Das waren schöne Zeiten
anbieten dürfte, bis ich daran gewöhnt wäre, in einem Holzfeuerherd zu backen.
»Oh, ich kann es kaum abwarten, mich darüber herzumachen!« rief ich zu ihrer nicht geringen Überraschung aus. Und dann erklärte ich ihr, daß ich, selbst wenn ich wüßte, wie man in einem Holzfeuerherd backt, nichts hätte, um damit zu backen. »Stellen Sie sich vor, wir essen seit fast drei Tagen dreimal am Tag gebratenen Schinken!«
»Das muß ein bißchen eintönig sein«, meinte sie trocken. »Ich wollte, ich hätte es gewußt.«
Dies war meine erste Begegnung mit Mrs. Griffiths, die während dieser ersten schwierigen Zeit meine hilfreiche Freundin werden sollte. Es war nett für mich, sogar nach drei Tagen schon, wieder einmal mit einer Frau zu reden, und ich war ganz erstaunt, als sie mir erzählte, daß sie oft wochenlang keine ihrer Geschlechtsgenossinnen sah. Auf der höhergelegenen Farm lebten zwei Junggesellen, und die anderen Häuser waren zu weit entfernt, um sie zu Fuß zu erreichen. Sie lebte erst seit einem Jahr hier, weshalb sie noch nicht oft Gelegenheit gehabt hatte, andere Nachbarn zu treffen.
» Erst!« rief ich verständnislos. »Reiten Sie denn nicht?«
»Nein. Und eine Kutsche kann ich auch nicht lenken. Dieses Leben hier ist noch neu für mich, verstehen Sie?« Jetzt begann ich zum erstenmal zu begreifen, wie einsam und begrenzt das Leben im Busch für eine Frau sein kann, wenn sie nicht mit Pferden umzugehen versteht.
Ich führte sie in das kleine leere Haus und erzählte ihr, wie lange wir nun schon auf das Fuhrwerk mit unseren Sachen warteten. Sie bot mir sofort an, nach Hause zu gehen und in Oparau anzurufen, man solle von dort aus nach Te Awamutu telefonieren, um herauszufinden, was passiert sein könnte.
»Oh, machen Sie sich nicht die Mühe! Er muß morgen kommen... Es gibt also ein Telefon? Wir haben uns schon über das komische olle Ding an der Wand dort gewundert. Ich probierte es aus, aber es rührte sich nichts.«
»Das funktioniert nur nicht, weil der Sturm die Leitung heruntergerissen hat, und die vorherigen Besitzer machten sich nicht die Mühe, sie wieder zu flicken. Sie kann ganz leicht wieder in Ordnung gebracht werden.« Ich fühlte mich augenblicklich erleichtert bei dem Gedanken, mit der Zivilisation draußen in Verbindung zu sein, denn dieses absolute Abgeschnittensein der letzten Tage hatte mich doch ein wenig bedrückt.
Mrs. Griffiths war klein und braunhaarig, mit wunderschönen dunklen Augen und einem sanften, freundlichen Wesen. Ihr Mann, erzählte sie mir, hatte die Farm vor einem Jahr gekauft, aber war, soviel ich verstand, nicht sehr zufrieden mit seiner Erwerbung, so daß er sie wahrscheinlich wieder verkaufen würde. Mir tat das leid, weil ich in Mrs. Griffiths genau die Nachbarin gefunden hatte, wie ich sie mir wünschte — freundlich und hilfsbereit, aber nicht zudringlich.
Nun hatte ich schon oft über das Motto der Frauen im Hinterland des Buschs gehört: >Vertrau auf Gott und sorg dafür, daß der Teekessel kocht!<, weshalb ich gleich vorschlug, Tee zu machen. Als sie beobachtete, daß ich die letzten Milchreste aus einer Konservendose zusammenkratzte, sagte sie: »Ihr habt natürlich noch keine Kuh. Ich werde gleich eines von den Kindern mit Milch herüberschicken.« Das war typisch für sie und den Anfang unserer Freundschaft.
Sie war es, die mich in die vielen Geheimnisse meines neuen Lebens einweihte: wie man Brot und Butter macht, wie man mit einem ganzen Hammel fertig wird, wie man Vorräte bestellt, die drei Monate ausreichen, und wie man Gemüse anbaut. Meine Unwissenheit muß sie ein wenig entsetzt haben, aber gutherzig wie sie war, fand sie immer eine Entschuldigung dafür. »Sie haben eben ein ganz anderes Leben bisher geführt. Und wie hätten Sie auch Zeit finden sollen, kochen zu lernen, wenn Sie doch zur Universität gingen!«
Natürlich hätte ich es lernen sollen; und die meisten meiner Freundinnen hatten es auch getan. Aber da meine Mutter gesundheitlich immer anfällig war, hatten wir meist eine Hilfe für den Haushalt, und wenn nicht, dann übernahm meine stets selbstlose Schwester die Arbeit, mit der Behauptung, daß ich all meine Zeit für mein Studium benötige — eine wunderbar praktische Ausrede für meine Faulheit. Jedenfalls hatte ich nicht eines der Dinge gelernt, die mir jetzt das Leben erleichtert hätten. Wieder übernahm es Mrs. Griffiths, mir wenigstens das Notwendigste davon beizubringen.
Wie schon gesagt, am anderen
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