Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
angerufen hat, bevor sie kam. Der Anruf wurde registriert, kapiert?«
Rosalie nickte langsam. James lehnte an der Wand und ließ schlaff die Arme herunterhängen.
»Wo ist Ollie Hensons Handy jetzt?«, fragte Jeff.
Rosalie spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie hielt das nicht mehr aus. Ständig diese Vorwürfe, diese Verhöre. Diese Gewalt gegen ihre Söhne. »Das hat Doggie doch wohl mitgenommen, oder?«
James richtete sich ein wenig auf. »Wir haben ihr Handy nicht gesehen, solange sie hier war. Aber sie war ja auch nicht lange hier.«
»Und was ist dann das hier?« Jeff hob eine durchsichtige Plastiktüte hoch, darin lag Ollie Boyce Hensons Handy. »Das haben wir im Mülleimer in der Küche gefunden.«
Rosalie hätte sich die Haare raufen können. Wie blöd konnte man denn bitte schön sein? Das Ding hätten sie doch wunderbar zusammen mit Doggies Klamotten entsorgen können – im Hudson River oder sonst wo.
»Hab ich noch nie gesehen«, behauptete James. »Das wird sie wohl selbst da reingeschmissen haben.«
»Und wieso hätte sie das tun sollen?«
»Woher soll ich denn das wissen, verdammt noch mal? Wahrscheinlich wusste sie, dass man sie damit orten kann, ist doch logisch, Mann!«
»Wieso orten? Sie konnte doch nicht wissen, dass wir Kontakt zu dem Mann hatten, der ihr das Handy gegeben hatte? Oder?«
»Wir haben auf dem Revier alles gesagt, was wir wissen. Und dass sie verdammt clever ist. Ganz genau so hab ich’s gesagt. Das müssten Sie doch schon längst im Bericht gelesen haben.« Rosalies ältester Sohn verzog die Mundwinkel nach unten.
Pass auf, was du sagst, flehte Rosalie ihn mit Blicken an, doch James kümmerte das nicht.
»Außerdem haben wir das hier gefunden.« Jeff zeigte Rosalie die leere Packung Haarfärbemittel.
»Ja? Ich hab mir gestern die Haare gefärbt.« Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Doggies abgeschnittene Haare hatten sie also nicht gefunden. Hoffentlich hatte sie die ins Klo geworfen und heruntergespült.
Jeff glotzte ihre Haare an und ließ sich offenbar überzeugen.
»Gut, wir geben euch noch eine letzte Chance«, sagte der andere Fahnder. »Seit James gestern Abend bei der Polizei war, haben wir sämtliche Telefonnummern, die für diese Adresse registriert sind, überprüft. Das sind insgesamt vier. Ein Handy ist auf deinen Namen registriert.« Er zeigte auf James. »Außerdem gibt es eine Festnetznummer auf den Namen deiner Mutter und noch ein Handy von deinem kleinen Bruder hier.« Er kickte Dennis in die Seite. Der rührte sich langsam wieder. »Und zu guter Letzt auch noch ein Handy, das eurem verstorbenen Bruder gehört hat.«
Jeff fuhr fort: »Besonders aufschlussreich finden wir, dass vom Handy eures verstorbenen Bruders – Frank hieß er wohl, wenn ich richtig informiert bin – in den letzten vierundzwanzig Stunden Anrufe getätigt wurden. Wie kann das sein, wo er doch tot ist?«
Rosalie sah zu Boden.
»Weiß ich denn, was der Scheißjunkie gemacht hat, bevor er sich den goldenen Schuss gesetzt hat?«, meinte James. »Wahrscheinlich hatte er das Handy für genau diesen letzten Fix verkauft, verdammte Scheiße.«
Der Fahnder bei der Küchentür brachte noch eine Tüte zum Vorschein. Rosalie konnte nicht sofort erkennen, was darin war, aber James wirkte wenig glücklich.
»Diese Pistole hier, war die auch Franks?«
Rosalie hätte am liebsten geweint. Waren ihre Jungs wirklichso dumm gewesen, solche Sachen in der Wohnung herumliegen zu lassen? Was kam als Nächstes?
»Ja«, bestätigte James. »Wir haben Frank immer wieder gewarnt, aber er hat nicht auf uns hören wollen.«
»Dann will ich mal sehr für euch hoffen, dass wir darauf nur seine Fingerabdrücke finden. Du hast ja sicher nichts dagegen, dass wir dir deine zur Sicherheit abnehmen, oder? Wo du dir doch so sicher bist, dass das Franks Waffe ist?«
»Doch, ich hab was dagegen, schließlich hab ich verdammt noch mal gemacht, was Sie von mir verlangt haben!«
Der kleine Jeff baute sich nur Millimeter entfernt vor James auf. Er ließ sich von einem großen schwarzen Jugendlichen nicht einschüchtern. »Du bist der Älteste von euch drei Brüdern, stimmt’s?«
James sagte nichts, seine Miene war Antwort genug.
»Gut. Dann bist du nämlich dafür verantwortlich, wenn wir gleich deine Mutter mit aufs Revier nehmen, weil du uns nicht alles sagen wolltest, was du weißt. Kapiert?«
Finster sah James ihn an. Hoffentlich tat er jetzt nichts Unüberlegtes.
Dann wandte sich Jeff Rosalie zu.
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