Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
nickte. »Bugattis Freund wollte mich gerade warnen, da bin ich mir ganz sicher. Vielleicht wird er abgehört, vielleicht sind sie schon bei ihm.«
»Letzteres, fürchte ich.«
»O Gott, T., was machen wir? Vielleicht nehmen sie Bugatti in diesem Augenblick fest?«
»Du kannst nichts machen. Hör doch mal!«
Die gewaltigen Mauern des Gerichtsgebäudes warfen das Echo der Sirenen zurück. Nein, sie konnten nichts tun.
»Hör zu, Doggie. Ich wollte mit dir reden, weil das hier noch viel gefährlicher ist, als wir bisher angenommen haben.« Er erzählte rasch, was am Vortag geschehen war. Als er zu Sunderlands Kindheit und seinem Gespräch mit dem Stiefvater kam, unterbrach sie ihn.
»Du verdächtigst Sunderland, hinter allem zu stehen.«
»Unbedingt.«
»Bugatti und ich tun das auch.«
»Doggie. Nichts in diesem Spiel passiert zufällig. Die Anklagen gegen deinen Vater, Mimi Jansens Ermordung, der Attentatsversuch neulich, alle Unglücksfälle hier im Land, die Übergriffe auf Regierungs- und Kabinettsmitglieder. Hinter allem steht Sunderland. Das wird mir immer klarer.«
»Ich habe meine Theorien zum Mord.«
»Ja, die hab ich auch. Aber lass das für den Moment, wir verlieren nur unnötig Zeit.«
»Du denkst an meinen Vater?«
T. zog an seiner Zigarette. »Natürlich tue ich das, aber wir müssen uns selbst und anderen erst einige Fragen stellen, um jetzt rasch zu entscheiden, welche Möglichkeiten wir haben.«
»An welche Fragen denkst du?«
»Ich denke vor allem an das Warum.« Er drückte die Zigarette in dem völlig überfüllten Aschenbecher aus.
»Warum Sunderland das alles tut?«
Er nickte. »Liegt auf der Hand, oder?«
Doggie sah ihn an. »Er will Präsident werden.«
»Ja. Bei seiner Vergangenheit gab es keinen anderen Weg. Und er wird es auch werden, wenn wir das nicht verhindern, ist dir das klar?«
»Und wie?«
»Lyndon B. Johnson hat es geschafft, und Gerald Ford ebenfalls.«
»Aber Jansen ist weder tot noch freiwillig zurückgetreten.«
»Noch nicht, nein. Aber irgendetwas sagt mir, dass es heute geschieht. Sieh dir diese Stadt an. Das ist doch alles Wahnsinn. Eine Stimmung wie vor einer Schlacht. Unten an der Ellipse stehen Tausende Bewaffneter in Zivil! Für Sunderland ist entscheidend, dass es passiert, bevor das ganze Land im Chaos versinkt.«
»Und deshalb meinst du, dass Jansen heute ermordet werden soll und Sunderland damit rechnet, in seiner Eigenschaft als Vizepräsident an dessen Stelle vereidigt zu werden.« Sie holte tief Luft. »T., zum Teufel! Das ganze Land glaubt doch, dass Sunderland hinter Jansen steht! Also wird er hinterher auch für Jansens Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Wie sollte da jemand auf die Idee kommen, ihn als Jansens Nachfolger vorzuschlagen?«
»Sunderland wird auf der Stelle wieder normale Zustände herbeiführen. Er wird behaupten, er habe versucht, den Präsidenten aufzuhalten. Er habe gerade eindeutige Beweise dafür erhalten, dass der Präsident seine Macht missbrauchte, um einen Ausnahmezustand zu provozieren. Dass der Mann krank gewesen sei. Dass die Morde in New York, die Schießereien in den Schulen, dass alles Mögliche sein Werk gewesen sei.«
»Damit kommt er nicht weit. Es gibt Gegenbeweise.«
»Glaub mir, auch da wird er vorgesorgt haben. Es wird Menschen geben, die ihn in diesen Theorien unterstützen. Wichtige Leute.«
»Niemand im Weißen Haus.«
»Doch, ganz gewiss. Aber vielleicht wissen die das nicht einmal selbst.«
Ihre Kleidung war durchnässt, im Auto herrschten arktische Temperaturen, und doch brach Doggie der Schweiß aus. »Ja, du hast recht. Er wird Jansen an allem die Schuld geben – außeram Mord dessen eigener Frau. Deshalb muss mein Vater sterben. Damit ist alles mit einem Streich erledigt.«
»Ja. Dein Vater war für Sunderland nützlich. Und jetzt ist Sunderland bereits dabei, rings um das Gerichtsverfahren aufzuräumen. Nichts soll auf seine Manipulationen hinweisen können, wenn er erst Präsident geworden ist.«
»Was meinst du damit?«
»Der Staatsanwalt, Mortimer Deloitte, ist verschwunden. Ich bin mir sicher, dass er auf Sunderlands Gehaltsliste stand. Viel zu viele Fragen wurden von der Staatsanwaltschaft gar nicht erst aufgegriffen. Zum Beispiel die Frage, wer Toby O’Neill erschossen hat. Das war kein Verfahrensfehler, dass Deloitte diesen Teil des Falls nicht berührte, das geschah mit voller Absicht.«
»Ach du großer Gott! Aber Deloitte wird doch wohl gefunden?«
»Nicht lebend,
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