Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
Johnson gesagt?«, war ihre erste Frage, als sie auf dem Weg zu seinem Büro hinter ihm hertrippelte. »Sie haben ihn doch gefragt?«
Er sah sie an. Wenn sie doch nur verschwinden würde! Wie um Himmels willen hatte er ihr irgendetwas in Aussicht stellen können? Eben im Oval Office, wie hätte er da Billy Johnson nach etwas so Nebensächlichem wie Eleanor Poppins’ Mann fragen sollen, wo der Präsident und die übrigen Anwesenden gerade die Welt in ein schwarzes Loch manövrierten? Nein, er hatte nicht getan, worauf sie gehofft hatte.
»Es hat sich leider nicht ergeben, Eleanor.«
»Aber Sie haben ihn angesprochen?«
»Ja. Ja, das habe ich, aber es kam nichts dabei heraus. Er wusste nichts, Eleanor.«
Sie folgte ihm in sein Büro.
»Aber Sie haben ihm gesagt, dass er helfen soll, ja?«
»Ja, Eleanor, ja.« Er sah auf die Uhr. Es tat ihm leid für sie, aber in wenigen Minuten musste er im Presseraum stehen. Sie musste jetzt aufhören. Konnte sie nicht sehen, dass er unter erheblichem Druck stand? Dass es nichts brachte, jetzt etwas von ihm zu verlangen? Dass er es nur gerade eben so schaffte, einen Punkt nach dem anderen zu erledigen?
Aus ihrem Zimmer war schwach das Klingeln des Telefons zu hören, und Eleanor Poppins runzelte die Stirn. »Ich erwarte einen wichtigen Anruf, Eleanor«, sagte er und signalisierte ihr, das Telefonat anzunehmen und zu ihm durchzustellen. »Wir sprechen später über Ihren Mann, ja?«
So nachdrücklich, wie sie die Tür hinter sich schloss, wusste er, was sie von ihm hielt. Er atmete tief durch und nahm beim ersten Klingelton ab. Er musste den Anruf nur hinter sich bringen. Wäre Eleanor nicht gewesen, hätte er gar nicht abgenommen.
»Wesley Barefoot.« So kalt und knapp antwortete er stets, wenn er signalisieren wollte, dass er keine Zeit hatte.
»Ich sage das jetzt ganz schnell. Und du sagst gar nichts.«
Wesleys schnappte nach Luft.
Nenn sie nicht beim Namen, hör nur zu. Bitte, sag, dass es dir gut geht, Doggie! Vielleicht konnten sie frei sprechen, vielleicht war es möglich. Lance Burton kontrollierte ja die Überwachung. Seines Wissens war es nur Lance. Oder hörten vielleicht doch noch andere mit? Oder lief die Überwachung anders? Wurde sie jetzt registriert? Registrierten die womöglich alle Anrufe? Ja, klar. Sie registrierten die Nummern. Aber vielleicht rief sie von einer Nummer an, die ihnen nicht unmittelbar etwas sagte. Vielleicht klingelten nicht sofort die Alarmglocken, das wäre gut. Bestimmt war sie vorsichtig. Wenn er nichts Besonderes zu ihr sagte, gab es auch nichts Besonderes zu registrieren. Aber er wollte doch etwas Besonderes sagen. Etwas ganz Besonderes, damit sie wusste, dass er das Richtige dachte. Über sie beide und über alles.
All das lag ihm auf der Zunge, aber er blieb stumm.
»Mir geht’s gut«, sagte sie. Ihre Stimme klang erstaunlich gelassen. Die Hintergrundgeräusche hörten sich an wie die einer vielbefahrenen Straße. Einer nassen Straße. Irgendwo auf dieser Welt. Er starrte aus dem Fenster. In Washington regnete es auch –
»Ich treffe mich gleich mit T. Wahrscheinlich hörst du wieder von mir. Wir wollen versuchen, hineinzukommen.«
Hineinzukommen? Doch hoffentlich nicht ins Weiße Haus! Er schüttelte den Kopf. Doch, das sah ihr ähnlich.
»Bist du in Washington?«, fragte er und bereute es im selben Moment.
»Ich will dir nur sagen, dass du heute aufpassen musst. Überall, wo du auch bist. Ich habe das Gefühl, das wird für dich wichtig sein.«
Er wollte sie fragen, warum sie das sagte. Ob er etwas tun könne. Er wollte ihr sagen, dass auch sie auf sich aufpassen sollte. Aber für Doggie war das Gespräch beendet. Er meintefast zu hören, wie sie lächelte, als sie sich verabschiedete und auflegte.
Ein, zwei Minuten lang starrte er aus dem Fenster. Es goss in Strömen, die Umrisse der großen Bäume waren kaum zu erkennen.
Da ging die Tür auf, Eleanor trat ein. Sie sah ihn aus großen Augen an, auf der Hut, bereit, noch die kleinste Regung zu registrieren. Er wich ihrem Blick aus, dann zwang er sich, sie anzusehen. »Haben Sie mitgehört?«
Sie nickte ganz langsam. Das bedeutete das Ende ihrer Karriere, aber das war ihr gleichgültig, denn es war die einzige Möglichkeit, ihren Mann freizubekommen. »Ich finde, Sie sollten noch einmal mit Billy Johnson über meinen Mann sprechen, Wesley. Ich glaube, das Beste wird sein, wenn Sie das etwas später tun, ja? Im Übrigen müssen Sie jetzt gehen. Unten im Presseraum
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