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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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dem einzigen Punkt der Farm, von wo aus es keinerlei Rundblick gab. Nach der einmaligen Aussicht, die wir jahraus, jahrein in Strathallan genossen hatten, war das ein harter Schlag. Das gleiche galt für das Haus selbst — vier durchschnittlich große Zimmer, mit Badezimmer und Spülküche, umgeben von einer hohen Hecke, feucht und zu dieser Zeit von Moskitos befallen.
    Wir versicherten uns gegenseitig, daß das alles keine Rolle spiele; es war eben eine Zuflucht, wie der Name Whakamaru schon andeutete. Wenigstens brauchten wir uns hier nicht mit einer enormen Hypothek herumzuschlagen, denn das Department, dessen waren wir sicher, würde nur zu froh sein, die Farm loszuwerden. Außerdem vertrauten wir auf den Beamten, der uns sein Wort gegeben hatte, uns zu helfen. Als es schließlich zur endgültigen Regelung der Bedingungen kam, überließ er uns die Farm für zwei Pfund pro Morgen. »Die Farm ist vollkommen heruntergekommen«, erklärte er. »Sie werden höllisch viel Arbeit und Geld hineinstecken müssen. Aber Sie sind der Mann dazu, es zu schaffen. Ich weiß das.«
    Wie ich schon erwähnte, hatten wir zum Zeitpunkt unserer Übersiedlung kein Geld, dafür aber einen hervorragenden Viehbestand. In späteren wohlhabenderen Jahren erzählte Walter gern eine Story, die eigentlich gegen ihn sprach. Er schrieb, pflegte er zu sagen, einen ziemlich pompösen Brief an den Direktor der Bank in Kawhia, in dem er ihn bat, das Guthaben seines Kontos auf die Zweigstelle in Te Awamutu zu überweisen. Er erhielt folgende Antwort: >Sir, Ihrem Aufträge gemäß haben wir das Guthaben Ihres Kontos an unsere Zweigstelle in Te Awamutu überwiesen. Das besagte Guthaben beläuft sich auf sieben Schilling und acht Pence.<
    Walter erfüllte die Voraussage des hilfreichen Beamten und >schaffte es<. Nach vielen Jahren harter Arbeit auf Strathallan und dann wieder auf Whakamaru errang er endlich die gesegnete Sicherheit und Wohlhabenheit unserer späteren Jahre. Wir blieben auf Whakamaru, denn er hatte keine gute Meinung von der Sorte Leute, die sich damit zufriedengeben, Land für eine kleine Weile zu bearbeiten und es dann mit Profit zu verkaufen. Dies war unser Heim und blieb es auch. Heute gehört es unserem Sohn, der das Werk, welches sein Vater begonnen, beendete und eine Musterfarm daraus machte. Aber das Fundament war mit Umsicht und Können gelegt worden, und als Rücksicht auf seine Gesundheit Walter zwang, Whakamaru zu verlassen, wußte er, daß er dieses Mal gesiegt hatte.
    Doch bevor wir Strathallan verließen, traf uns noch ein Unglück. Etwa eine Woche, bevor wir endgültig umziehen wollten, war ich mit Walter auf der neuen Farm, um bereits mit den Renovierungen zu beginnen und Pläne zu machen, wie wir das Haus so gestalten könnten, daß vier Kinder und drei Erwachsene darin Platz finden. Plötzlich ließ uns Hufgetrappel hochschrecken. Blanche, das jüngere der Mädchen, welches immer noch bei uns lebte, tauchte am Zaun auf. »Schnell, kommen Sie!« keuchte sie. »Ein Unglück! Sylvia ist verletzt. Wir fürchten, ihr Bein ist gebrochen.«
    Wir ließen alles liegen und stehen und trieben unsere Pferde zur höchstmöglichen Geschwindigkeit an. Die Kinder hatten am Berghang auf einem über einen Stumpf gelegten Baumstamm gespielt. Plötzlich kam er ins Rollen, und unsere vierjährige Sylvia wäre getötet worden, wäre sie nicht in eine Mulde gefallen. So traf der Baumstamm ihr Bein direkt unter der Hüfte. Es gab keinen Zweifel, daß das Bein gebrochen war.
    Wir riefen den Arzt in Kawhia an, der vermutlich unserer Diagnose mißtraute, sonst hätte er sicherlich nicht verlangt, daß wir das Kind dorthin bringen sollten, wo es weder einen Röntgenapparat noch eine Möglichkeit, Knochenbrüche zu behandeln, gab. Seine Untersuchung ergab, daß das Bein tatsächlich gebrochen war, und er sagte uns, wir müßten Sylvia ins Waikato-Krankenhaus nach Hamilton bringen. Die anderen fuhren nach Haus; Sylvia blieb im Kawhia-Krankenhaus und ich in einer Pension. Am nächsten Morgen machten wir uns mit der Postkutsche auf den Weg nach Hamilton.
    Es war September und die Straßen in ihrem denkbar schlechtesten Zustand, so daß wir mehrmals von Autos in Pferdekutschen umsteigen mußten. Es goß in Strömen; durch das Segeltuchdach der alten Kutsche tropfte es in schöner Gleichmäßigkeit auf uns herab. Glücklicherweise waren alle unsere Reisegefährten Männer, die mir bereitwillig halfen, das Kind so vorsichtig wie nur möglich von einem

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