Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Gott will, kommt demnächst ein Laster, um sie abzuholen. Alle Journale und Akten werden irgendwo unten in Florida in einem alten Bunker gesammelt. Ich will nur sichergehen, dass nichts drinsteht, was kein anderer lesen soll.«
T. nickte und blickte auf die aussortierten Papiere auf dem Fußboden. In dem Bunker in Florida würde etliches fehlen. Aber danach krähte dann wohl auch kein Hahn mehr.
»Ich will gleich zur Sache kommen, Bill.« Er zog den Stuhl, auf dem sonst die Delinquenten gesessen hatten, wenn Falso sie bei ihrer Ankunft im Gefängnis einem Kreuzverhör unterzog, neben den von Falso, schob einige Papierstöße beiseite und stellte sein Notebook auf den Schreibtisch.
»Bei dir im Todestrakt sitzt doch wohl noch Bud Curtis?«
»Curtis? Ja, der geht am Montag zu Gott.« Falso wirkte ungerührt. Um sechs Uhr abends, also in einer knappen Stunde, würde er die nächste Hinrichtung durchführen, das war inzwischen reine Routine. Andere bewältigten das auf Dauer nicht, aber Falso schien es nichts auszumachen. Sein Gottvertrauen war unerschütterlich, und der Glaube an sich selbst hatte auch nie zu wünschen übrig gelassen.
»Bill, hör mir mal zu. Ich weiß, dass du Ähnliches schon hundert Mal gehört hast, aber ich bin wirklich überzeugt, dass Bud Curtis unschuldig ist.« Um die Proteste gleich im Keim zu ersticken, legte er ihm eine Hand auf die Schulter. »Bill, hör mir bitte nur zehn Minuten zu, und dann sag selbst, ob du nicht auch findest, dass in diesem Fall der Zweifel begründet ist.«
Falso sah T. unter schweren Augenlidern an. »T., Curtis ist ein toter Mann. Für einen toten Mann kann ich nichts tun.«
»Da sei dir mal nicht so sicher, Bill.« Der Sheriff klappte das Notebook auf und klickte auf die Mappe mit den Videos. »Du hast die Aufnahmen bestimmt schon mal gesehen, vielleicht sogar öfter, als dir lieb ist. Aber nun hörst du dir bitte trotzdem meine Kommentare dazu an, in Ordnung?«
»Die werden mich jeden Moment unten vom Todesgang anrufen. In vierzig Minuten muss ich mit meinen Vorbereitungen für die heutige Hinrichtung anfangen, nur dass du es weißt.«
»Ich beeile mich. Das hier sind die Aufzeichnungen der Überwachungskamera von der Ermordung Mimi Jansen.« Er zündete sich eine Zigarette an, Falso hatte dankend abgelehnt. Der randvolle Aschenbecher und sein schweres Atmen sprachen Bände. »Achte genau auf Thomas Sunderland. Siehst du sein Jackett? Das sitzt doch gut, oder?« Dann schob er den Regler auf der Suchleiste nach rechts, um zur gewünschten Stelle vorzuspulen. »Hier! Das ist nur eine Minute später, aber jetzt guckt das Futter aus seiner Jackentasche, siehst du das? Er muss etwas herausgeholt haben.«
Falso zuckte die Achseln.
»Und hier ist eine andere Aufnahme. Dem Kameramann der NBC ist die Kamera runtergefallen. Jetzt ist das Bild doch undeutlich, oder?«
»Hm.«
»Gut, da sind wir uns einig. Aber dann sieh mal da. Alles ist undeutlich und dann ist hier oben in der Ecke der Linse plötzlich ein grauer verwischter Fleck, ganz winzig. Und nun achte mal darauf, was dann passiert. Der Fleck erstreckt sich langsam nach unten. Nicht viel, aber immerhin.«
»Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst. Woher hast du die Aufnahmen überhaupt?« Falso warf einen Blick auf die Uhr.
T. zuckte die Achseln. Das brauchte Falso nicht zu wissen. »Warte, Bill, ich zeige dir noch etwas. Und dann erkläre ich dir meine Rückschlüsse. Hier siehst du, wie Bud Curtis mit MimiJansen spricht, ja? Sie sagt etwas und er nickt. Sie bittet um ein Glas Wasser und er willigt ein, es zu holen. Und nun schau mal. Er geht hinaus, um ihr ein Glas Wasser zu holen, das hat er jedenfalls bei den Vernehmungen ausgesagt, und warum sollte das auch nicht stimmen.« T. Perkins klickte auf einen weiteren Ordner. »Und hier ist er zurückgekommen. Er hat kein Glas in der Hand. Aber so offen, wie er die Hand hält, hätte es durchaus da sein können. Nur schau mal, was passiert, als er in den Flur kommt: Er sieht die Menschen alle auf dem Fußboden liegen und schreien, jetzt blickt er hinüber zu der Stelle, wo eben noch Mimi Jansen stand. Schau hin, sieh mal, da!«
»Ich weiß immer noch nicht, was da passiert, T. Was soll ich sehen?«
»Im selben Moment, als er den Flur betritt, zuckt er zusammen, er öffnet die Hand ein wenig, schau dort!«
»Und dann? Na hör mal, natürlich zuckt er zusammen, das ist doch kein Wunder. Auf einmal liegen die Leute auf dem Boden! Aber mich mit solchen
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