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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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allerdings daran denke, was für abenteuerliche Dinge wir unternahmen, ist es ein Wunder, wie billig wir davonkamen. Es ist schon so, daß man der Vernunft eines Pferdes, wenn schon nicht der eigenen, eine ganze Menge zutrauen kann. Es war ein paar Jahre später und ich hatte bereits zwei kleine Kinder, als ich mit der Kutsche zu scharf in eine enge Kurve ging, wobei beide Kinder hinausgeschleudert wurden. Sie fielen zwischen die Vorder- und Hinterräder, so daß es nur einer Bewegung der Pferde bedurft hätte, um vielleicht nicht wiedergutzumachenden Schaden anzurichten. Aber sie blieben wie angewurzelt stehen, obwohl man bestimmt nicht behaupten konnte, daß es sich um ein fades Gespann gehandelt hätte. Sie rührten sich nicht von der Stelle, bis ich meine beiden erschrockenen Sprößlinge aufgehoben und in die relative Sicherheit auf ihre Plätze in der Kutsche befördert hatte.
    Bei einer anderen Gelegenheit gab es keinen Zweifel darüber, daß wir Jack unser Leben verdanken. Das ereignete sich später, als meine Mutter mit uns lebte. Wir hatten beschlossen, einen Ausflug nach Raglan, gegenüber dem Aotea-Strand, zu machen. In weiser Voraussicht fragten wir einen der freundlichen, zutraulichen Einwohner von Kawhia nach dem Weg.
    »Kinderleicht«, versicherte er uns munter. »Sie brauchen bloß die Pfosten zu beachten.«
    Was er uns nicht erklärte, war, daß die Pfosten errichtet worden waren, um anzuzeigen, wohin man sich nicht wenden durfte.
    Es dauerte nicht lange, bis wir in Schwierigkeiten kamen. Wir hatten kaum unseren Weg auf diesen öden, meilenweiten Schlammbänken begonnen, als wir auch schon auf nachgiebigen Sand gerieten. Im Nu befanden wir uns in tiefem Wasser. An eine Umkehr war nicht mehr zu denken, dazu saßen wir schon zu tief drinnen, und die verlassene, trübe Landschaft, ohne ein einziges Haus weit und breit, nur eine unendliche Schlammwüste, machte die Sache recht ungemütlich. Außer uns saßen noch meine invalide Mutter mit meinem sechs Wochen alten Sohn im Arm und meine zweijährige Tochter in der Kutsche. Wir fuhren weiter, jedoch das Wasser stieg immer mehr an, anstatt seichter zu werden, bis endlich die Pferde gezwungen waren, zu schwimmen. Jack legte sich in die Sielen und griff mutig aus; der Braune, immer launisch und unzuverlässig, bockte und machte Anstalten, auszubrechen. Aber Jack zog sowohl die Kutsche wie seinen widerspenstigen Kameraden mit solcher Entschlossenheit, daß der Braune, schon seinem Selbsterhaltungstrieb folgend, ebenfalls schwimmen mußte. Es war nicht sehr weit; bald erreichten wir eine kleine Erhebung, wo wir stehenblieben und abwarteten.
    Da die Flut schnell zurückging, bestand Walter darauf, voranzugehen, um zu sehen, wo es endlich seicht würde. Ich schaute ihm nervös zu, wie er immer tiefer ins Wasser geriet, erst bis zu den Hüften, dann bis zur Taille, dann bis zur Brust. »Ich fürchte«, bemerkte da meine Mutter sanft, »der liebe Walter wird sich noch einen Schnupfen holen.« Der Gedanke, daß sie in ernster Gefahr war zu ertrinken, streifte sie nicht einmal. »Meinst du nicht, es ist besser, wenn du ihn jetzt zurückrufst?« schlug sie ein ganz klein wenig besorgt vor.
    Und das tat ich, wonach wir wieder in der Kutsche beinandersaßen und voller Erleichterung zusahen, wie die Flut zurückging. Die Befreiung kam in einer ganz unerwarteten Form. Ein leichter Gig, gezogen von einem kräftigen Pferd, kam spritzend heran, und der Vikar, der die Pfarrgemeinden Raglan und Kawhia betreute, winkte uns fröhlich zu. »Es ist alles in bester Ordnung«, meinte er munter. »Sie brauchen bloß mir nachzufahren. Ich bin daran gewöhnt.« Ich beobachtete ihn fasziniert, wie er durch die einzige tiefe Wasserrinne, die noch verblieben war, seinen Gig fuhr, der so tief einsank, daß es beinahe aussah, als säße er auf dem Wasserspiegel. Unsere Zweiradkutsche war höher als sein Gig, und wir folgten ihm vorsichtig.
    »Machen Sie diese Fahrt oft?« erkundigte ich mich.
    »Alle zwei Wochen«, antwortete er leichthin. »Man gewöhnt sich daran. Mir macht es sogar Spaß. Nur diesen Pfosten muß man aus dem Wege gehen; sie zeigen die gefährlichen Stellen an.«
    »Aber der Kerl, den ich nach dem Weg fragte, sagte doch ausdrücklich, wir sollten nach den Pfosten ausschauen!« entrüstete sich Walter.
    Der Vikar lächelte nachsichtig. »Freilich, so sagen sie hier, wenn sie ausdrücken wollen, daß man sich davor in acht nehmen müsse.«
    Walter meinte, nachdem wir uns

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