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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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sich an seinen Schreibtisch.
    Da brannte bei Doggie eine Sicherung durch. »Gib ihn mir zurück«, zischte sie und griff nach dem Buddha in seiner Hand.
    Thomas Sunderland hatte nichts von seiner militärischen Härte und Gewandtheit eingebüßt. Er packte Doggies Handgelenk und sie hatte das Gefühl, in einem Schraubstock gefangen zu sein. Doch dann verlagerte Doggie ihr Gewicht auf ein Bein und rammte ihr Knie mit aller Macht in Sunderlands Schritt. Stöhnend ging er zu Boden und sah sie mit irrem Blick an. Im selben Moment wurde ihr klar, was das bedeutete: Er würde sie vernichten. Sie musste sofort weg.
    Bevor er wieder auf den Beinen war, eilte sie an sämtlichen Wachen vorbei zurück zu ihrem Büro und packte hastig ihre Sachen zusammen. Aus den Fluren hörte sie Rufe und gleich darauf schwere Schritte. Immer schön lächeln, predigte sie sich, klemmte ihre Fendi-Tasche unter den Arm und bewegte sich in Richtung Ausgang.
    »Was ist los?«, rief ein Sicherheitsbeamter, der bei der Tür stand und sich den Ohrhörer fest ins Ohr drückte.
    »Ich weiß es auch nicht, aber ich glaube, Mr. Sunderland fühlt sich nicht ganz wohl.« Sie lächelte. Der Sicherheitsbeamte erwiderte das Lächeln nicht.
    Erst als sie auf der Pennsylvania Avenue vor einem Meer aus Demonstranten stand, wurde ihr bewusst, dass sie soeben eine Tür für immer hinter sich zugeschlagen und sich erbitterte Feinde geschaffen hatte. Der Pförtner hatte Alarm geschlagen, sie wurde observiert. Sie überquerte die Straße, lächelte den Beamten in den rund um die Uhr vor dem WeißenHaus platzierten Streifenwagen freundlich zu und legitimierte sich, indem sie auf ihr Namensschild zeigte. Dann steuerte sie die Demonstranten an. Als sie die Pfeifen und das Rufen der Sicherheitsbeamten hinter sich hörte, drängte sie sich in die Menge rund um das Reiterdenkmal auf dem Lafayette Square. Dort entledigte sie sich des Namensschildes. Ein paar Neugierige auf den Bäumen riefen ihr zu, man sei hinter ihr her, was die Demonstranten dazu veranlasste, sich schützend um sie herumzudrängen. Zwar wusste keiner, warum man sie verfolgte, aber immerhin war sie ganz alleine und die Uniformierten da drüben verhinderten, dass man den Demonstranten Gehör schenkte. Die Menge teilte sich, nahm sie in sich auf und schloss sich wieder. Seltsamerweise fühlte sich Doggie aber nur noch einsamer.
    Aufgeregt sah sie sich um. Wohin sollte sie laufen? In Washington war derzeit jeder zweite Mensch auf den Straßen Polizeibeamter oder Soldat. Die Chancen standen schlecht, aber Doggie schaffte es bis zum Hay-Adams Hotel, ehe die Polizeisirenen vor dem Weißen Haus einsetzten. Sie eilte weiter zur Eye Street und dann kreuz und quer bis in den einzigen Stadtteil, mit dem sie überhaupt nichts verband. Am ersten Geldautomaten blieb sie stehen, führte eine Kreditkarte nach der anderen ein und hob jeweils den Höchstbetrag ab. Mit über fünfzehntausend Dollar und der Buddhafigur in der Handtasche eilte sie weiter.
    Erst vor der Filiale der Autovermietung auf der elften Straße blieb sie stehen. Nachdem sie eine ganze Weile ins dunkle Schaufenster gestarrt hatte, ging ihr auf, dass sie sich kein Auto mieten konnte. Und dass sie auch nicht zum Flughafen oder zum Bahnhof konnte, ganz zu schweigen von ihrer Wohnung. Sie durfte sich überhaupt nirgendwo aufhalten, wo sie sich üblicherweise bewegte, weder in Washington noch in Virginia. Sie war vollkommen auf sich allein gestellt. Es war nicht einmal halb neun. Die Treibjagd hatte begonnen.
    »Das ist doch kompletter Wahnsinn«, schimpfte sie vor sich hin, als sie einen Parkplatz an der elften Straße überquerte. Dahinter wurden die Straßen schmaler und ruhiger. In einiger Entfernung sah sie zwei Streifenwagen patrouillieren und verlangsamte den Schritt. Sie sah an sich hinunter. Wenn man eine Personenbeschreibung herausgegeben hatte, musste sie sich dringend umziehen. Das war leichter gesagt als getan in einem Stadtteil Washingtons, in dem Bekleidungsgeschäfte dünn gesät waren. Doggie versteckte sich zwischen zwei Lieferwagen, bis die Streifenwagen vorbei waren. Dann sah sie sich in alle Richtungen um. Drei Auswege gab es für sie. Sie konnte ins Weiße Haus zurückkehren und sich entschuldigen. Vollkommen ausgeschlossen. Sie hatte den Vizepräsidenten tätlich angegriffen, und das würde dramatische Konsequezen für sie haben, die sie sich gar nicht weiter ausmalen wollte. Sie konnte sich ein Hotel suchen, dessen Portier keine

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