Das waren schöne Zeiten
Fahrzeug zum anderen zu tragen, und ihr Bestes taten, ihm die Fahrt zu erleichtern.
Wir fuhren in Kawhia um acht Uhr morgens ab, erreichten das Krankenhaus aber erst um zwei Uhr nachmittags. Der Arzt erklärte mir nach der Untersuchung, daß es sich um einen komplizierten Bruch handelte und sich das Bein während der vierundzwanzig Stunden um mehrere Zentimeter verkürzt hätte. Ich war wie betäubt. »Das bedeutet wohl, nehme ich an, daß sie immer hinken wird?« Er sah mich voller Güte an. »Sie können ganz sicher sein, daß wir alles tun werden, was in unserer Macht steht. Aber Sie müssen nicht zuviel von der Natur verlangen.« Sechs Monate später, zum Beweis für die großartige Behandlung in diesem Krankenhaus, gewann Sylvia ein Rennen bei einer Sportveranstaltung in der Schule.
Dennoch werde ich nie vergessen, wie schwer es mir wurde, dieses Kind unter einer Menge anderer kleiner Patienten in der Kinderabteilung zurückzulassen. Sie hatte noch nie eine Nacht woanders als in ihrem Elternhaus verbracht und außer ihren Geschwistern kaum jemals andere Kinder gesehen. Sie war völlig verängstigt und, was noch schlimmer war, wütend auf mich und ihre neue Umgebung. Mit bebender Stimme verkündete sie: »Ich bleibe auf keinen Fall an diesem scheußlichen Ort, mit all diesen abscheulichen Kindern!« Ich fand nichts, womit ich sie beruhigen oder umstimmen konnte. Während der ganzen Woche, die ich in Hamilton blieb, um in ihrer Nähe zu sein, verließ ich nicht einmal ihr Krankenzimmer, ohne ihr herzzerreißendes Bitten anhören zu müssen, daß ich doch >nur ein einziges Mal am Fuß von ihrem Bett schlafen< solle.
Da es die Dinge für die Pflegerin unnötig komplizierte und dem Kind nicht nützte, fuhr ich schließlich nach Hause. Abscheuliche neun Wochen folgten. In unserem neuen Haus gab es kein Telefon, und ich pflegte drei Meilen weit zu dem kleinen Postamt zu reiten, von wo aus ich Frau Dr. de la Mare in Hamilton anrief, um zu hören, wie es Sylvia ging. Es waren immer deprimierende Nachrichten, denn das Kind fand sich bis zum letzten Augenblick nicht mit der Trennung ab. Als sie endlich entlassen wurde, sagte mir die Pflegerin vom Dienst bedauernd, daß es der einzige Fall gewesen sei, den sie jemals hatten, wo ein kleiner Patient sich tatsächlich nicht eingewöhnen konnte. Nach diesen Telefongesprächen pflegte ich immer auf dem ganzen Heimritt bittere Tränen zu vergießen.
Inzwischen war die Ngutunui-Farm unser Heim geworden, in dem wir für die nächsten dreißig Jahre leben sollten. In einem Anfall von Verzweiflung, als uns dieses letzte Unglück in Strathallan ereilte, hatte ich zu meinem Mann gesagt: »Ich hoffe, daß ich diesen Ort nie wieder sehe. Es muß ein Fluch darauf liegen!«
Das waren natürlich hysterische Worte, deren ich mich später schämte. Aber er nahm mich beim Wort. Während der Woche meiner Abwesenheit setzte er alles ein, um mit unseren eigenen und den Pferden meines Schwagers und sämtlicher anderer, deren er habhaft werden konnte, den gesamten Hausrat in unser neues Heim zu transportieren. Unsere Tiere waren bereits unten, denn er hatte sowohl unsere Schafe als unsere Rinder, noch bevor dieses Unglück mit Sylvia passierte, in kleineren Herden hinuntergetrieben. Bei dieser Arbeit half ihm unser kleiner Sohn Stuart, der damals sieben war und an der Spitze der Schafherde ritt, sie zurückhielt, wenn Fahrzeuge die Straße heraufkamen, und sie in die Seitenstraße hineintrieb, die nun den Namen meines Mannes trägt. Als ich aus Hamilton zurückkehrte, war die Familie bereits in dem Haus eingezogen, das von nun an unser bleibendes Heim war.
Whakamaru und Te Maika
Whakamaru war ein wenig größer als Strathallan. Die Farm war ursprünglich im Besitz des Mannes gewesen, der sie zuerst bebaut hatte, dann wurde sie vom Staat für zwei Heimkehrer aus dem ersten Weltkrieg gekauft, die hinwiederum verließen sie, worauf sich Farn, Stechginster und Blaubeerbüsche die Farm wieder in den Busch zurückholten. Es gab zwei Häuser: das eine, in dem wir lebten, und eine Cottage, bestehend aus zwei Räumen, in welcher früher der eine der heimgekehrten Soldaten gewohnt hatte. Eine enorme Attraktion stellte für die Kinder der wunderbare Obstgarten dar, der zwar schon alt war, aber immer noch einige Jahre Leben vor sich hatte.
Das Haus stand, wie ich schon sagte, wahrhaftig an der denkbar häßlichsten Stelle, die es auf der ganzen Farm gab. Zweifellos hatten seine Erbauer dieses
Weitere Kostenlose Bücher