Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
alles versammelt, was in diesem Haus gesagt und durch Videoüberwachungen aufgezeichnet wird. Die Informationen werden ans Sicherheitsministerium weitergeleitet, und dort analysiert man sie.«
Wesley versuchte zu ermessen, wie umfangreich diese Sammlung sein mochte, es gelang ihm nicht. »Sind Sie für das hier verantwortlich? Ich hatte geglaubt, das sei Sunderlands Idee gewesen.«
»Das hätte er gerne. Aber da war ich ihm zuvorgekommen. Wenn man die Kontrolle und den Überblick behalten will, ist es manches Mal wichtig, der Erste zu sein. Aber das wissen Sie ja.«
»O verdammt, Lance! Dann hören Sie auch den Vizepräsidenten ab? Ich kann mir kaum vorstellen, dass er damit einverstanden ist.«
»Die Büros des Präsidenten, des Vizepräsidenten und mein eigenes sind bis auf Weiteres clean. So war es abgesprochen.«
»Bis auf Weiteres! Aber tragen Sie nicht Namensschilder wie wir anderen?«
»Die Namensschilder des Präsidenten, Sunderlands, Ben Kanes und seiner Leute und meines sind nichts als Anstecker.«
Wesley hob die Augenbrauen. »Da bedanke ich mich doch fürs Vertrauen.«
Burton sah ihm in die Augen. »Wesley, das hier ist ernst. Nichts von dem hier darf nach draußen sickern, das müssen Sie mir versprechen, klar?«
Wesley wusste nicht, was er antworten sollte. Da waren für seinen Geschmack ein bisschen zu viele Unbekannte im Spiel. Lance Burton mochte treuherzig wirken, aber das hieß noch nichts. So weit, wie Lance Burton es in seinem Leben gebracht hatte, kam man doch nicht, ohne unterwegs mal beide Augen zuzudrücken. Aber im Großen und Ganzen vertraute Wesley seinem Stabschef. Lance Burton war ein guter Mann, und Wesley würde ihm das Versprechen geben, zu schweigen. Es sei denn, zu einem späteren Zeitpunkt ergäben sich Umstände, die dagegensprächen. Deshalb nickte er. »Natürlich verspreche ich das, Lance.«
»Gut, dann stecken Sie das hier an.« Er gab ihm ein Namensschild, das genau wie sein bisheriges aussah.
»Hier, nehmen Sie das als Ersatz. Kein Mikrofon und kein Perimeteralarm.«
Wesley merkte erst jetzt, dass sein altes Namensschild verschwunden war. Er klopfte auf seine Tasche, sah auf den Fußboden.
»Nein, das haben Sie nicht hier verloren. Es liegt in der Ritze von Thomas Sunderlands Sofa. Ich habe es weggeschnipst, während Sie redeten.«
Wesley erinnerte sich an den Moment. »Darum haben Sie mich angefasst. Nicht weil ich den Mund halten sollte.«
»Nein, nicht nur. Wir können nur hoffen, dass die Putzkolonne oder Sunderland den Anstecker nicht sofort finden.«
»Lance, worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich brauche Beweise.« Er tippte auf Donalds Papier.
»Dann sollten Sie eher den Präsidenten abhören.«
»Ich weiß. Und genau dazu kommen wir jetzt. Ich habe den Glaser ins Oval Office bestellt, um das Panzerglas zum Rasen hin zu verstärken. Und manche Scheiben haben hinterher Ohren.«
Wesley überlief es eiskalt.
»Warum erzählen Sie mir das, Lance?«
»Weil es die Chancen erhöht, dass einer von uns beiden heil hier herauskommt. Das Risiko ist zu groß, wenn ich meine Untersuchungen allein vornehme. Außerdem vertraue ich Ihnen, Wesley.«
»Werden die Abhörprotokolle von Jansen und Sunderland an Billy Johnson weitergeleitet?«
»Nein, bis auf Weiteres nicht, aber die anderen.«
»Heißt das, sämtliche Abhörprotokolle, also die von unseren ID-Chips, von den Telefonen und Kameras gehen ans Ministerium für Innere Sicherheit?«
Burton nickte. »Ja.«
Wesley biss sich auf die Lippe. Was für eine irrsinnige Menge an Informationen da zusammenkommen musste.
Burton deutete auf die beiden untersten Boxen. »Lassen wir das jetzt beiseite. Wir wollen uns auf das konzentrieren, was hier steht. Diese beiden Boxen sind besonders interessant. Die oberste ist mit der Überwachungskamera in Sunderlands Büro verbunden, leider ohne Ton. Aber das kompensiert ab jetzt die unterste Box ziemlich gut, denn das ist die aus Ihrem Büro, Wesley, die gleichzeitig an das Mikro in Ihrem Namensschild gekoppelt ist. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Sie können jetzt den Vizepräsidenten mit seiner eigenen Videoüberwachungskamera und dem Ton von meinem Namenschildausspionieren?« Worauf um Himmels willen sollte das alles hinauslaufen? »Ist denn im Oval Office auch eine Videoüberwachung installiert?«
»Nein, da nicht.« Lance Burton reckte sich und öffnete die Tür eines großen Metallschranks, der an der Wand über den Digitalboxen hing. Er drückte auf ein paar Knöpfe
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