriefkasten einzuwerfen brauchte. Herr Schnürchen konnte fest damit rechnen, daß sein Brief spätestens übermorgen in der Hand des Empfängers sein würde.
    Dem Taxichauffeur, der vor dem Hotel auf ihn wartete, gab er als nächstes Ziel die Posta Centrale in der Nähe des Arco d’Augusto an. Dort entließ er den Mann, da ihn seine Angelegenheiten wahrscheinlich längere Zeit aufhalten würden. Es war kurz nach elf, als er ein dringendes Gespräch nach Frankfurt anmeldete. In Anbetracht des Umstandes, daß man dem armen Herrn Schnürchen sein sauer Erspartes gestohlen hatte, ging er mit seinem Geld ziemlich verschwenderisch um. — Auf die Verbindung mußte er eine gute halbe Stunde warten. Er vertrieb sich die Wartezeit mit einer Nummer des >Corriere della sera<, die er aus einem Papierkorb zog. Inzwischen betätigte er sich auch als Dolmetscher und verhalf einem dankbaren deutschen Reisenden, der Hilmar Otto hieß und dessen Post von dem Schalterbeamten irrtümlich unter dem Buchstaben H abgelegt worden war, zu einer seit Tagen dringend erwarteten Geldsendung. Aber dann kam seine Verbindung, und er konnte den Hörer in der Kabine für Auslandsgespräche abnehmen. Die Verständigung war ausgezeichnet, und er wurde, nachdem er seinen Namen genannt hatte, sofort mit jenem Herrn Al vensleben verbunden, an den er kurz zuvor sein Schreiben gerichtet hatte.
    »Buon giorno, lieber Alvensleben, ja, ich rufe Sie aus Rimini an...«
    »Ich hoffe, daß Sie die Reise gut überstanden haben, Herr Schnürchen. Gibt es etwas Besonderes?«
    »Ja, mir ist eine kleine Panne passiert. Ich bin unterwegs um meine Barschaft erleichtert worden. Ich kann es nicht ganz genau sagen, aber ich schätze, daß ich rund tausend Mark im Portefeuille hatte. — Lachen Sie nicht, Alvensleben! Das Nachspiel der Geschichte hätte selbst Sie alten Zyniker zum Glauben an die gute Natur des Menschen zurückgeführt...«
    »Das müssen Sie mir erklären, Herr Schnürchen...«
    »Man hat für mich spontan eine Sammlung veranstaltet, die 220 Mark einbrachte! Was sagen Sie dazu?«
    »Mir kommen die Tränen...«
    »Schämen Sie sich, Alvensleben! Sie sollen sich schämen, habe ich gesagt. Aber tun Sie das später. Im Augenblick habe ich noch folgenden Wunsch: Sie erhalten morgen oder übermorgen einen Brief von mir, den ich dem Reiseleiter von Feriale zur Beförderung in einen deutschen Briefkasten mitgegeben habe. Sorgen Sie, bitte, dafür, daß die Sache, um die es mir geht, so rasch wie möglich erledigt wird.«
    »Geben Sie

Weitere Kostenlose Bücher