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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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vorziehen würde, wenn es spät wäre; aber dennoch lehnte er es ab, darin eine Sache zu sehen, über die es sich aufzuregen lohnte oder vor der man sich fürchten mußte. Sein Arzt konnte wenig für ihn tun, außer ihn zu warnen und ihm ständig zu versichern, daß er ein >verdammtes Rätsel sei und eigentlich kein Recht habe, am Leben zu sein<.
    Seine Haltung verdiente gewiß Bewunderung, aber war nur schwer zu ertragen für jene, die ihn liebten. Ich war nie mehr imstande, ihn ohne Angst zu seiner Arbeit draußen auf der Farm weggehen zu sehen. Aber ich sprach nie darüber. Es hätte keinen Zweck gehabt und würde nur sein Leben vergiftet haben. Ohnehin hätte er meine Einwände in diesem Fall unbeachtet gelassen, und mir wäre nur die Rolle einer unentwegt nörgelnden Ehefrau geblieben. Das einzige, was uns zu tun übrigblieb, war weiterzumachen, bis Stuart eines Tag es heimkehren würde.
    Daß wir das wirklich schafften, verdanken wir zum Teil Walters unbesiegbarem Mut und zäher schottischer Halsstarrigkeit; aber auch dem Beistand unserer nächsten Nachbarin. Zwei Frauen, Mollie und Lilian Valder, lebten nun in der angrenzenden kleinen Farm, wo sie Schafe züchteten, eine Tätigkeit, die sie bis zu einem gewissen Grade als Hobby betrachteten. Lilian lernte alles, was zu lernen war, von Walter und wurde auf ihre Weise ein guter Farmer. Sie arbeitete hart, um die kleine, aber ausgezeichnete Farm hochzubringen. Mit der Zeit kam sie immer öfter, um Walter bei allen Arbeiten zu helfen, ob es nun Ausmustern oder Scheren war, immer bereit, bei jedem Wetter hinauszugehen, ohne sich jemals darüber zu beklagen. Kurz, sie tat alles das, was ich einmal getan hatte, aber weitaus besser, als es mir jetzt noch möglich gewesen wäre. Später, als Walter krank wurde, half sie mir, ihn zu pflegen und gab ihm Injektionen, eine Fähigkeit, die ich sehr bewunderte. In der Tat, ohne ihren Beistand hätten wir das Leben auf der Farm, das Walter so liebte, nicht länger fortsetzen können.
    Doch glücklicherweise waren wir damals von dem Gedanken, uns zur Ruhe zu setzen, noch weit entfernt. Freilich kam es nun öfter vor, daß einer von uns krank war; aber im ganzen machten wir weiter, ohne mehr als vorübergehende Hilfe zu beanspruchen. Dann kam 1944 eines Tages die wunderbare Nachricht: >Ihr Sohn wird morgen mit dem Zug um drei Uhr morgens in Te Awamutu eintreffen.< Endlich war er da, der Tag, auf den wir kaum zu hoffen gewagt hatten! Es war eine stürmische Nacht, mitten im Winter, aber wen kümmerte das schon? Die Familie versammelte sich am Bahnhof.
    Wir mußten eine Weile warten, weil der Zug Verspätung hatte; aber endlich fuhr er doch langsam in den Bahnhof ein, die Scheinwerfer hinter einem Regenvorhang verdunkelt. Jemand sagte: >It’s a long way from Cassino...< Der Zug kam rumpelnd zum Stehen. Aus einem Waggon an seinem Ende tauchte eine hochgewachsene Gestalt in Soldatenuniform auf. Stuart war nach Hause gekommen.
    Mit einem Schlag änderte sich unser Leben. Die einsamen Jahre waren vorbei, und nur die bittere Sorge anderer Mütter blieb, die mich bedrückte. Ich hatte eine tapfere Nachbarin, deren fünf Söhne in den Krieg gegangen waren, zwei davon mit dem Maori-Bataillon. War es selbstsüchtig von mir, daß ich glücklich war? Vielleicht. Aber ich hatte lange genug gelebt, um zu wissen, daß die goldenen Stunden selten waren und schnell vorübergingen.
    Bald verlief unser Leben wieder so, wie wir kaum noch zu hoffen gewagt hatten. Walter und Stuart nahmen alle nur denkbaren Reparaturen und Verbesserungen auf der Farm in Angriff, die nur zu lange aufgeschoben gewesen waren. Die Farm begann sich nun rapide zu entwickeln. Zäune wurden geflickt und neue errichtet, Land umgebrochen und bebaut und Gras auf den Weiden gesät. Der nimmer endende Kampf mit dem Farn war nun, wenn auch noch nicht endgültig vorbei, so doch auf dem besten Wege zum Sieg. Alles das wirkte außerordentlich ermutigend auf uns.
    Nach zwei und einem halben Jahr heiratete Stuart das Mädchen, welches damals in Te Awamutu zu diesem unzertrennlichen Quartett gehört hatte und nun schon seit Jahren fast ein Familienmitglied geworden war. Die beiden blieben noch eine Zeitlang auf der Farm, ohne die Unbequemlichkeit des Lebens in der Cottage zu scheuen, bis die wichtigsten Arbeiten erledigt waren.
    Als das schließlich erreicht war, zogen sie auf eine eigene Farm, zuerst in unserer Nähe und später nach Marokopa, südlich von Kawhia.
    Nicht sehr lange

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