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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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gemacht zu haben ...«, murmelte er.
    »Und Fräulein Sonntag auch!« sagte Frau Lobedanz und warf ihrem Otto aus emporgezogenen Augenbrauen einen Blick zu, als frage sie, ob er etwas anderes erwartet hätte.
    »Fräulein Sonntag begegnete uns unterwegs«, sagte Herr Schnürchen, »sind Sie ihr bei Ihrem Bummel nicht begegnet?«
    »Bei dem Betrieb?« antwortete Otto Lobedanz schulterzuckend, »ich bin froh, daß ich meine Zehen heil zurückgebracht habe.«
    »Und lauter Deutsche!« sagte Frau Lobedanz und schnaufte verächtlich durch die Nase, »das hätte man auch daheim haben
    können. Ich möchte wirklich wissen wollen, was alle diese Menschen in den Süden zieht!«
    »Die Garantie für schönes Wetter«, warf Herr Blumm ein.
    »Na schön«, gab Frau Lobedanz zu, »aber das ist auch alles, was einem hier geboten wird.«
    »Und ein paar Italiener gibt es hier ja auch«, meinte Herr Schnürchen sanft, »zum mindesten die Kellner.«
    »Na, die gibt es bei uns doch in rauhen Mengen, bloß mit dem Unterschied, daß die hiesigen ein paar Brocken Deutsch verstehen. In dem Lokal, in dem ich mit meinem Sohn manchmal esse, haben sie einen Italiener als Kellner angestellt, der einem, was man auch bestellen mag, immer ein Schnitzel bringt!«
    »Nun übertreib nicht, Mama! Das ist einmal passiert...«
    »Mir hat’s gereicht!« sagte Frau Lobedanz und schaute mißtrauisch auf die wahrscheinlich mit Spinat gefüllten Ravioli, die die Serviererin den Gästen vorsetzte, die Füllung schimmerte grünlich durch den dünnen Teig hindurch.
    »Burro o salsa di pomodoro, Signora?«
    »Was hat sie gesagt, Otto?«
    »Ob du Butter oder Tomatensoße dazu haben willst.«
    »Butter! Hier wird man wohl gemästet... Nichts davon!«
    Herr Schnürchen reichte ihr die Dose mit geriebenem Parmesan herüber: »Streuen Sie die Ravioli dick mit Käse ein, Frau Lobedanz, Sie werden sehen, das schmeckt ausgezeichnet.«
    »Wenn Sie meinen, Herr Schnürchen... Und man sagt wohl, daß Käse zehrt.«
    »Na, das haben Sie doch nun wirklich nicht nötig!« meinte Herr Schnürchen galant und kam damit auch voll an. —
    Gerade noch rechtzeitig, um bei der Verteilung des Antipasto nicht übergangen zu werden, erschien Fräulein Sonntag am Tisch und nahm nach einem »Guten Abend allerseits!« Otto Lobedanz gegenüber neben Herrn Schnürchen Platz. Frau Lobedanz schien etwas von dem Streukäse in die falsche Kehle geraten zu sein, sie hüstelte scharf.
    »Ah, Fräulein Sonntag«, rief Herr Schnürchen, »wir haben Sie schon vermißt. Kommt Herr von Berg auch noch?«
    »Woher soll ich das wissen, Herr Schnürchen?«
    Herr Schnürchen warf Frau Lobedanz einen fragenden Blick zu, und Otto Lobedanz gönnte es seiner Mutter, daß sie vor Verlegenheit den Stuhl wetzte.
    »Nun ja«, sagte Herr Schnürchen leichthin, »er hätte Sie ja ausgeführt haben können...« Und mit einer salutierenden Geste fügte er hinzu: »Wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, hätte ich es getan — oder es wenigstens zu tun versucht.«
    »Danke, Herr Schnürchen, und von solch einem netten Mann; wie von Ihnen hätte ich mich wohl auch ausführen lassen. Aber denken Sie nur, ich habe hier ein halbes Dutzend Bekannte getroffen, mit denen ich vor zwei Jahren in Finale Ligure zusammen ‘ war. Das gab natürlich ein großes Hallo. Wir hatten uns noch ein paarmal geschrieben, aber wie das so bei Urlaubsbekanntschaften ist, schließlich ganz aus den Augen verloren.«
    »Ja, ja, die Welt ist ein Dorf...«, murmelte Frau Lobedanz.
    »Es war eine lustige Begegnung«, fuhr Fräulein Sonntag plaudernd fort, »wir haben sogar getanzt. In einem kleinen Lokal draußen am Hafen, und wir haben verabredet, uns am Abend wiederzutreffen.« Sie wandte sich plötzlich an Otto Lobedanz, als entdecke sie erst jetzt, daß er überhaupt am Tisch saß: »Wie 1 wär’s, Herr Lobedanz, hätten Sie nicht Lust, mitzumachen? Uns fehlt nämlich ein Herr für ein überzähliges Mädchen. Aber nein, das kann ich Ihnen nicht zumuten...«, sie tat plötzlich sehr verlegen, »denn zum Tanzen werden Sie kaum kommen. Die arme Kleine hat nämlich einen kurzen Fuß. Ein Autounfall vor eineinhalb Jahren. Sie tut mir so leid, die arme Monika. Sie ist nämlich sonst ein liebes Ding. Vielleicht ein bißchen ernst, aber man kann sich mit ihr wirklich über alles unterhalten...«
    »Immer wieder diese Autos!« seufzte Frau Lobedanz mitleidig, »ein Unfall, und schon ist ein junger Mensch für sein ganzes Leben ruiniert.«
    Otto

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