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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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bereits so verzweifelt, daß mir schon die Tränen locker saßen, als eine bildhübsche Frau in einem blauen Baumwollkleid durch ein Gatter auf die Straße herauskam und plötzlich mit beneidenswerter Geschicklichkeit Kismet auf seinem zehnten Galopp durch den Farn blockierte. Sie lächelte mir munter zu.
    »Wir wollen sie einfangen. Einverstanden? Auf einer solchen Straße kann man Pferde nicht einfach vor sich hertreiben«, schlug sie kameradschaftlich vor.
    Wir fingen sie ein, und ich erklärte mich demütig bereit, sie für den Rest des Weges anzuführen. Und das war der Anfang meiner Freundschaft mit Helen. Für mich war die Freundschaft ein großes Glück, denn es ist wunderbar, unter solchen Umständen jemanden zu finden, der reiten und kutschieren und über all die kleinen und großen Schwierigkeiten lachen kann. Die Freundschaft hat bis heute gehalten. Es ist meine Erfahrung, daß es wenig Dinge gibt, die Frauen enger miteinander verbinden als gemeinsam ertragene Tragödien, Gefahren und die einfachen Freuden dieses Lebens in der Abgeschiedenheit.
    Es war uns nicht möglich, sehr oft zusammenzukommen, aber Helen und ich sprachen uns fast täglich am Telefon. Damals erfuhr ich zum erstenmal, was für eine Bedeutung ein Telefon in gesellschaftlicher Hinsicht haben kann. In der Stadt hatten wir das Telefon hauptsächlich zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten benützt. Irgendwelche ausgedehnten privaten Schwätzchen sah man bei mir zu Hause nicht gerne. Ich glaube, Mutter betrachtete ein Telefon immer als notwendiges, ein wenig vulgäres Übel, das man, so gut es ging, höflich übersah. In meinem neuen Leben spielte es eine große und äußerst freundliche Rolle — zeitweise allerdings auch eine gefährliche. Ich war jung und unbedacht, und Helen, obwohl beträchtlich älter, würde die erste sein, zuzugeben, daß sie es in jener Zeit immer vorzog, der Konvention ins Gesicht zu schlagen, als sich vor ihr zu verbeugen. Wir schwatzten und lachten sorglos über alles und gerieten, wie es nicht anders sein konnte, in peinliche Situationen. Der erste Zwischenfall ereignete sich, als Helen ein wohlbekanntes, rasselndes und asthmatisches Schnaufen vernahm und wütend bemerkte: »Da horcht doch schon wieder diese dumme Gans von einer Mrs. X mit...« Zwei Tage später fand sie in ihrem Briefkasten einen Brief, der in feindseligen Ausdrücken kundtat, daß Mrs. X. es sich verbiete, >in aller Öffentlichkeit eine dumme Gans genannt zu werden<. In aller Öffentlichkeit... Wir lachten uns krank, was aber nicht verhinderte, daß wir uns gelegentlich doch unbeliebt machten. »Was kümmert uns das schon?« sagten wir, und unsere Ehemänner stimmten uns bedauerlicherweise zu. Wenn auch ein paar Leute dachten, daß wir dumme junge Dinger waren, so übten die meisten doch Nachsicht mit uns. Eine etwas affektierte Frau soll uns einmal als >nette Damen, aber ein bißchen laut< beschrieben haben. Wir hatten unseren Spaß daran, als wir es erfuhren.
    Das weitverbreitete und vollkommen ungehemmte Zuhören bei der so genannten >Privatleitung< hat mich damals lediglich amüsiert; doch wenn ich mich jetzt daran erinnere, kann ich mich nur wundern. Niemand schien sich deswegen zu schämen, und alle erzählten völlig offenherzig irgendein saftiges Stück Klatsch weiter, das sie mitangehört hatten. Natürlich hielt man sich an eine Regel: >Ich nahm gerade den Hörer ab und konnte nicht verhindern, dies oder das zu hören...< Aber Helen und ich hatten es einmal ausprobiert und wußten seither genau, daß man in diesem Bruchteil einer Sekunde, wo man den Hörer abnahm, eine Stimme vernahm und wieder einhängte, bestimmt nichts hören konnte, wenn man nicht wollte. Eines der vielen Dinge, über die wir übereinstimmten, war, daß wir bestimmt nicht zu hören wünschten, was irgend jemand über uns sagte.
    Das war die vergnüglichere Seite unseres Lebens im Busch. Die andere, schwerwiegendere war die der Arbeit auf der Farm und im Haus. Sooft ich konnte, versuchte ich mit Hand anzulegen, aber viel kam nicht dabei heraus, weil die Arbeit für eine Frau zu hart war. Ich glaube, Walter hat sehr bald gewußt, daß er einen Fehler begangen hatte, sich mit einem derart schwierig zu behandelnden Land einzulassen und zu versuchen, mit sehr wenig Geld eine mit Hypotheken belastete Farm rentabel zu machen. Aber er hatte sie gekauft, und zwölf grausame Jahre lang mühte er sich bis zur Erschöpfung ab, sein Ziel zu erreichen.
    Dazu kam noch

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