Das waren schöne Zeiten
danach wurden meine Schwester und ihr Mann vom Unglück heimgesucht. David hatte zwar die Farm aufgegeben, aber sich den Gebrauch des Hauses und eine oder zwei Weiden für ihre geliebten Pferde vorbehalten. Beide hegten nicht den Wunsch nach einem zivilisierteren und komfortableren Leben; sie fühlten sich in ihrem kleinen Haus auf dem Berg am glücklichsten. Dann, in einer Winternacht 1950, erlitt das Haus das gleiche Schicksal wie so viele vor ihm, und brannte ab. Sie schliefen, als das Feuer ausbrach, und kamen nur um Haaresbreite mit dem Leben davon. Ihr ganzer Besitz ging in Flammen auf. Mein Schwager, leichten Sinnes und optimistisch bis zum äußersten, hatte versäumt, die Versicherung zu erneuern.
Ein Nachbar gab mir telefonisch die schlimme Nachricht durch und bat mich, die beiden zu holen. Es war ein entsetzlicher Schlag für Tim und David. Obwohl beide noch einige Jahre lebten, glaube ich, daß sie von diesem Tag an nie mehr wirklich froh wurden. Ihre Wurzeln hatten sich während dieser dreißig Jahre zu tief dort oben in die Erde gesenkt. Sie liebten ihre Abgeschiedenheit, ihre zahllosen Haustiere, ihr kleines Haus mit dem großen offenen Kamin und seinem unvergleichlichen Ausblick. Sie hatten dort im absoluten Frieden mit sich und der Welt gelebt. Der Busch, die grünen Weiden, der Blick auf den Berg und das Meer bedeuteten ihnen mehr als aller Komfort, den eine Stadt zu bieten hat.
Glücklicherweise stand zu diesem Zeitpunkt unsere Cottage gerade leer, so daß wir sie eiligst in eine vorübergehende Unterkunft umwandeln konnten. Dort wohnten sie nun einige Monate, bis sie sich zum Kauf eines Hauses am Ohope Beach entschlossen.
Beide liebten die See, und Jenny, die inzwischen ebenfalls verheiratet war, besaß dort ein Ferienhaus, wohin sie oft ging. Es war gewissermaßen ein Hafen für die beiden, und sie machten das Beste daraus. Doch ihr Leben hatte viel von seinem früheren Reiz verloren. Meine Schwester erholte sich nie mehr von dem Schock des mitternächtlichen Brandes, dem Verlust ihres gesamten Besitzes und der gewaltsamen Umwälzung ihrer Lebensweise.
Ihr Herz begann ihr Schwierigkeiten zu machen und Bronchitis verschlechterte ihren Zustand noch.
Noch einige Jahre ging das Leben auf der Farm weiter wie zuvor. Wir hatten nun dauernde Hilfe für die schweren Arbeiten, und da die Preise zufriedenstellend waren, konnten wir uns dies auch leisten. Walter bekam immer wieder Herzanfälle, und wenn er auch nicht darüber sprach, so begann er nun doch auf die beständigen Warnungen des Arztes zu hören und riskierte nicht mehr soviel. Er vermied, so gut es ging, steile Wege. Reiten war für ihn immer so natürlich wie Atemholen gewesen, und er fühlte sich weit sicherer auf einem Pferd, als die meisten Menschen auf ihren Beinen. Er war, wie ich schon sagte, der beste Reiter, den ich je sah. Auf ihn paßte beinahe die etwas übertriebene Redensart: >Verwachsen mit dem Pferd.< Nun war es gerade seine Leidenschaft für Pferde, die ihm trotz seines Herzleidens noch eine gewisse Beweglichkeit sicherte.
In dieser Zeit schrieb ich nicht viel. Der Herald hatte aufgehört, seine ehemalige Literaturbeilage zu bringen, die meisten Jahreszeitschriften hatten ihr Erscheinen eingestellt, und die Tageszeitungen veröffentlichten weniger Artikel, die in meiner Linie lagen. Ich schrieb noch meinen wöchentlichen Artikel für den Dunedin Evening Star , eine Mitarbeit, die in jenen Tagen, da ich als Bibliothekarin in Te Awamutu war, begonnen hatte. Es ist ein einigermaßen ernüchternder Gedanke, daß ich noch immer das gleiche tue. Mir hat diese Arbeit stets Freude gemacht, und ich gewann durch sie viele Freunde. Dennoch kann ich nicht umhin, manchmal die Geduld meiner Leser zu bewundern. Meine einzige Verteidigung ist, daß ich nicht der älteste Mitarbeiter bin. L. D. Austin, der für die Spalte >Gedanken über Musik< jede Woche seinen Beitrag abliefert, tut das schon drei oder vier Jahre länger als ich.
Bis 1948 waren schon drei von unseren Kindern aus dem Hause, obwohl sie uns zu unserer Freude alle oft und regelmäßig besuchten. In der Nacht, in welcher meine jüngste und letzte Tochter nach England reiste, um den Mann, mit dem sie verlobt war, zu heiraten, erlitt ich wieder einmal einen meiner Anfälle von Auflehnung gegen die Härte des Lebens im Busch. Ich konnte Heather nicht nach Wellington begleiten, weil Walter sich nicht wohl genug fühlte, um allein gelassen zu werden; und obwohl ich wußte, daß
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