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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Hügel darüber gab es eine Schmiede, in der sämtliche Pferde aus dem Umkreis von vielen Meilen beschlagen wurden.
    Für mich war es natürlich das erste Mal, daß ich einen solchen Laden sah, und ich konnte mich kaum vom Schaufenster losreißen. Es gab alles, angefangen von mit der Zeit vergilbten Babyschuhen bis zu Pferdegeschirren; von abenteuerlich ausgekeimten Zwiebeln bis zu einem spitzenbesetzten Servierschürzchen für ein Stubenmädchen, von dem sich kein Mensch vorstellen konnte, daß es hier je existiert haben könnte. Dieses ganze herrliche Durcheinander verharrte unter einer dicken Staubschicht.
    Das Gebäude war ein Anbau, plump und nüchtern am Rand der staubigen Straße, mit einem Geländer vor dem Eingang, an dem die Pferde angebunden wurden, und ein paar alten, umgestülpten Kisten, auf denen sich an sonnigen Tagen die Kunden zu einem Schwatz niederließen, friedlich rauchten und auf die Post warteten, oder darauf, daß sie wieder Lust bekamen, ihre Pferde zu besteigen, um nach Hause zu reiten. Das Postamt war weiter nichts als ein kleiner Alkoven an dem einen Ende des Kramladens. Seine gesamte Einrichtung bestand aus einem Pult, auf dem ein alter Federhalter mit einer rostigen Feder neben einem Tintenfaß lag, in dem die Tinte so gut wie immer eingetrocknet war. Hinter dem Pult gab es mehrere Fächer, in denen Briefe und Pakete alphabetisch eingeordnet waren und wo sie liegenblieben, bis man sie abholte.
    Wieder dahinter befand sich ein winziger Verschlag, in welchem Johnny an einer Unmenge Telefonapparaten herumhantierte. Eine ziemliche Anzahl von Leitungen, die sich über den ganzen Landstrich verteilten, war mit dem Laden in Oparau verbunden. Sie waren von den Siedlern selbst errichtet worden und liefen steile Hügel hinauf und herab, durch dichtes Buschgebiet, wo oft genug die Bäume selbst als Masten herhalten mußten, die Isolatoren zerbrochen waren und die Leitungsdrähte so tief durchhingen, daß es für einen ahnungslosen Reiter gefährlich werden konnte. Eine unsichere und sehr provisorische Methode, Verbindung mit der Welt herzustellen — doch am Ende davon saß Johnny, der immer gleichbleibend Hilfsbereite, wenn auch seine Aufmerksamkeit manchmal eine kleine Unterbrechung erfuhr.
    Er begrüßte uns herzlich und freute sich, als er hörte, daß wir künftige Kunden waren und bald unseren Telefonanschluß in Ordnung bringen würden. Ich gab unsere Bestellung auf, und ein- oder zweimal mußte Johnny bedauernd zugeben, daß gerade das im Moment ausgegangen war. »Das Schiff ist schuld daran«, beklagte er sich. »Wenn wir die Waren durch Straßentransport geliefert bekämen, könnte ich Ihnen alles im Nu heranholen!«
    Um ehrlich zu sein, der Nu war immer ein langer, aber wie es schien, war es nie Johnnys Schuld. Wenn es sich einfach nicht leugnen ließ, daß das Schiff gekommen war, dann lag es eben >an diesen Großhändlern<. Ich kam nie dahinter, wer eigentlich >diese Großhändler< waren, aber sie gaben jedenfalls großartige Sündenböcke ab.
    Zugegeben, Johnny konnte manchmal ein bißchen launenhaft sein. Trotzdem saß sein Herz am rechten Fleck, und er sparte weder Zeit noch Mühe. Seine Dienststunden waren offiziell von neun bis fünf, Samstagnachmittag und Sonntag frei. Er jedoch hielt sich niemals kleinlich an diese Zeiteinteilung. Freilich kam es vor, daß er einmal zum Wochenende nicht da war; aber wenn er sich in seiner kleinen Wohnung hinter dem Laden befand, dann nahm er unfehlbar den Anruf an, wann immer er kam. Natürlich hatte er seine Bevorzugten, und es kann leicht sein, daß er denen mehr Aufmerksamkeit widmete. Es war schließlich zu verstehen, wie Mrs. Griffiths schon angedeutet hatte, daß er seine Kunden bevorzugt bediente. Andererseits steht fest, daß Johnny in dringenden Fällen niemals seinen Beistand versagte.
    Wenn man den Laden anrief, mußte man zweimal klingeln lassen. Johnny gab mir gleich mit völliger Offenheit den Rat, dreimal schnell hintereinander zu klingeln. »Dann weiß ich, daß Sie es sind«, erklärte er überflüssigerweise. Mir stand die Nase nicht zu hoch, von den Vorteilen dieses Privatkodes Gebrauch zu machen. Mit denen, die >außerhalb< einkauften, konnte er gelegentlich ein ganz klein bißchen streng sein und sich auf den Buchstaben des Gesetzes berufen. »Ladenstunden sind Ladenstunden«, hörte ich ihn einmal verkünden, als wir schwatzend um sechs Uhr abends in dem geschlossenen Laden beisammensaßen und irgendein treuloser Kunde,

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