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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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beginnen.
    Doch wohin sollten wir gehen? Zu jener Zeit gab es genug Besitzungen, die auf die gleiche Weise verlassen worden und nun wieder der Krone zugefallen waren. Aber wir hüteten uns, einen zweiten Fehler zu begehen. Wir sahen uns die verschiedensten Farmen im Bezirk an, die sogar für uns, die wir kein Geld, jedoch einen ausgezeichneten Viehbestand besaßen, erschwinglich gewesen wären. Da gab es eine Farm, zwei Meilen von der Kreuzung der Hauptstraße mit der Pekanui Road entfernt, auf deren Land wir seit einiger Zeit unsere Schafe weideten. Dieser Besitz wies uns mehrere Vorteile auf: Er lag näher an Te Awamutu; das Klima war wärmer und die Lage tiefer, nur mehr dreihundert Meter über dem Meeresspiegel, und außerdem kannten wir das Land nun schon ein wenig. Wahrscheinlich würde es um das sprichwörtliche Butterbrot zu bekommen sein. Ein ganz besonders wichtiger Punkt in unseren Augen war schließlich noch eine kleine Schule, die es nur zwei Meilen davon entfernt gab.
    An diesem Punkt fühle ich mich zu dem Geständnis gezwungen, daß ich mich bemüht hatte, meine beiden größeren Kinder, die nun neun und sieben Jahre alt waren, zu unterrichten. Es war ein glatter Mißerfolg. Es beschämt mich jedesmal, wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, daß ich als erfolgreiche Lehrerin galt, und ich finde immer nur die zweifelhafte Entschuldigung dafür, daß es eben nicht leicht ist, einen Haushalt zu führen, auf der Farm zu helfen und gleichzeitig kleinen Kindern Lesen und Rechnen beizubringen. Andererseits muß ich zugeben, daß andere Frauen es fertigbrachten. Von einigen hörte ich voller Neid, wie sie mit der einen Hand den Brotteig knetete und sozusagen mit der anderen ihren Kleinen Unterricht erteilten.
    Wie dem auch sei, ich kann nur sagen, ich gehörte nicht zu ihnen. Vielleicht läßt sich noch zu meinen Gunsten anführen, daß diese beiden sehr erfreulichen Jahre meiner Lehrtätigkeit vor meiner Ehe sogar ein Nachteil waren. Einer fortgeschrittenen Klasse Unterricht in Englisch zu geben, war etwas ganz und gar anderes, als einer Fünfjährigen einzuprägen, daß S-c-h-i-n-k-e-n — nicht >Fleisch< buchstabiert wurde, eine Tatsache, die sie sich hartnäckig anzuerkennen weigerte. Kurz, es war eine Arbeit, die ich nicht mochte, und die Kinder mochten meinen Unterricht nicht, wenn sie auch viel zu loyal waren, es jemals einzugestehen. »Laß uns bei unserer Wahl bedenken, wo es eine Möglichkeit gibt, die Kinder in die Schule zu schicken«, so bat ich deshalb.
    Walter, für den es nicht angenehm gewesen sein muß, häufig die gereizte Stimme seiner Frau mitanzuhören, und er stimmte von Herzen zu.
    Unsere Wahl fiel auf die Ngutumn-Farm, die wir nach Mutters Heim in Waimate North in Whakamaru-Farm umtauften. Unser neues Wagnis begann zur Verzweiflung unserer Rechtsanwälte auf eine höchst seltsame und ungeschäftsmäßige Weise. Aber wir bauten ganz auf den Leiter des >Lands and Survey Department< in einer nahe gelegenen Stadt. Durch ihn hatten wir die Weiden der Ngutunui-Farm in Pacht bekommen, auf denen wir nun schon seit einer geraumen Weile unsere Schafe weideten, und wir kannten ihn inzwischen ziemlich gut. Er gefiel uns, und wir gefielen ihm. Walter rief ihn an und sagte: »Ich geh’ hier weg. Die Hypothek bringt hier jeden um; aber das alte Mädchen will sie nicht herabsetzen. Was halten Sie davon, wenn wir in die andere Farm umziehen? Die Entscheidung darüber liegt bei Ihnen, nicht wahr?«
    »Ja. Ziehen Sie um, wann immer Sie wollen.«
    »Was muß ich dafür zahlen? Sie sind sich doch klar darüber, daß ich keinen roten Cent habe?«
    »Darüber reden wir später. Ich werde dafür sorgen, daß es nicht zuviel ist. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ziehen Sie los, und viel Glück!«
    Schon am nächsten Tag fingen wir mit dem Umzug an. Es war Frühlingsanfang und die Pekanui noch vom Winterregen aufgeweicht. Walter litt wieder unter akuter Nervenentzündung, aber ignorierte sie restlos. Die neue Farm bedeutete eine einschneidende Veränderung für uns, doch damals begrüßte ich es. Zu viele tragische Erinnerungen verbanden sich nun mit Strathallan. Erinnerungen an Brandkatastrophen, Verluste und Tod, an Plackerei und Schufterei, die jahrelang die Gesundheit eines Mannes untergruben, der längst nicht mehr so stark war wie ehedem. Nur daß ich meine Schwester zurücklassen mußte, tat mir leid.
    Nie werde ich meinen ersten Blick auf unser neues Haus vergessen, das am Ende einer Sackstraße lag, an

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