Das waren schöne Zeiten
es meist ärgerlich, sich mit solchen >Tändeleien< abgeben zu müssen. Aber mit der Hilfe unseres Nachbarn, Mr. Griffiths, der ein viel besserer Handwerker war, gelang es ihm schließlich doch, den Flur mit einem Boden und einem Dach zu versehen. Walter vergalt ihm seinen Beistand, indem er ihm half, seine Zäune zu reparieren. Auch weiterhin blieb es dabei, daß sich die beiden Männer, so oft es nötig war, gegenseitig >unter die Arme griffen<.
Bis wir endlich unser Haus in Ordnung gebracht hatten, stellten wir fest, daß die Vorräte, die mit dem Fuhrwerk aus Te Awamutu mitgebracht worden waren, ihrem Ende zugingen. Ich wandte mich an Mrs. Griffiths um Rat, und sie sagte, daß einige Farmer sich ihre Lebensmittel aus Auckland mit dem Schiff kommen ließen. »Aber wir kaufen in dem Laden in Oparau ein. Die Straße dorthin ist beschottert, weshalb man auch mitten im Winter noch etwas bekommen kann. Meistens wenigstens. Natürlich kommt es vor, daß ein paar Dinge nicht vorrätig sind, weil der Ladenbesitzer vergessen hat, sie in Auckland zu bestellen, und manchmal schafft es auch das Schiff nicht, über die Sandbank von Kawhia zu kommen. Alles wird mit dem Schiff nach Kawhia transportiert und von dort mit dem Motorboot nach Oparau, müssen Sie wissen. Der Transport auf den Straßen wäre viel zu schwierig.«
»Wie ist denn der Ladenbesitzer? Er ist doch auch gleichzeitig der Postmeister, nicht wahr?« Wir hatten bisher noch nichts mit ihm zu tun gehabt, weil Mr. Griffiths uns immer die Post mitbrachte und wir noch von unseren Vorräten gelebt hatten.
Meine Nachbarin lächelte. »Er ist sehr nett und gefällig.« Sie schwieg einen Moment und setzte dann noch zögernd hinzu: »Natürlich würde er es gern sehen, wenn Sie seine Kunden würden. Das ist klar. Man kann es ihm auch nicht übelnehmen, nicht wahr? Schließlich lebt er davon.«
In den kommenden Jahren sollte ich noch oft an diese freundliche Untertreibung denken: >Er würde es gerne sehen, wenn Sie seine Kunden würden.< Auch nahm ich es Johnny, dem Ladenbesitzer, niemals übel.
Wie nicht anders vorauszusehen, beschlossen wir in Oparau einzukaufen. Obwohl wir nur fünfundzwanzig Meilen von Te Awamutu entfernt waren und von dort täglich eine Kutsche nach Oparau ging und bei Flut ein Motorboot weiter nach Kawhia, erreichten wir auf diese Weise immer noch nicht die Hauptstraße. Wenn wir unsere Lebensmittel aus Te Awamutu beziehen wollten, würden wir sie unter den mißbilligenden Blicken von Johnny in Oparau abholen oder sieben Meilen auf diesen unbeschotterten Straßen nach Te Raua Moa reiten müssen. Dort gab es keinen Kaufladen; der einzige war der von Johnny in Oparau. Zum Teil, weil wir es vorzogen, mit den ansässigen Leuten zu handeln, zum Teil, weil es praktischer war, entschieden wir uns, unser Glück mit Johnny zu versuchen. Wir hatten es nie zu bereuen. Meine Erfahrung aus diesen Jahren hat mich zu der festen Überzeugung gebracht, daß es das beste ist, alle Geschäfte möglichst >am Ort< zu tätigen. Es ist einfacher, fairer und macht mehr Spaß. In all diesen ländlichen Kramläden geht es viel freundlicher und gefälliger zu als in den meisten Geschäften in großen Städten, wo die Kunden in die Hunderte gehen und man mit dem Besitzer häufig nicht persönlich bekannt ist.
Also machten wir uns am ersten schönen Tag auf den Weg und ritten die acht Meilen die gewundene, steile Straße nach Oparau hinunter. Sie war zwar geschottert, aber ich konnte Walter gut verstehen, daß er sie mit einem Flußbett verglichen hatte, denn der Schotter bestand aus groben, großen Steinbrocken, die den Pferden schwer zu schaffen machten. Ich muß gestehen, daß ich die Straße zuerst mit Entsetzen betrachtete, denn bis zu dem Zeitpunkt, da ich King Country betrat, hatte ich noch nie so etwas von Straße gesehen: eng, mit Haarnadelkurven, wahnsinnig steil und immer an tiefen Abgründen vorbei. Ich sollte diese Straße in den folgenden zwölf Jahren noch gut kennenlernen, aber mir blieb sie immer gleich zuwider, sowohl meinet- als auch der Pferde wegen.
Oparau ist eine kleine Niederlassung an einer den Gezeiten ausgesetzten Meeresbucht des Kawhia-Hafens. Heute ist es durch eine geteerte Straße sowohl mit Waikato als auch mit Kawhia verbunden, und es gibt da jetzt eine Garage und mehrere reichhaltige Geschäfte. Vor fünfzig Jahren aber befand sich dort lediglich eine Art Pension, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite war Johnnys Laden. Auf einem
Weitere Kostenlose Bücher