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Das War Ich Nicht

Das War Ich Nicht

Titel: Das War Ich Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristof Magnusson
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wieder hinter meiner FAZ. In Tetenstedt konnte ich endlich Nachrichten sehen. Vorausgesetzt, Meike schmiss mich nicht gleich wieder raus. Sie hatte bestimmt schon gehört, was passiert war. Nun würde ich bald vor ihrer Tür stehen, mitten in ihrem schönen Landleben. Ich brauchte sie.
    In Katharinenheerd stieg außer mir niemand aus. An einem wartenden Taxi ging ich vorbei und fand bald einen Wegweiser nach Tetenstedt. Drei Kilometer Landstraße lagen vor mir, zum Glück war es dunkel. Bis Tetenstedt begegnete mir kein Auto. Nun musste ich nur noch Meikes Haus finden, ein altes Bauernhaus mit Strohdach. Bestimmt so ähnlich wie auf den Fotos, die manchmal in Magazinen waren: altehrwürdige Häuser mit schmucken Blumenkästen und einem alten Wagenrad, das dekorativ an einer Klinkerwand lehnte. Und in Meikes Fall das alles direkt hinterm Deich, so schwer konnte das nicht zu finden sein.
    Nur, dass es in Tetenstedt keinen Deich gab. Nachdem ich die Ortschaft zwei Mal durchquert hatte, überlegte ich, ob ich es riskieren konnte, jemanden zu fragen. Langsam wurde mir kalt. Meine Sporttasche war schwer. Wie lange konnte ich hier noch rumlaufen, bis es auffiel? Vielleicht standen schon alle Tetenstedter an ihren Fenstern, schoben ihre Gardinen zur Seite und sahen mir nach? Ich ließ das Ortsausgangsschild hinter mir. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann sah ich neben der Landstraße einen mit Gras bewachsenen Erdwall. Der Deich? Ich stieg hinauf. Auf der anderen Seite kein Meer. Irgendwoher die Geräusche von Vögeln. Doch wenigstens sah ich nun ein paar Hundert Meter weiter einige Lichter, eine Art erleuchteten Schuppen, wie sich rausstellte, als ich näher kam. Überquerte die Straße. Durch die Milchglasscheibe der Tür schien Licht, daneben zwei erleuchtete Fenster, hinter denen ich kahle Wände sah, die merkwürdigerweise orange gestrichen waren, aus dem Schornstein kam Rauch. Es war eine der baufälligsten Hütten, die ich je gesehen hatte - schon, dass das Ding beleuchtet war, hatte mich gewundert, aber es schien sogar jemand darin zu wohnen. Vor dem Haus stand ein alter Renault-Lieferwagen in hohem Gras. Kein Zaun, keine Blumenbeete. Wenn das Haus größer gewesen wäre, hätte ich gedacht, hier wäre eine Hippiekommune, doch eins war klar: Hier wohnten keine normalen Tetenstedter, die nichts Besseres zu tun hatten, als darauf zu achten, wer abends mit einer Sporttasche an ihrem Vorgarten vorbeilief. Wenn ich irgendwo fragen konnte, dann hier.
    An der Tür kein Name. Ich klingelte. Die Tür öffnete sich. Ich ließ die Sporttasche fallen. Stand einfach nur da. Auch Meike reagierte nicht. Lächelte nicht. Sagte nichts. Schlug die Tür nicht wieder zu. Nichts bewegte sich, außer dem Rauch, der von ihrer Zigarette aufstieg; im Hintergrund sang jemand mit hoher Stimme Lieder, die aus einem sehr traurigen Musical zu stammen schienen. Dann sagten wir fast gleichzeitig:
    »Hallo.«
    »Du hier?«
    »Und du? Du auch ... hier?« »Überrascht dich das?«, sagte sie
    »Nein, natürlich nicht«, sagte ich und trat einen Schritt zurück. Sehr einsam lag das Haus wirklich, da hatte sie nicht übertrieben. Sie hatte bereits Nachrichten gesehen. Eine andere Erklärung gab es nicht dafür, wie durchdringend sie mich ansah. Sie wusste, was für ein Verlierer ich war. Und dass ich mich bei ihr verstecken wollte. Warum schlug sie die Tür nicht endlich zu, dann wüsste ich wenigstens, woran ich war. Da hob sie den Arm, ohne Eile, wie eine Polizistin, die an einer Kreuzung den Verkehr regelt, und sagte:
    »Dann komm doch rein.«
    Ich folgte ihr in den orangefarbenen Raum. Es roch nach Räucherschinken. Ein schwarzes Designersofa an der Wand. Davor auf einer Umzugskiste ein Aschenbecher, ein Kaffeebecher und eine Flasche Wein. Kein Glas.
    »Wasser? Kaffee? Wein?«, fragte sie. »Gern«, sagte ich.
    Während das Rauschen des Wasserkochers langsam lauter wurde, sah ich mich um. An der Wand gegenüber ein Kachelofen. Auch das hatte gestimmt, doch von gemütlicher Wärme keine Spur. Hier musste ich mich nun verstecken. Auf diesem Sofa schlafen.
    »Americano hab ich leider nicht«, sagte sie. Obwohl sie mit dem Rücken zu mir in ihrer offenen Küche stand, lächelte ich sie an. Dann kam Meike zurück. Mit einem Kaffee, zwei Weingläsern und Wasser, von dem sie auf dem Weg etwas verschüttete.
    »Es ist alles noch etwas chaotisch, ich bin grad erst eingezogen«, sagte sie, nachdem

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