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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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tötete, nicht genauer vor?«
    »Weil es darum nicht ging. Die Verteidigung übersah die Bedeutung, oder sie schoben den Fragenkomplex beiseite, ich weiß es nicht. Das Thema wurde im Prozess überhaupt nicht berührt.«
    »Solche Verteidiger möchte ich ja wohl nicht haben, das kann ich Ihnen aber flüstern. Wenn ich es richtig verstehe, sagen Sie, dass der Mann, der den Täter erschoss, etwas zu verbergen haben könnte. Was denn zum Beispiel?«
    »Ja, was weiß denn ich? Vielleicht Spuren in seiner Jackentasche, von der Waffe, die Mimi Jansen tötete, wer weiß? Jemand muss dem Idioten doch im letzten Augenblick die Waffe gegeben haben, woher sollte er sie denn sonst haben? Ich gehe davon aus, dass O’Neill gründlich durchsucht wurde, ehe er zur Enthüllung des Gemäldes gehen durfte, meinen Sie nicht? Oder vielleicht hatte derjenige, der O’Neill erschoss, plötzlich ein Wasserglas in der Tasche? Möglich wär’s. Wir können nur raten.«
    Doggie faltete die Hände hinter dem Kopf. Ihr ganzer Körper rumorte, ihre Blase meldete sich, in ihren Därmen war mächtig Bewegung. Alles in ihr schien zu protestieren: Ich will raus! Sie schnappte nach Luft. Bugatti hatte alles gesagt, was zu sagen war. Verdammt, irgendwo dort draußen musste doch einer zugehört haben und Bugattis Worte ernst nehmen, ein Richter, ein Polizist. Sie schüttelte den Kopf. Warum hatte Bugatti das nicht früher ausgesprochen?
    »Also, Mister X, ich muss schon sagen, das sind ja Sachen. Aber warum wird das erst jetzt vorgebracht? Meines Wissens hätten Sie schon vor Wochen zu denselben Ergebnissen kommen können.«
    Doggie nickte. Hätte er. Aber das hätten sie und andere ebenfalls gekonnt. Es war so verdammt infam. Sie stampfte mit den Füßen auf und erstarrte angesichts der gewaltigen Resonanz sofort. Sie lauschte. Draußen schien es weiter ganz ruhig, nur das Dröhnen des Motors war zu hören.
    Aus dem kleinen Lautsprecher drang ein Seufzen. »Ja, das hätte ich. Aber meine Gedanken bewegten sich erst in diese Richtung, als mir auf einmal auffiel, wie vieles vielleicht nicht auf Zufällen beruhte. Wie die Sache mit dem Dachmörder, von dem Sie vorhin sprachen.«
    »Daraus müssen wir dann wohl folgern, dass eine kriminelle Tat vorliegt, und sehr viel scheint darauf zu deuten, dass das alles von sehr weit oben in der politischen Rangordnung diktiert worden ist.«
    »Ja, solche Rückschlüsse sind wohl zulässig.«
    »Ich werde jetzt die nächste Platte auflegen, und derweil haben unsere Hörer Gelegenheit, sich Gedanken über die Kinnhaken zu machen, die wir der amerikanischen Demokratie verpassen. Nachdem wir gerade Johnny Cash gehört haben, wollen wir nun während des Frequenzwechsels in eine ganz andere Richtung gehen. Wir werden …« Im Hintergrund war durchdringend ein sehr hoher Ton zu hören. »Einen Moment!«, rief Tom Jumper, danach fing das Mikrofon lautes Rufen und Tumult ein.
    »Was ist hier los?«, war Bugattis verzerrte Stimme zu vernehmen.
    »Wir müssen hier weg, leg den Schalter da hinten um!« Das war Tom Jumpers aufgeregte Stimme. Dann ein Klicken, und danach rauschte es nur noch, genau wie auf allen anderen Frequenzen.
    Doggie starrte ins Dunkel, während ihr Körper seinen eigenen Kampf ausfocht. Was war da passiert? Hatte die verdammte Bande Tom Jumper und John Bugatti geschnappt? War sie gerade Zeuge all dessen geworden? Hatte man der Liste der Übergriffe noch einen weiteren hinzugefügt, gerade als von Zweifeln zum Vorteil ihres Vaters gesprochen wurde?
    »O Gott, ich muss mehr wissen, ich muss mit Bugatti sprechen«, flüsterte sie und tastete nach der Plastiktüte. Sie nahm den kleinen Buddha heraus und lauschte angespannt.
    Im selben Moment, als sie einen Lastwagen überholten und das Geräusch von Motor und Rädern alles andere übertönte, knallte sie die kleine Figur mit aller Kraft auf den Stahlboden. Der Knall dröhnte und hallte lange nach, aber der Verkehrslärm von draußen hielt ebenfalls an.
    Mit Hilfe des Handydisplays leuchtete sie ihre Umgebung ab. Der Buddha war in tausend Scherben zersprungen. Die Milch fiel ihr ein, aber sie schob den Gedanken beiseite. Die Molkerei filterte so etwas bestimmt heraus, kein Kind würde ein Stück des chinesischen Buddhas in den Hals bekommen. Ganz ruhig, sagte sie zu sich, während sie auf allen vieren nach dem Zettel suchte. Nichts. Vor vielen Jahren hatte sie in der Botschaft in Peking zu sehen geglaubt, wie John Bugatti der Buddhafigur einen Zettel mit einer

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