Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
weiß. Aber steht da gar nichts über seine Zeit in Grenada?Dafür hat er doch einen Orden bekommen. Das haben die doch wohl nicht gelöscht, oder?«
Er hörte sie tippen. »Sag mal, du bist ja ein Hellseher. Das ist so ziemlich die einzige Information, die bezüglich seiner damaligen Laufbahn noch existiert. Außerdem steht da was von der Militärakademie, aber nichts über seine Prüfungsergebnisse. Und dann steht da noch, dass er zu Highschoolzeiten als Aufseher im George-C.-Marshall-Museum in Lexington gearbeitet hat.«
»Komm bitte zur Sache, Beth.« In zehn Minuten konnte er beim Staatsgefängnis sein. Er hatte gerade keine Lust, Vorträge über irgendwelche Museen in Lexington zu hören.
»Okay, okay.« Sie las laut vor. »Dienst bei den U. S. Army Rangers als Captain. Am 25. Oktober 1983 vom Hunter Army Airfield in Georgia abgeflogen nach Grenada. Aufgrund aktiver Kampfteilnahme diverse Lazarettaufenthalte nach Verletzungen. Ah, hier kommt’s.« Sie senkte die Stimme ein wenig und murmelte weiter. »Keine besonderen Umstände bei seiner Entlassung, voll dienstfähig erklärt. Am 2. Februar 1984 mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Insgesamt kostete die Operation Urgent Fury in Grenada neunzehn Amerikaner das Leben, hundertsechzehn wurden verletzt.« Sie räusperte sich und sprach wieder etwas lauter. »Dann steht hier noch, dass unter seinem Kommando acht Männer verletzt und einer getötet wurden und dass er persönlich drei verletzte Soldaten aus dem Kreuzfeuer holte. Mehr finde ich hier nicht über den Zwischenfall.«
»Kannst du mir sagen, welchem Bataillon er angehörte?«
»Dem zweiten Bataillon des 75. Rangers-Regiments, steht hier.«
»Und kannst du mir auch sagen, wo Ben Kane gedient hat?«
Während sie weitertippte, murmelte sie vor sich hin. Manche Frauen waren doch echte Engel. Vielleicht würde er eines Tages auch noch eine zweite Liebe treffen – wenn er nachFeierabend mal etwas anderes unternähme als zu Hause die Füße hochzulegen.
»Woher wusstest du das, T.?«, gluckste Beth. »Ich sag ja, du hast hellseherische Fähigkeiten! Also, Ben Kane war Sergeant, und zwar im selben Bataillon wie Sunderland. Na, da kann sich der Vizepräsident ja wohl blind auf seinen Sicherheitsmitarbeiter verlassen, was?«
»Allerdings.« Kane und Sunderland waren also zusammen in Grenada gewesen. Hatte er es sich doch gedacht. Und Kane war gar kein Secret-Service-Mann, sondern direkt vom Weißen Haus angestellt. »Gut, Beth, dann fehlen jetzt nur noch die Infos zum NBC4-Kameramann. Und außerdem wüsste ich auch gerne noch etwas zu einem bestimmten Mordfall.«
»Tut mir leid, T., ich muss jetzt zu der Besprechung. Das muss bis Montag warten. Oder Dienstag. Dann kann ich dir wieder helfen, okay, Süßer?«
Und damit knallte sie auch schon den Hörer auf die Gabel. Verdammter Mist.
Er stierte geradeaus und versuchte, sich zu konzentrieren. Er war sich immer sicherer. Dass Sunderland und Kane zusammen in Grenada gewesen waren, war der perfekte Nährboden für neue Theorien. Wie sein Vater immer so schön gesagt hatte: Militärische Kameradschaft war dicker als Blut und Whisky.
Er wählte die Nummer seines Büros und hoffte, Dody noch anzutreffen.
Erst mal landete er in der Zentrale. »Hallo, T. Wieso benutzen Sie nicht das Walkie-Talkie?«, nuschelte die Dame und gnatschte auf ihrem Kaugummi herum. »Ach so, zu weit weg. Nein, Dody ist schon nach Hause gegangen. Sagen Sie mal, wie kommen Sie eigentlich dazu, Dody das Kommando zu übertragen, während Sie eine nette Spritztour machen? Darüber sind einige der männlichen Kollegen nämlich ziemlich verstimmt, kann ich Ihnen sagen.«
»Aha. Dann richten Sie denen doch bitte aus, dass es nun mal so gehen kann, wenn der Vizesheriff erschossen wird und die weibliche Kollegin unmittelbar dabei war.«
Die Telefonistin brummte.
»Ist denn überhaupt irgendjemand da?«, fragte er.
Sie kaute etwas heftiger. »Ich. Oder zähle ich gar nicht?«
»Doch, doch, natürlich. Wenn Dody nicht da ist, müssen Sie mir bitte einen Gefallen tun. Holen Sie mal den Ordner zu Leo Mulligan. Der steht in dem grünen Metallschrank hinter der Tür. Unter M.«
»Was Sie nicht sagen, T.! Unter M? Darauf wäre ich nie gekommen.«
Er hörte, wie sie sich von ihrem Stuhl erhob und wühlte. Dann kehrte sie an den Hörer zurück. »Ja?«
»Lesen Sie mal vor. Und zwar den Bericht des Psychologen zu Leo Mulligan seniors familiärem Hintergrund, bevor er seiner Frau den
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