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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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wusste, wie es hier zuging. Nichts Aufreibendes mehr vor der Hinrichtung, das war Falsos Politik.
    Bud nahm sich die Bibel vor, die aufgeschlagen neben ihm auf der Pritsche lag. Trost zu finden war nicht leicht. Nicht mehr an die Ungerechtigkeit zu denken. Nicht an die Kanüle, an die Gurte, mit denen sie seine Arme und Beine fixieren würden.
    Daryl sah gut aus, als sie ihm vor Buds Zelle die Handschellen anlegten. Er hatte alles restlos aufgegessen und literweise Cola getrunken. Satt stand er nun dort in schneeweißem T-Shirt und lächelte. Strich sich über das graue, krause Haar und wirkte, als hätte er einen Spaziergang durch den Wald oder über eine Wiese vor sich. Vielleicht stellte er sich vor, dass es so sein würde. Dass der Tod gut war. Und vielleicht war es ja tatsächlich so. Nicht nur für Daryl, der mehr als zehn Jahre an diesem erbärmlichen Ort zugebracht hatte, sondern vielleicht auch für ihn, Bud.
    »Bis morgen, Buddieboy«, sagte Daryl und zwinkerte. »Ich weiß nicht, ob wir im Himmel rauchen dürfen, deshalb geb ich dir die hier lieber zurück.«
    Er wollte ihm die restlichen Zigaretten reichen, aber Bud schüttelte den Kopf. »Gib sie anderen, Daryl. Gott befohlen.«
    Zwei der Beamten nahmen ihn bei den Armen und zogen ihn mit sich.
    Bud hörte noch, wie Daryl zu jedem Einzelnen »Pass gut auf dich auf« sagte. Davon abgesehen war es vollkommen still.
    Als die Tür zum Abschnitt mit dem Hinrichtungsraum zugefallen war, begannen die inhaftierten Milizionäre wieder mit ihrem Gebrüll. Sie traten gegen die Gitterstäbe, rüttelten daran, schlugen mit den Fäusten auf die stählernen Pritschen. Das schweinische Gewürm in Washington würde Amerika auffressen, grölten sie, und Bud Curtis, dem sollte man sofort ein Messer in den Leib rammen.
    Bud erreichte das Ganze gar nicht mehr. Sollten sie doch alles kurz und klein schlagen und sich die Stimmbänder wund schreien.
    Aus der Lautsprecheranlage war mehrfach Falsos Stimme zu hören. Wenn sie nicht sofort die Fresse hielten, würden sie die Wasserschläuche zu spüren bekommen. Die Unruhe schien Falsos Andacht auf der anderen Seite der Tür zu stören. Was mochte das bedeuten? Bekam Daryl noch Musik zu hören? Zitterten dem Militärarzt die Hände? Oder war Falso einfach nicht zu verstehen, wenn er noch einmal das Urteil verlas?
    Bud hielt sich die Ohren zu. Auf einmal brandete Hass in ihm auf.
    »Schweine!«, hörte er sich selbst brüllen. »Ihr seid doch alle Schweine! Verfluchte Mörder und Schweinehunde seid ihr! Ich bin der Einzige hier, der kein Blut an den Händen hat! Ich verachte euch! Euch alle!« Er holte ganz tief Luft, dann schrie er: »Das gilt auch für euch Bullen da unten! Könnt ihr mich hören, ihr Mörder? Oder seid ihr zu sehr damit beschäftigt, Daryl umzubringen?«
    Da begannen die Milizionäre, auf ihre Toiletten loszuhämmern. Einer hatte seine Kloschüssel offenbar schon losgerissen, denn ein schmales, langsam anschwellendes Rinnsal lief an Buds Zelle vorbei. Ein anderer hatte das Waschbecken aus der Verankerung gewuchtet und hämmerte damit gegen dieGitterstäbe. »Komm her, Bud Curtis«, schrie er, »und wasch dein dreckiges Maul. Komm her, dann stopfe ich dir das Ding in den Rachen!«
    Bud hätte am liebsten laut gelacht. Es war so grotesk. »Gut so, ihr Idioten«, sagte er leise. »Schlagt nur alles kurz und klein. Dann könnt ihr in eurer Scheiße sitzen, bis sie euch holen kommen.« Ihm war, als löste sein Körper sich langsam auf.
    Plötzlich war Schlüsselrasseln zu hören. Zwei Polizisten rannten den Gang bis zum Ende hinunter, um die Situation in Augenschein zu nehmen. Sie wirkten panisch. Bud erkannte Freddie Cambell von der Wache oben. Seit Bud hier einsaß, war der noch nie hier unten gewesen. Der Mann sah sich verwirrt um, rief seinem Kollegen etwas zu und klopfte dann an die Tür zum Abschnitt mit der Todeskammer.
    Keine Minute später waren weitere vier Polizisten dazugekommen und begannen, die Gefangenen mit einem Wasserstrahl von zehn atü abzukühlen. Der Strahl traf Bud so heftig im Gesicht, dass es sich anfühlte, als würde die Haut platzen. Er wurde an die Wand gepresst, und in den Sekunden, in denen der Wasserstrahl über Brustkorb, Unterleib und Beine wanderte, konnte er sich nicht rühren. Als er dann stürzte und mit dem Kopf gegen die stählerne Pritsche schlug, wurde er beinahe ohnmächtig.
    Nach drei Minuten Chaos war nur noch das Geräusch des rinnenden Wassers zu hören. Bud sah, dass

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