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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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den Papierkorb werfen, ohne sie überhaupt zu lesen«, prophezeite ich. Doch Walter reagierte mit Entrüstung auf die Idee, die Mühe seiner Frau könnte eine solche Nichtachtung erfahren!
    Aber hier war meine Story schwarz auf weiß, und ich lief hinaus, um sie Walter zu zeigen. Es war ein wahrhaft triumphaler Moment! Ich gab mich sofort wundervollen Träumen hin, wie ich massenhaft Storys verfassen würde, eine witziger als die andere; wie ich Geld verdienen würde, wie nun alles leichter werden würde und wie ich schließlich den Neuseeland-Roman schreiben würde, von dem die Leute immer redeten.
    Keiner dieser Träume hat sich je erfüllt, außer daß ich tatsächlich Geld damit verdiente und fortfuhr, zu schreiben. Ich war unglaublich stolz, als ich diesen ersten Scheck, ich glaube über dreißig Schilling, erhielt, und ich machte einen Spaziergang im Busch, um sofort ein weiteres Meisterstück zu entwerfen.
    Es stellte sich heraus, daß ich einen äußerst glücklichen Zeitpunkt gewählt hatte mit meinen Geschichten, denn bis zu jenem Tag hatte noch keine einzige andere Frau über ihre Erlebnisse im Busch geschrieben. Die Tatsache, daß ich einen Universitätsgrad besaß und trotzdem Spaß an einem solchen Leben fand, imponierte den Lesern. Seither sind viele und bessere Bücher über all das geschrieben worden; aber ich gehörte zu den ersten, die sich mit diesem Thema befaßten. Bald schrieb ich für mehrere Zeitungen, arbeitete an Jahreszeitschriften mit, von denen es damals in Neuseeland eine ganze Menge gab und die sehr gut bezahlten. Es war alles wahnsinnig aufregend. Es hatte sich mir ein neues Interesse eröffnet, noch dazu eines, das half, die Lebensmittelrechnungen zu bezahlen, Kleider für die Kinder anzuschaffen und eben ganz allgemein die finanzielle Situation während des Tiefpunktes der Wirtschaftskrise zu erleichtern.
    Letzteres ist stets der Grund für meine leichte Verlegenheit, wenn mich großäugige junge Enthusiasten fragen, was sie sehr oft tun: »Was erweckte in Ihnen zum ersten Mal den Wunsch zu schreiben?« Es hört sich immer so übel an, wenn ich antworte: »Ich wollte Geld.« Aber es ist die reine Wahrheit. Es war gewiß viel weniger eine Sache der Inspiration, als der Notwendigkeit. Doch sobald ich einmal damit angefangen hatte, machte es mir unendlich viel Freude. Ich begann eine Art Doppelleben zu führen. Auf einmal gab es eine Sache, die mich interessierte, aber nichts mit dem Haus, mit der Farm, ja nicht einmal mit der Familie zu tun hatte. Vielleicht hatte ich mir das unbewußt immer gewünscht, denn es befriedigte mich sehr. Aber dennoch betrachtete ich es immer als dem anderen, dem normalen Leben untergeordnet. Ich schrieb zu den verrücktesten Stunden: am Abend vor dem Kamin, auf dem Küchentisch, während am Herd das Abendessen brutzelte, und manchmal sogar nachts im Bett. Das Erstaunliche an all diesen Kurzgeschichten war, daß sie überhaupt angenommen wurden; denn sie waren alle mit der Hand geschrieben, und meine Schrift ist nicht gerade eine von den leserlichsten!
    Schon nach den ersten paar Monaten, nachdem ich zu schreiben begonnen hatte, erstand ich eine Schreibmaschine. Es war ein plumpes, häßliches Möbel, natürlich gebraucht, und kostete sechs Pfund. Wir dachten dabei an J. M. Barries Einakter >The Twelve Pound Look<, und wir pflegten darüber unsere Witze zu machen. Walter sagte immer, er hielte die Augen offen nach >The Six Pound Look<. Barries Heldin zahlte zwölf Pfund für ihre Schreibmaschine; die meine hatte nur die Hälfte gekostet, aber ich hätte keinesfalls Lust verspürt, dieses riesige Ding mit mir herumzuschleppen, wie sie es getan hat.
    Ich fuhr nach Cambridge, um dort für eine Woche bei Helen zu bleiben und Unterricht im Schreibmaschineschreiben zu nehmen. Da ich mir aber eine Grippe holte, brachte ich es nur zu einer einzigen Unterrichtsstunde. Das ist der Grund, weshalb ich es nie richtig lernte. Wahrscheinlich werden Leute, die es sich selbst beibringen, nie wirklich gut darin. Bei mir kommt dazu, daß ich sowohl ungeduldig wie hastig bin. Ich habe mich oft gewundert, warum meine Verleger soviel Nachsicht mit meinen Erzeugnissen aufbrachten.
    Ich glaube, bei meinen Nachbarn büßte ich ein bißchen etwas von meinem guten Ruf ein, sobald es bekanntgeworden war, daß ich mich >dem Schreiben ergeben< hatte. Dunkle Verdächtigungen, daß ich womöglich über Personen, die ich kannte, schreiben würde, erhoben sich, und es war wirklich

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