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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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einer Zweiradkutsche mit zwei äußerst temperamentvollen Pferden davor und gelenkt von einer jungen, unerfahrenen, dafür um so waghalsigeren Frau, abgeholt wurde.
    Die meisten überstanden diese Feuerprobe mit bewundernswertem Gleichmut; ein paar begingen den schwerwiegenden Fehler, in besonders kitzligen Momenten in die Zügel zu greifen. Manchmal erwartete sie nicht einmal eine Kutsche, sondern nur ein Reitpferd. »Das eine Pferd lahmt ein wenig. Ich dachte, es ist einfacher zu reiten«, erklärte ich einer ziemlich entsetzten Studentin.
    »Für dich vielleicht«, antwortete sie mit verzeihlichem Mißbehagen. »Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie auf einem Pferd gesessen! Ich kann nicht reiten!« Aber sie ritt. Und noch ehe ihre Ferientage vorbei waren, hatte sie gelernt, nicht nur auf der richtigen Seite ein Pferd zu besteigen, sondern auch darauf sitzen zu bleiben.
    Nachträglich ist es mir unverständlich, daß nicht mehr passierte. Ich erinnere mich an eine ehrgeizige Freundin, die auf dem Versuch bestand, Kismet mit Sporen zu reiten. Ich hatte Verständnis für ihren Einfall, weil sie echten Grund zur Klage hatte. »Dies Pferd ist ganz in Ordnung, wenn du es reitest, aber ich kann es einfach nicht zum Galoppieren bringen«, beschwerte sie sich.
    Kismet war tatsächlich so; er nahm sich gegen jeden anderen Ungezogenheiten heraus. Alan Mulgan beklagte sich bitterlich über ihn. Er war nach Oparau hinuntergeritten und hatte den Weihnachtsschinken geholt. »Ich war felsenfest entschlossen, den Schinken heil heimzubringen, selbst wenn es mich mein Leben kosten sollte«, erzählte er später. »Dies verflixte Pferd schnitt jede Ecke und wischte mein Gesicht an jeder einzelnen Staude zwischen Oparau und hier ab.«
    Kismet war, wie zu sehen ist, nicht gerade das richtige Pferd für das Experiment einer Anfängerin, ihn mit Sporen zu reiten. Nichtsdestoweniger beharrte sie darauf, ich sollte ihr die meinen borgen. Sie würde dem Pferd schon beibringen, wer der Meister war! Gut. Sie stieg auf, gab die Sporen, und Kismet sauste in wildem Galopp den steilen Abhang zum Gatter hinunter. Ich blickte ihr mit hilflosem Entsetzen nach. Himmel, sollte er wahrhaftig springen? Aber sogar in seinem Übermut behielt er den Kopf oben. Kein Grund zu irgendeiner wesentlichen Kraftleistung! Er bremste ganz einfach mit allen vieren, rutschte die letzten Meter auf das Gatter zu und warf seine Reiterin kopfüber ab. Ich war ziemlich froh, sie unverletzt zu finden, als ich hinunterlief, um sie aufzuheben. Aber auf dem Rücken ihrer Jacke zeichneten sich deutlich vier weiße Streifen ab. Irgendwie hatte sie es fertiggebracht, mit ihrem Rücken gegen das frisch gestrichene Gatter zu schlagen und war dann zwischen Kismets Hufe gefallen.
    Trotz solcher Zwischenfälle waren es vergnügliche Sommermonate, die jedermann in vollen Zügen genoß. Für die meisten unserer Freunde besaßen sie zwar vor allem den Reiz der Neuheit, da kaum einer von ihnen jemals so weit in unbesiedeltes Buschland vorgedrungen war, dazu meist noch nie eine Lehmstraße und ein Haus wie unseres gesehen hatte. Für mich war die Sache eigentlich ziemlich anstrengend, da es mir damals noch nicht so leicht von der Hand ging, ein Haus in Ordnung zu halten, Mahlzeiten für einen Tisch voller Leute zuzubereiten und gleichzeitig meine Gäste auf ihren frischfröhlichen Streifzügen zu begleiten. Für Walter bedeutete es einen empfindlichen Zeitverlust, wenn er sich unentwegt um die Pferde für unsere Gäste kümmern mußte, dort Steigbügel befestigte, hier Zügel reparierte und dann wieder Pferde anspannte. Wenn man das bedenkt, kann man seinen abschließenden Kommentar am Ende der Ferienzeit sicher verstehen, als er vorschlug, an unser Gatter ein Schild mit der Aufschrift anzubringen:
     
    »Dieses Gästehaus ist wegen Personalmangels geschlossen.
    Koch und Reitknecht sind auf Erholung!«
     
    Trotz allem Anfängerglück blieben uns doch im Laufe der Jahre einige Unfälle nicht erspart. Einmal versuchte ich, unsere leichte Zweiradkutsche über einen schrecklich steilen Abhang zu fahren, als ich mich auf dem Heimweg von einem Besuch bei einem Nachbarn befand. Da die Bremsen nicht recht funktionierten, kam ich auf die Wahnsinnsidee, Vorder- und Hinterräder zusammenzubinden. Damit wurde die Kutsche natürlich ein unbeweglicher Gegenstand und fiel um, und zwar auf mich drauf. Ich bekam einen heftigen Hufschlag ab, der mich für zwei Monate ins Bett brachte.
    Wenn ich

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