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Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)

Titel: Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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und hielt den Kopf unter den Wasserhahn des kleinen Waschtischs in der Ecke.
    Das Wasser färbte sich auch nach dem dritten Durchspülen noch schwarz. Den Rest rubbelte sie mit dem Handtuch weg. Als sie sich anschließend im Spiegel anstarrte, glich sie einem rotwangigen Bauernmädchen.
    Zuletzt zog sie das Kleid über und kämmte sich, so gut es ging.
    »Meinst du nicht, ich bin jetzt ein bisschen overdressed für einen Sonntagnachmittag?« Sie drehte sich zu T. um. Der riss die Augen auf, als er an sich selbst heruntersah. Die Hosen schlotterten um seine mageren Beine.
    »Overdressed? Nein, sieht schon viel besser aus. Aber was machen wir mit mir?«
    Er drückte die Brust raus, was ein bisschen half. Dann leerte er die Manteltaschen und verteilte seinen Sheriffstern, die Geldbörse, die Autoschlüssel und seinen Talisman, denDartpfeil, auf die Anzugtaschen. Den Revolver, in dieser Umgebung so unpassend wie nur irgendwas, steckte er in den Hosenbund, was den Gesamteindruck auch nicht verbesserte.
    »Das Teil musst du liegen lassen, T.«
    Er sah sie entsetzt an.
    »Lass ihn hier, T. Den kannst du hier nicht ziehen, wenn dir dein Leben lieb ist.«
    Mit gequälter Miene schob er die Waffe unter einen Stoß Papiere.
    »Und jetzt stecken wir uns die hier an.« Sie reichte ihm ein Namensschild. »Ohne würden wir auffallen. Nur wer so ein Ding hat, gehört dazu.«
    Er nahm das Teil, drehte und wendete es und steckte es sich dann so hoch oben ans Revers, dass man es unmöglich übersehen konnte.
    Sie brachte ihr Schild etwas dekorativer an und sprach in das Miniaturmikrofon: »Test, Test. An alle, die mithören. Hier spricht Doggie Rogers. Mein Vater ist unschuldig, und deshalb bin ich hier. Jeglicher Vorwurf, ich hätte den Vizepräsidenten umbringen wollen, ist Blödsinn. Ich habe Sunderland lediglich an seiner empfindlichsten Stelle getroffen, und das hatte er verdammt noch mal auch verdient. Dieser Kerl steckt hinter allem: hinter dem Mord an Mimi Jansen, den Attentaten auf den Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs und den Justizminister. Habt ihr das verstanden, ihr da draußen? Sunderland ist nicht der, für den er sich ausgibt! So, jetzt wisst ihr’s!«
    Sie lächelte. Das war vermutlich nicht sonderlich klug gewesen, aber es fühlte sich gut an. Dann sah sie zu T.
    »Als ich vorhin auf eine Gelegenheit wartete, dich aus dem Zimmer zu bekommen, hörte ich jemanden sagen, dass um zwanzig nach drei vor dem Empfangssaal eine Pressekonferenz stattfindet. Das ist bald. Weißt du, wo das ist?«
    Sie sah ihn an. Eine Pressekonferenz auf der Terrasse? Sie schüttelte den Kopf. »Das ist höchst ungewöhnlich. ThomasSunderland mag keine Veranstaltungen unter freiem Himmel. Teils wegen des unzuverlässigen Wetters und teils, weil die Sicherheit nur schwer zu gewährleisten ist. Das habe ich ihn immer wieder sagen gehört.«
    »Und?«
    »Deshalb finden sämtliche Veranstaltungen drinnen statt, obwohl Jansen das überhaupt nicht leiden kann. Die letzte Veranstaltung unter freiem Himmel hatten wir während des Wahlkampfs in Richmond.«
    T. stutzte. »Aber heute hat Sunderland nichts dagegen, dass die Pressekonferenz unter freiem Himmel stattfindet. Und das bei dem Sauwetter. Ist das nicht sonderbar?«
    Intuitiv sah Doggie zu den beiden Zeichnungen, die sie auf den Tisch gelegt hatte. T. folgte ihrem Blick.
    Natürlich! Jetzt erkannten sie es.
    Verdammt.

42
    So viele Jahre hatte Wesley einen konkreten Plan für sein Leben gehabt und daran gearbeitet. Bis vor wenigen Wochen hatte er das Gefühl gehabt, sich auf dem sicheren Weg nach oben zu befinden. Auf dem richtigen Weg. Aber seit den wenigen Minuten, die er vor dem Monitor in Lance Burtons Überwachungsraum zugebracht hatte und in denen er Zeuge geworden war, wie Sunderland Bugatti umbrachte, war er sich endgültig sicher: Sollte er das hier überleben, würde er aus diesem Geschäft aussteigen.
    Über die Überwachungskamera konnte er beobachten, wie Kanes Männer Bugattis Leiche aus Sunderlands Büro schafften. Er wechselte zu der Kamera im Flur und sah seinem alten Freund nach, bis sie mit ihm verschwunden waren.
    Der Flur war voller Zuschauer: schwarz gekleidete Sicherheitsleute, die ihre Waffen wieder wegsteckten, britische Sonderagenten mit seelenlosen Mienen und Diplomaten, die sich zufällig dort aufhielten, standen herum und guckten zu.
    Wesley klickte die nächste Kamera an, noch etwas weiter den Gang hinunter. Die Tür zum Oval Office war immer noch geschlossen.

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