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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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ausgesetzt.« Erst jetzt registrierte sie Doggies neue Frisur. »Herrje, Liebes! Du siehst ja völlig verändert aus.« Sie schüttelte den Kopf. »Fünfundzwanzigtausend Dollar Belohnung, Doggie, das ist in dieser Gegend wirklich mehr als nur ein Taschengeld!Hat dich jemand gesehen, als du hergekommen bist? Denk nach!«
    Ob jemand sie gesehen hatte? Was für eine Frage. »Natürlich hat mich jemand gesehen.«
    Rosalie wandte sich an ihre Jungs. »Da kümmert ihr euch drum, verstanden? Doggie hat eure Kaution bezahlt, und jetzt sorgt ihr dafür, dass die Leute auf der Straße die Klappe halten, klar? Los, raus mit euch.«
    Die Jungen sträubten sich ein wenig, fügten sich aber schließlich doch.
    »Was ist mit dem, der dich hergefahren hat?« Rosalie tupfte sich den Schweiß vom Gesicht.
    »Ollie Boyce Henson, aber der wird nicht reden, glaube ich. Außerdem weiß er nicht, wo ich bin. Ich habe mich ein Stück von hier entfernt absetzen lassen.«
    »Aber er weiß, dass du hier bist – in der Bronx?«
    Doggie nickte.
    »Dann wird in spätestens zwei Stunden die Polizei hier sein, Süße. Wir leben in neuen Zeiten, Doggie. Früher gab es einen für alle gültigen Kodex. Die Bullen lebten im Bullenland, und da hatten wir nichts zu suchen. Alle hielten schön die Klappe. Aber so ist das nicht mehr.« Mühsam erhob sie sich. »Wir müssen dich so schnell wie möglich von hier wegschaffen. Wenn die Jungs wieder da sind, finden wir einen fahrbaren Untersatz. Die beiden sind gute Fahrer, manchmal ein bisschen schnell, aber dieses Mal müssen sie sich halt beherrschen. Gibt es irgendjemanden, den du besuchen könntest?« Sie nahm Doggies Fendi-Tasche und leerte sie aus. »Damit kannst du nicht mehr vor die Tür gehen, das weiß jetzt jeder, dass du so eine hast …« Sie stutzte, als sie zwischen den Lippenstiften, Schlüsseln, Papiertaschentüchern, allerlei Krimskrams und siebentausendfünfhundert Dollar in mittelgroßen Scheinen die Buddhafigur erblickte.
    »Allmächtiger Herr Jesus, hast du die etwa immer noch?«Rosalie nahm die Figur in die Hand und wurde für einen kurzen Moment ganz andächtig und ruhig.
    Doggie verband mit der Figur nicht mehr dieselben schönen Erinnerungen wie Rosalie.
    »Also, nun sag schon. Wo könntest du hin?«
    Schlagartig wurde Doggie bewusst, wie einsam sie tatsächlich war. Wie wenig ihr die vielen Kontakte nützten, die sie in den letzten Jahren geknüpft hatte. Sie hätte Rosalie so gerne gleich mehrere Möglichkeiten genannt. Aber sie hatte nur zwei.
    »Ich weiß es nicht, Rosalie. Du bist die Einzige, die mir eingefallen ist. Und meine Mutter natürlich, aber bei ihr wird man als Erstes nach mir suchen.« Doggie fing an zu weinen.
    Rosalie nahm sie in den Arm – mit Tränen kannte sie sich aus. »Und was ist mit dem?« Sie nickte Richtung Buddha.
    »Ich hab’s versucht. Ich wollte zu Jansen, wie du weißt, aber man hat mich nicht gelassen, Rosalie. Er ist nicht mehr der Mann, der mir den Buddha geschenkt hat.«
    »Ich rede auch gar nicht von Jansen. Ich meine den kleinen Zettel, den John Bugatti damals in die Figur gesteckt hat.«
    Unwillkürlich musste Doggie lächeln. »Daran kannst du dich erinnern?«
    »Ich vergesse nie etwas!«
    »Ich muss dich leider enttäuschen. Er hat keinen Zettel reingesteckt. Das hat er nur so gesagt. Er wollte nett sein.«
    »Doch, doch, hat er. Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen.«
    Sie nahm die Figur zur Hand und versuchte, in die kleine Mundöffnung zu schauen.
    »Das habe ich auch schon hundert Mal probiert, Rosalie. Da ist nichts.«
    Kopfschüttelnd erhob sich Rosalie. »Ist ja auch egal. Weißt du was? Du fährst zu meiner Schwester in Five Forks, südwestlich von Richmond. Sie hat zwar nur ein kleines Haus, aber Platz genug für dich wird schon sein. Wir sagen ihr auch gar nicht vorher Bescheid.«
    Doggie biss sich auf die Wange. Südlich von Richmond. Ganz in der Nähe ihres Vaters. Fast schon zu nah. Sie sah in den Flur, wo diverse Paar ausgelatschte Nike-Schuhe aufgereiht waren, und auf einmal war es so weit. Sie erlebte den Moment, von dem sie schon so oft gehört hatte. Sie wusste nicht mehr, wohin. Ihr Vater würde in wenigen Tagen hingerichtet, sie hatte einen Fremden gebeten, sie nach New York zu fahren, und jetzt sollte ein anderer Fremder sie wieder wegfahren. Sie war ganz auf sich allein gestellt. Ganz gleich, wie viele Menschen ihr jetzt von A nach B und von B nach C halfen, die Schuhe würden morgen und übermorgen noch dort

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