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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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bei Verwandten unterbringen zu müssen, wie hilfsbereit und lieb sie auch immer sein mochten, sondern sie in ein Internat schicken zu können. Walter, der selbst in der >Wanganui Collegiate School< gewesen war, und ich mit meiner Erinnerung an zwei glückliche Jahre im Internat der >Napier High School<, waren beide der Meinung, daß, wenn die Kinder schon von zu Hause weg mußten, sie sich in der neutralen Umgebung und gemeinschaftlichen Atmosphäre eines Internats am wohlsten fühlen würden.
    Auf diese Weise konnten wir Stuart, sobald er aus Gisborne zurückkam, sofort in die >Southwell School< in Hamilton schicken. Dort verbrachte er vier angenehme Jahre, so zufrieden, wie er eben sein konnte, wenn er nicht daheim war. Er hatte viel Spaß am Sport und auch viel Talent dazu, mehr als zu irgendeinem Studium. Er war ein hervorragender Fußballspieler, ein guter Bowlingspieler und ein erfolgreicher Boxer. Jenny ging auf die >Waikato Diocesan School<, wo meine Freundin, Miss Edwards, Schulleiterin war, und verbrachte dort vier glückliche, wenn auch ziemlich bewegte Jahre.
    Die zwei Kleineren ritten weiterhin die Pekanui hinunter zur Schule, die aber nun in einem größeren und komfortableren Gebäude untergebracht war.
    Für die Ausbildung der Kinder war gesorgt, und damit war uns eine große Sorge von der Seele genommen. Wir hatten immer gefunden, daß wir, obwohl unser Leben im Busch das war, was wir wollten, kein Recht hatten, unsere Kinder zu benachteiligen. Nun hatten sie eine so gute Chance wie jedes andere.
     

Die dreißiger Jahre
     
    Wir hatten großes Glück, daß wir von dieser Sorge befreit waren, denn die dreißiger Jahre waren für die meisten Farmer sehr schwer. Für uns, die wir praktisch kein Geld und eine heruntergekommene Farm hatten, bedeuteten sie wahrlich einen Kampf. Während der schlimmsten Zeit erhielten wir für unsere Wolle pro Pfund drei Pence, und wir verbrannten lieber unsere kostbare Lammwolle, bevor wir die Kosten für Transport und Verkauf riskierten. Unsere besten Lämmer — und Walters Zucht war immer ausgezeichnet — brachten uns fünf Schilling auf dem Viehmarkt, und ältere waren nicht mehr als zwei Schilling wert. Ein Farmer mit ausgesucht guten Tieren und einer einträglichen Farm mußte tatsächlich zwei Lastwagen voll Schafe, die er zum Verkauf geschickt hatte, zurücknehmen, weil ihr Preis nicht einmal die Transportkosten gedeckt hätte.
    Von einer Wirtschaftskrise solchen Ausmaßes wurden die Schaffarmer noch stärker betroffen als die Milchfarmer. Trotz der unglaublich niedrigen Preise für Butter konnten sie doch wenigstens mit einem monatlichen Scheck rechnen. Wir aber mit unserer Wolle, die fast wertlos, und unseren Schafen, die praktisch nicht zu verkaufen waren, hatten buchstäblich nichts für neun Monate im Jahr, während unentwegt die Lebensmittelrechnungen kamen, die Steuern und Versicherungsprämien gezahlt werden mußten. Gewiß waren wir Schaffarmer immer noch besser daran als die Arbeitslosen in den Städten. Schließlich konnten wir unser eigenes Gemüse ziehen, unsere eigenen Schafe schlachten und unsere Butter machen, womit wir uns schon fast selbst versorgten. Aber es gab natürlich immer noch Dinge, die gekauft werden mußten. Obwohl wir unser Brot selbst buken, mußte Mehl gekauft: werden; obwohl wir uns abmühten, eine ziemlich scheußliche Seife selbst herzustellen, brauchten wir dazu Caustik-Soda und so weiter. Ein bißchen Bargeld mußten wir unbedingt haben, weshalb Walter und die meisten anderen Farmer zwei Tage in der Woche Straßenarbeit übernahmen. Sie bekamen dafür die stolze Summe von einem Pfund. Es war verdammt wenig, aber damit konnten wir schon fast die Rechnung beim Lebensmittelhändler begleichen.
    Dermot und mehrere andere Freunde arbeiteten an der Pekanui Road. Der Kreisingenieur kam jede Woche aus der Stadt herauf und zahlte die Löhne aus. Er war ein netter Mann und kannte Walters Familie von Gisborne her. Es verstörte ihn geradezu, Walter für eine solch lächerliche Summe auf der Straße arbeiten zu sehen, und als er ihm zum ersten Mal seinen Lohn in Höhe von einem Pfund aushändigte, murmelte er: »Es ist mir schrecklich peinlich, Ihnen das zu geben.« Worauf Walter grinsend entgegnete: »Nicht halb so peinlich, wie es mir wäre, wenn Sie es nicht täten. Machen Sie sich nichts daraus. Bessere Männer als ich arbeiten heutzutage auf der Straße.« Tatsächlich gab es nur zwei Meilen von uns entfernt ein Arbeitslosenlager,

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