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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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immerhin seine gute Seite, vom Standpunkt eines Freundes aus gesehen. Trotzdem taten mir alle leid, die sich auf irgendwelche Geschäfte mit ihm einließen.
    In der Kunst, über sich selbst zu lachen, war er wirklich groß. Schon sehr bald nach der schändlichen Episode mit George besuchte er uns wieder, um uns eine neue Geschichte zu erzählen. Aus irgendeinem uns unerklärlichen Grund, weil Dermot normalerweise viel zu faul war, einen richtigen Garten anzulegen, packte ihn plötzlich der Ehrgeiz, einige Büsche vor seinem Haus anzupflanzen. Da ihm beim Pferderennen wieder einmal das Glück geneigt gewesen war, schickte er also zwei Pfund an eine Gärtnerei und ließ sich ein Dutzend Buschpflanzen mit dem apart klingenden lateinischen Namen >Aristotelia serrata< schicken. Er hatte im Katalog Bilder davon gesehen, und sie gefielen ihm ausnehmend gut. Doch als die Sendung eintraf, mußte er feststellen, daß er um teures Geld zwölf Wineberg-Setzlinge, den Fluch unserer Farmen, erstanden hatte. Es war dies der nicht nur wertlose, sondern für jede Weide gefährliche zweite Nachwuchs nach einer Rodung durch Abbrennen, den Dermot, wenn er genügend Energie dazu aufbrachte, mit viel Mühe und Schweiß heftig bekämpfte.
    »Da sieht man, was ich für ein Narr bin! Das schöne Geld, ehrlich beim Pferderennen erworben, für dieses verdammte Unkraut, das ich seit Jahr und Tag herausreiße, hinausgeworfen! Diese verflixten lateinischen Namen...« Er brach ab und blickte mich nachdenklich an. »So ist es. wenn einem Bildung fehlt! Hätten Sie gewußt, daß diese >Aristotelia< weiter nichts als Waldreben sind?« fragte er hoffnungsvoll.
    Ich sagte ihm, daß ich das für höchst unwahrscheinlich halte, und sein Ausdruck zeigte deutlich, wie wenig er von klassischer Bildung hielt.
    Nicht viel später trieben Walter und er eine Herde junger Ochsen zum Verkauf. Es war wildes Buschvieh, das sich nur mit Mühe auf der Pekanui mit ihren vielen Abzweigungen zusammenhalten ließ. Dermot, der eine ganze Menge Hunde hatte, die aber alle seine verwöhnten Lieblinge und ansonsten zu nichts nütze waren, ritt an der Spitze, um die Herde zurückzuhalten und anzuführen; Walter, der ein ausgezeichneter Treiber war, folgte am Ende der Herde, die sich ziemlich weit auseinandergezogen hatte.
    Am Fuß der Pekanui wurde Dermot von einem Mann aufgehalten, der ihn festhielt und ihm ein Bündel von Traktaten anbot. Es war einer von diesen reisenden Wanderpredigern, die damals eine rechte Landplage waren und mit allen Mitteln darauf bestanden, angehört zu werden. Er eröffnete die Konversation, indem er Dermot mit tiefernster Stimme fragte: »Bruder, bist du gerettet?«
    Dermot, welcher, wie ich vermute, nur einmal in der Kirche war, nämlich als er getauft wurde, entgegnete inbrünstig: »Das bin ich! Gerettet? Bruder, das bin ich! Schon seit Jahren. Tiefreligiös, ja, das bin ich.« Und dann, teilweise aus schierer Teufelei, teilweise, weil es ihm leid tat, daß der arme, alte Kerl so enttäuscht aussah, daß es niemanden zu retten gab, fügte er noch schnell in vertraulichem Ton hinzu: »Aber ich will dir sagen, Bruder, wer noch nicht gerettet ist — ein Bursche, der dringend deine Hilfe braucht... Es ist mein Freund, der da am Ende der Herde reitet. Er ist furchtbar verstockt. Ein wirklich hartnäckiger Fall!« Der Leitochse bog in diesem Moment um die Kurve und Dermot ritt vergnügt weiter.
    Walter wurde von einem Mann angehalten, der sein Pferd am Zaumzügel festhielt und eine donnernde Predigt auf ihn losließ, während die Wildochsen sich in einem Seitenpfad im Farn verliefen. Es kostete ihn zwei Stunden, sie wieder zusammenzutreiben, und verständlicherweise drückte er sich sehr kräftig aus, als er nach Hause kam. »Dieser Dermot! Er hat wirklich kein Jota Vernunft! Mir diesen Narren auf den Hals zu hetzen... Ich war doch nicht imstande, ihn abzuschütteln. Und er sagte, mein Freund machte sich solche Sorgen um meine Seele!«
    Etwa um diese Zeit, in der Mitte der dreißiger Jahre, wurde für uns wieder das Problem der Schulbildung akut, dieses Mal für meine beiden Jüngeren. Die Großen befanden sich noch in ihren Internaten, doch inzwischen hatten auch Sylvia und Heather ein Stadium erreicht, in dem es unerläßlich war, sie in eine Schule zu schicken, wo sie nicht durch den Umstand behindert wurden, daß der bedauernswerte Lehrer für sämtliche Klassen gleichzeitig zuständig war. Wir fingen an, uns über ihre frischfröhliche

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