Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
das Buch zurück. Wenn ich erst rausgegangen bin, um nach ihm Ausschau zu halten, komme ich nicht wieder rein.
Aber wenn er nun wirklich schon gegangen war?
Sie streifte noch ein bisschen zwischen den Regalen herum, aber schließlich gab sie auf und steuerte auf den Ausgang zu. Der schlimmste Fall war eingetroffen, T. war weg.
Draußen regnete es noch heftiger als vorher, wenn das denn überhaupt möglich war. Immerhin, der FBI-Agent war ebenfalls weg, er hatte Unterschlupf gesucht. Die Gullys liefen über, sie konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. In einer Dreiviertelstunde musste sie am Market Square sein, um Bugatti zu treffen, wenn sie den direkten Weg nahm, brauchte sie dafür nur wenige Minuten. Wenn sie stattdessen an den Parkplätzen am Metro Center vorbeiging und weiterzu der Gegend beim Judiciary Square, könnte es klappen. Sie wäre rechtzeitig da und konnte dann Bugatti daran hindern, ins Teehaus zu gehen. Mit etwas Glück würde sie T. bei den Parkplätzen entdecken. Sie hoffte es so sehr.
Doggie blickte sich um, die Straße war menschenleer. Sie ging schneller, und an jeder Kreuzung sah sie gründlich in die Querstraßen, aber von T. keine Spur.
T. war aus dem Geschäft verschwunden. Die Agenten hatten ihn observiert, weil er auf ihrem Handy eine Nachricht hinterlassen hatte, das lag auf der Hand. Er hatte nichts falsch gemacht. Sie waren auch nicht hinter ihm her. Vielleicht glaubten sie, er könne sie zu ihr führen. Vielleicht war es ja doch nicht so gut, wenn sie ihn fand. Aber ohne T. kam sie nicht ins Weiße Haus! Vielleicht konnte Bugatti ihr helfen? Nur: wie?
Wieder sah sie zurück. Auf dem gegenüberliegenden Gehweg fünfzig Meter hinter ihr ging vornübergebeugt ein Mann. Wegen des dichten Regens war er nicht deutlich zu sehen, aber Doggie ging einfach ein bisschen langsamer. Erschrocken stellte sie fest, dass sich noch ein Mann angeschlossen hatte, ein Stück weiter hinter ihnen. Sie ging um die Gerichtsgebäude. Sollte sie das Treffen mit Bugatti einfach sausen lassen? Nein, das durfte sie nicht.
Warum gibst du nicht auf?, dröhnte es in ihrem Kopf. Natürlich, am Ende der Indiana Avenue lag der Market Square, aber da lag auch das Hauptquartier des FBI. Die Männer, die sie verfolgten, waren hier zu Hause. Die spielten doch Katz und Maus mit ihr. Warteten nur ihren nächsten Zug ab, um dann zuzupacken.
»Jetzt reiß dich mal zusammen«, sagte sie laut. Wenn es irgendwie ging, musste sie Bugatti warnen. Die Zeit würde es zeigen, was daraus wurde.
Ach, es nützte ja doch nichts. Wenn sie am Market Squarestand, war sie fast wieder am Ausgangspunkt, nur wenige Hundert Meter von Barnes & Noble entfernt. Wenn die Obdachlose von vorhin an dem Ort aufkreuzte, wo – wie sie höchstwahrscheinlich wussten – John Bugatti auf Doggie Rogers wartete, brauchten die doch bloß eins und eins zusammenzuzählen. Und zwei Mal hintereinander so viel Glück haben und entwischen –? Nein, man durfte denselben Gegner nicht zwei Mal in Folge herausfordern.
Sie blieb stehen und drehte sich um.
Der erste Mann war jetzt nur noch zwanzig Meter hinter ihr. Wenn sie nicht gerannt wäre, hätte er sie eingeholt. Er war völlig durchnässt und machte nicht den Eindruck, als genieße er das. Sein Mantel war vom Regen dunkler als der Asphalt. Da hob er den Kopf und sah sie direkt an.
Es war T.
Sie hätte vor Erleichterung und Freude fast laut geschrien, registrierte aber rechtzeitig sein Nicken nach hinten.
»Komm mit«, presste er zwischen den Zähnen hervor, als er an ihr vorbeiging. »Bleib dicht hinter mir.«
Sie folgte ihm mit drei Schritten Abstand bis zum Market Square und hinüber zur Weltkarte in Granit. Sie warf einen Blick in die Achte Straße, wo »Teaism« lag, von Bugatti war keine Spur zu sehen. Aber es war auch noch zu früh.
Mit dem anderen Mann im Schlepptau bogen sie in die Pennsylvania Avenue Richtung Capitol ein, dann nahmen sie die Sechste Straße. Sie drehte sich um, der Typ war weg. Da rannte sie zu T.
Er sah sie nicht an. Zog nur ein Päckchen Zigaretten aus der Manteltasche und versuchte im strömenden Regen vergeblich, sich eine anzustecken.
»Ich bin jetzt am Market Square mit John Bugatti verabredet.« Sie gingen wieder mit drei Schritten Abstand. »Was soll ich tun?«
»Geh nicht hin. In drei Minuten haben wir die Polizei hinteruns. Überall sind Augen, die uns beobachten. Komm einfach mit.«
»Du denkst an den Typen hinter uns? Aber der ist doch weg.«
»Die
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