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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Griffiths lag auf einer Matratze am Boden des Karrens, und ich ritt neben ihr her, bis wir auf die Hauptstraße gelangten, bemüht, mich um sie zu kümmern und sie ein wenig aufzumuntern. Sie hatte Schmerzen, und es war mir traurig zumute, daß ich sie nicht weiter begleiten konnte. Als ich bedrückt nach Hause kam, sagte ich zu Walter: »Vielleicht sehe ich sie nie wieder.« Er blickte bekümmert auf mein unglückliches Gesicht.
    »Es hätte ebensogut dich treffen können«, sagte er nach einer Weile. Und dann, sehr niedergeschlagen: »Wir waren recht unbesonnen. Dies ist kein Platz für Frauen.«
    Natürlich wehrte ich mich gegen diese Ansicht; doch unglücklicherweise dauerte es nicht lange, bis ich an der Reihe war. Ich bin niemals dahintergekommen, was mir wirklich fehlte, und ich glaube, die Ärzte auch nicht. Die Diagnose lautete auf Gallensteine; aber, da weder eine Operation nötig war noch der Anfall sich je wiederholte, glaube ich nicht recht daran. Jedenfalls, was immer es auch gewesen sein mag, ich hatte einen solchen Schmerzanfall, daß ich beinahe bewußtlos wurde. In Kawhia gab es im Augenblick keinen Arzt, und es war mitten im Winter. Als einziger Ausweg blieb die Fahrt durch die verschlammte Pekanui Road. Es dauerte unendlich lange, bis wir auch nur die sogenannte >Kutschenstraße< erreichten. Doch auch dort sanken wir bis zu den Achsen in Schlamm ein. Glücklicherweise bestand die Möglichkeit einer Umgehung quer durch den Farn, auf einem Trampelpfad über die Hügel, um wenigstens bis nach Mangaiti hinunterzukommen. Dann folgten drei fürchterliche Meilen durch aufgeweichten, schweren Lehm, bis wir endlich nur noch zwei geschotterte Meilen nach Pirongia hatten.
    Inzwischen war klargeworden, daß ich die Fahrt unmöglich weiter in unserer leichten Zweiradkutsche aushalten konnte, weshalb Walter mich in dem komischen alten Hotel dort absetzte, während er versuchte, telefonisch ein Taxi aus Te Awamutu herzuholen.
    Unmöglich, die Hilfsbereitschaft des Hotelbesitzers zu beschreiben! Seine Frau war abwesend, aber er selbst führte mich die wackelige Treppe zu einer Schlafkammer hinauf und steckte mich mit einer Anzahl von Bierflaschen, die mit heißem Wasser gefüllt waren, ins Bett. Dann, mit der aufmunternden Versicherung, daß ich bald wieder >so munter wie eine Fidel< sein würde, sperrte er die Tür ab, steckte den Schlüssel in seine Hosentasche und kehrte wieder in die Bar zurück.
    Ich lag dort mehr oder weniger in einem Dämmerzustand, bis Walter mit der Nachricht kam, daß sich die beiden Ärzte von Te Awamutu auf Krankenvisiten bei weit entfernten Patienten befänden, aber daß er die kleine Privatklinik angerufen und man ihm dort gesagt hätte, er müßte mich sofort hinbringen. Es gelang ihm endlich, ein Taxi zu bekommen, so daß die letzten sieben Meilen dieses grausamen Trips angenehmer verliefen. Danach kamen zwei Tage gesegneter Bewußtlosigkeit, wahrscheinlich unter der Einwirkung von Beruhigungsmitteln. Danach hatte ich die Sache überstanden, und zwei Wochen später war ich zu Hause. Übrig blieb aber die Erinnerung an die fürchterlichen Schmerzen, an all die endlosen Meilen über aufgeweichte Straßen und an Walters verzweifelte Anstrengung, irgendwie durchzukommen.
    Es ist nur gut, daß Jugend schnell vergißt; trotzdem hinterließ dieses Erlebnis, zusammen mit Mrs. Griffiths unglückseliger Erkrankung in mir ein bleibendes Unbehagen bei dem Gedanken an Krankheit in einer Gegend, wo Ärzte häufig einfach nicht zu erreichen waren.
    Gleichwohl — obwohl unser Leben damals wahrhaftig seine Schattenseiten hatte, waren wir im ganzen doch glücklich und hatten so viel Spaß daran, daß wir sie gern in Kauf nahmen. Allerdings, wenn ich nun zurückdenke, kann ich mich nur wundern, wie selbstverständlich Walter diesen ersten Sommer mit einer endlosen Prozession von Gästen aus der Stadt ertrug. Wie die meisten Leute, war ich ein bißchen allzu großzügig mit meinen beiläufigen Einladungen umgegangen, und es jagte mir einen gelinden Schreck ein, zu erleben, wie viele davon angenommen wurden. Wahrscheinlich trugen auch meine Briefe, in denen ich ein bißchen übertrieben die Abenteuer unseres neuen Lebens schilderte, dazu bei, Neugier zu erwecken. Davon abgesehen wirkte auch echte Freundschaft mit; denn die Reise zu uns war eine ziemlich anstrengende Angelegenheit. Wie riskant sie war, erkannte mancher unserer Freunde, wenn er in Pirongia oder an der Kreuzung der >Kutschenstraße< von

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