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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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absoluter Rechtschaffenheit und Toleranz. Seine Frau war ein ebenso bemerkenswerter Typ auf ihre eigene Weise — klein und freundlich, eigenwillig und unverbesserlich humorvoll. Eine starke Persönlichkeit, die sich trügerisch hinter einer zarten äußeren Erscheinung verbarg, war sie für ihren Mann immer die Stütze und Ratgeberin in allen Dingen gewesen.
    John Howells Einfluß auf die Stadt war bemerkenswert. Zweifellos ist er in vieler Hinsicht der Pionier für modernes Bildungswesen gewesen. Seine Morgenversammlungen sind bis heute unvergessen. Sie begannen immer mit einer kurzen Lesung aus der Bibel und mit dem Vaterunser. Obwohl von Zeit zu Zeit Einwände von Eltern und sogar der Schulbehörde selbst erhoben wurden, fuhr er unbeirrt damit fort. Seine knappe Ansprache danach berührte manchmal aktuelle Ereignisse und hinterließ stets mindestens einen guten Gedanken, der einen durch den Tag begleitete. Die Schüler verstanden ihn immer, und seine Kollegen konnten daraus lernen. Er war ein großer und guter Mann.
    Meine Lehrtätigkeit an dem >Technical College< war für mich wirklich ein fruchtbares Erlebnis — aber zu kurz. Voller Dankbarkeit denke ich daran, daß sie mir eine Freundschaft schenkte, die erst mit Mr. Howells Tod endete. Ein tragisches Ereignis hinderte mich daran, länger in Christchurch zu bleiben. Nach ein wenig mehr als einem Jahr wurde ich durch die Nachricht, daß die Frau meines Bruders schwer erkrankt war, nach Auckland zurückgerufen. Wie ich schon erwähnte, war sie seit Jahren eine meiner liebsten Freundinnen gewesen, und ihre Ehe mit meinem Bruder, die nur achtzehn Monate gedauert hat, war außerordentlich glücklich. Schon eine Woche nach meiner Heimkehr starb Sylvia. Mutter und Tim befanden sich noch in England, nahmen aber das erste mögliche Schiff, sobald sie die Nachricht erhielten. Natürlich war es unmöglich, meinen Bruder allein in dem Haus zu lassen, in dem er während der kurzen Zeit seiner Ehe gelebt hatte. Wieder einmal bat ich darum, entlassen zu werden, und die Direktion stimmte auf die Fürsprache Mr. Howells zu.
    Ich vermeide es immer, sogar heute noch, an diese drei folgenden Monate zu denken. Mein Bruder und ich hatten uns, seit ich erwachsen war, eng aneinander angeschlossen. Trotzdem wußte ich sehr wohl, daß ich ihm keine Hilfe sein konnte. Sein einziger Wunsch war nun, Neuseeland zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. Inzwischen arbeitete er weiter an der Uni als Dozent für Botanik, während ich mich nach etwas sehnte, womit ich die traurigen Tage in dem leeren Haus ausfüllen könnte.
    Unsere Freunde benahmen sich, wie nicht anders zu erwarten, einmalig hilfsbereit. Die Familie Gray, die in unserer Nähe in Mt. Eden wohnte, war für mich eine große Hilfe, ebenso wie ein anderer Universitätsfreund, der in dieser Zeit unter den schwierigsten Umständen, die man sich denken kann, mit uns lebte.
    Diese unseligen Monate hatten dennoch ihre lichten Momente, wenigstens in der Rückschau. Mr. E. K. Mulgan, Alans Vater, damals >Chief Inspektor of Schools<, hatte vorgeschlagen, daß ich mich, sobald ich frei sein würde, um eine Position in einer >District High School< bewerben sollte. Dort wurden gute Gehälter bezahlt, und es herrschte eigentlich immer Mangel an geeignetem Lehrpersonal. Um das zu tun, brauchte ich aber eine Ausbildung in wissenschaftlichen Fächern. Ich hatte mich während meiner Schulzeit ziemlich ausführlich mit Botanik beschäftigt, und es hatte mir gefallen, aber von Chemie oder Physik hatte ich keine Ahnung. Ich sollte bald entdecken, daß ich auch keinerlei Fähigkeit besaß, diese Fächer zu erlernen.
    Jedenfalls, um die Zeit zu nützen, schrieb ich mich für Botanik-, Chemie- und Physikvorlesungen ein. Ich blieb meinem Entschluß, mich nicht mehr mit den Affären der Universität zu befassen, treu und schlich heimlich in die Vorlesungen hinein und hinaus, suchte nie den Aufenthaltsraum auf und vermied jeden engen Kontakt mit den jüngeren Studenten, die ich kannte. Ebenfalls tat ich mein Möglichstes, mir Chemie und Physik einzuverleiben. Eine vage Erwartung, daß ich darin begabt sein könnte, erwuchs. Ich hatte ein überdurchschnittliches Examen abgelegt, und mein Bruder war bereits auf dem Weg, ein beachteter Naturwissenschaftler zu werden. Die Professoren waren wohlwollend. Und ich war bereits dabei, mich beinahe als eine Akquisiton zu betrachten.
    Doch das sollte sich als bedauerlicher Irrtum herausstellen. Ich besitze

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