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Das war eine schöne Reise

Das war eine schöne Reise

Titel: Das war eine schöne Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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bildet sich ein, auf so was müßte man fliegen...«
    »Dieser Lümmel!« knurrte er, »na klar, daß du zu Möller & Kranz gehst!«
    »Ach, Ottle, dann hätten wir zusammen — laß mich mal rasch nachrechnen! —1280 Mark! Du, davon könnten wir uns ja direkt einen kleinen Wagen leisten...«
    »Einen VW, gebraucht, mit dreißig- oder vierzigtausend auf der Brust... So was kriegt man schon für drei Mille, und wenn man Glück hat, für zweieinhalb...«
    »Und ich würde die ersten drei oder vier und vielleicht sogar fünf Jahre bei Möller & Kranz weitermachen, bis wir alles komplett beieinander haben. Die Wäscheaussteuer besitze ich schon, und auf dem Sparbuch habe ich 4600, und es wären über fünf, wenn ich nicht im Frühjahr den Führerschein gemacht hätte. Ich habe mich ein bißchen dumm angestellt und bin einmal durchgefallen. So hat mich der Spaß über 500 Emmchen gekostet...«
    »Und ich habe fast 9000 auf der hohen Kante liegen...«
    »Mein Gott, sind wir reich...!«
    »Und da durfte ich nicht einmal den Sekt bestellen...«
    »Prösterchen, Ottle, lassen wir die Gläser zusammenklingen — a uf unsere Liebe natürlich!«
    »Ja, auf unsere Liebe, und auf unser Glück, und auf die Zukunft!«
    »Ach, du liebe Güte«, sagte sie erschrocken, »da wären wir ja nun wieder genau dort, wo wir vor einer Minute standen... Deine Mutter...!«
    »Trinke, mein Herz«, sagte er und leerte sein Glas in einem durstigen Zuge, »mit Frau Lobedanz werde ich schon fertig!«
    »Aber erst nach dem Urlaub, wenn wir wieder daheim sind! Versprich mir das, Ottle...Denn, ganz ehrlich, wenn ich deine Mutter wäre, dann würde mir das Tempo, das wir beide vorlegen, auch ein bißchen allzu stürmisch erscheinen.«
    »Gut, Sonny, ich verspreche es dir. Und wenn sie mir in den nächsten Tagen doch etwas anmerken sollte, dann werde ich ihr erzählen, daß ich mich in das Mädchen mit dem kurzen Fuß verliebt habe.«
    Der Cameriere schenkte fleißig nach, und so war die Flasche bald geleert, aber Sonny Sonntag winkte ab, als er die zweite bringen wollte. Otto Lobedanz hätte nichts dagegen einzuwenden gehabt, sich einen kleinen Schwips einzukaufen, doch Sonny bestand darauf, zunächst eine Pizza romana zu essen, und ihr >zunächst< ließ die Möglichkeiten, noch einer Flasche von dem halbsüßen, spritzigen San-Marino-Wein den Hals zu brechen, zum mindesten offen. Auf dem Wege zum Grillroom, in dem ein weißbemützter Koch die Pizza nach römischer Art auf Holzkohlenfeuer in einem steingefügten Ofen buk, mußten sie den Barraum passieren. Die Bar war nur mäßig besucht, aber plötzlich stockte Sonny Sonntag und zog Otto Lobedanz hinter eine mit buntem Spiegelglas verkleidete Säule...
    »Schnell weg von hier...!« flüsterte sie ihm zu.
    »Was ist denn los?«
    Sie deutete mit einem Blick zur Bar hinüber, und da entdeckte auch Otto Lobedanz Herrn von Berg, der dort sichtlich angestoßen auf einem der hohen Stühlchen hockte und die Rubel rollen ließ. Zwei Damen mit tiefem Rückendekolleté, die linke tizianrot, die rechte rabenschwarz, rankten die Arme um seine muskulösen Schultern, während der Barkeeper den milchig beschlagenen Shaker über ihren Köpfen schüttelte.
    »Dieser Idiot«, zischte Otto Lobedanz, »die Weiber werden ihm das Fell über die Ohren ziehen!« Und er machte eine Bewegung, als habe er die Absicht, Herrn von Berg aus den Krallen seiner Begleiterinnen zu retten. Aber Sonny Sonntag hielt ihn mit einem energischen Ruck zurück und zog ihn, nachdem sie sich durch einen raschen Blick zur Bar davon überzeugt hatte, daß Herr von Berg mit seinen Damen voll beschäftigt war, rasch wieder in den Garten hinaus.
    »Ich bitte dich, Ottle, was geht es uns an, mit wem dieser Dummkopf sein Geld verjuxt. Und schließlich täte er es nicht, wenn er es nicht hätte...«
    »Und gleich zwei...!« murmelte er kopfschüttelnd.
    »Er scheint eben mehr für Quantität als für Qualität zu sein, denn das waren doch ganz schräge Fürstinnen...«
    »Den Eindruck hatte ich allerdings auch«, grinste er. »Aber wo wirst du nun deine Pizza essen?«
    »Ich habe keinen Appetit mehr darauf, Ottle, und wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann muß ich dir gestehen, daß ich hundemüde bin. Die Uhr geht nämlich auf eins...«
    »Mir sind die Stunden wie im Flug vergangen.«
    »... und wenn ich nachrechne, dann komme ich darauf, daß ich von den letzten 48 Stunden vier geschlafen habe und diese vier nicht einmal gut, denn unter mir hat die Witwe

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