Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
davon nichts hören und sagte, soweit er informiert sei, entspanne sich gerade die Lage im ganzen Land. Dann hat er mich gebeten, sein Büro zu verlassen.« Wesley holte Luft. »Und erst wiederzukommen, wenn er nach mir rufen lässt. Zwei Reden habe ich seitdem für ihn geschrieben, aber wir haben uns mit keinem Wort darüber ausgetauscht. Er isoliert sich in seinem verdammten Büro, selbst Lance Burton darf nicht mehr kommen und gehen, wie es ihm passt. Ich glaube, Jansen hat vorgestern bei dem Attentatsversuch erneut einen Schock erlitten. Auf mich wirkt er jedenfalls nicht so, als ginge es ihm gut.«
Sie nickte. Zwei Mal war Jansen selbst dem Tod nur knapp entgangen, und drei Mal waren Menschen, die ihm viel bedeuteten, an seiner Seite gestorben. Natürlich ging es ihm nicht gut. Ganz langsam erhob sie sich. »Ich gehe alleine zu ihm«, sagte sie so laut und deutlich, damit die Leute, die sie abhörten, es auch wirklich verstanden.
Wesley versuchte vergeblich, sie aufzuhalten. Kaum hatte sie seine Tür hinter sich zugezogen, hielten die beiden Sicherheitsbeamten sie auf. »Ja, Sir«, sprach der eine in seine Manschette und wandte sich dann an Doggie. »Sie gehen bitte zurück in Ihr Büro. Sofort.«
Wesley öffnete seine Tür. Er wollte gerne mit Doggie reden, musste sich aber der Anordnung fügen, in seinem Büro zubleiben. Sämtliche Mitarbeiter hatten in ihren Büros zu bleiben, bis die Untersuchungen abgeschlossen waren, und das galt auch für ihn, hieß es. Das war für einen Mann, der es so weit gebracht hatte, bestimmt nicht leicht. Selbst ihr lieber Wesley hatte nicht die geringste Chance, etwas für sie zu tun. Das verstand sie allmählich.
Zurück in ihrem winzigen Arbeitszimmer rief sie im Büro von T. Perkins an und erfuhr, dass der Sheriff gerade bei einem ziemlich ernsten Einsatz war. Man werde ihm natürlich mitteilen, dass sie angerufen habe. Dann versuchte sie es fünf Mal auf seinem Handy. Jedes Mal landete sie auf seiner Mailbox – wenigstens hatte er die inzwischen eingeschaltet.
»Bitte, T.!«, flehte sie. »Ruf mich an, sobald du kannst, ja? Meine Handynummer hast du ja.«
Doggie war ganz übel vor Verzweiflung und Machtlosigkeit. Sie atmete tief durch, um sich nicht übergeben zu müssen.
Warum hatte sie auch so viel darüber gelesen, wie eine Hinrichtung ablief? Alles in ihr rebellierte bei der Vorstellung, was man mit ihrem Vater anstellen würde. Wie er darauf wartete, dass das erste Gift durch den Schlauch floss und dreißig Sekunden später sein Gehirn erreichte, sodass er das Bewusstsein verlor. Wenigstens würde er es nicht mehr mitbekommen, wenn in Folge des zweiten Gifts seine Lungen kollabierten und es durch das dritte Gift zum Herzstillstand kam. Sie konnte es einfach nicht zulassen, dass man ihm das antat!
Ihr Blick fiel auf die Buddhafigur auf einem ihrer Aktenstapel. Sie nahm sie in die Hand. Wie kalt und fremd sie sich anfühlte, und wie zerbrechlich. Das Relikt aus einer anderen Zeit. Doggie erinnerte sich an die Stille auf dem Markt, damals in China. Das war alles so weit weg. Damals war Jansen bei ihr gewesen, in ihrer Nähe. Sie war von Menschen umgeben gewesen, die nur ihr Bestes wollten.
Sie krampfte die Finger um die Figur und spürte, wie ihreKraft zurückkehrte. Wenn sie wirklich nicht an Jansen herankam, konnte sie stattdessen vielleicht zu Thomas Sunderland gehen und ihm den Buddha zeigen. Er würde sie dafür hassen, aber er würde sich an den Zwischenfall in China erinnern und wissen, was er bedeutete. Sunderland konnte sie in Jansens Büro schleusen, wenn er wollte. Er und sonst keiner. Vielleicht könnte sie ja mit ihm verhandeln und ihm ihre Kündigung in Aussicht stellen, wenn er ihr eine Audienz bei Jansen verschaffte. Sie nickte. So würde es gehen. Donald Beglaubter war tot, und bei denen, die ihr etwas bedeuteten im Weißen Haus, fand sie keine Unterstützung. Was hielt sie also noch hier?
Sie kam an mehreren geschlossenen Bürotüren vorbei und meinte, Menschen dahinter reden zu hören. Die Verhöre waren also in vollem Gange.
Als sie sich dem Allerheiligsten näherte, bemerkten die beiden Sicherheitsbeamten vor Wesley Barefoots Tür den Buddha in ihrer Hand und alarmierten Ben Kane, der vor Thomas Sunderlands Büro stand. Er baute sich vor Doggie auf und streckte die Hand aus. Sie hasste ihn von ganzem Herzen. Er hatte gegen ihren Vater ausgesagt. Wie konnte er überhaupt noch hier arbeiten, wenn seine unzureichende Leibesvisitation von Toby
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